Sandkerwa: Drohen dem Annafest ähnliche Probleme?

4.5.2017, 17:35 Uhr
Sandkerwa: Drohen dem Annafest ähnliche Probleme?

© Archivfoto: Ralf Rödel

So richtig überrascht habe ihn die Absage der Sandkerwa nicht, sagt Ordnungsamtsleiter Klaus Backer, einer der Macher des Annafests und erzählt. Vor Jahren war er privat auf der Sandkerwa. In irgendeiner der engen Gassen ist er stecken geblieben. "20 Minuten ging es weder vor noch zurück und es gab keinen richtigen Auslöser dafür", erzählt Backer. Es sei einfach nur zu eng gewesen. Manche Gäste wurden nervös, die Situation bekam etwas Beklemmendes. Wenn etwas passiert wäre . . .

Klaus Backer ist auch Musiker und hat selbst schon Veranstaltungen organisiert. "Ich muss immer eine Kosten-Gewinn-Rechnung machen. Wenn ich merke, es lohnt sich wirtschaftlich nicht, dann habe ich Verständnis, wenn man sich zurückzieht."

Mit anderen Worten: Die Sandkerwa hat durch ihre Lage sehr spezifische Probleme, gerade was die Sicherheit betrifft. Und sie hat mit privaten Betreibern als Veranstalter auch einen anderen Unterbau als etwa das Annafest oder das Walberlafest, die von den Kommunen betrieben werden.

Wirtschaftlich gesehen ist das Annafest ein Draufzahlgeschäft, sagt Klaus Backer. Nach Abzug aller Kosten und Einnahmen zahlt die Stadt jährlich über 100 000 Euro, damit der Kellerwald so genutzt werden könne, wie er genutzt werde.

Investiert wird dabei natürlich auch in die Sicherheit. Seit dem Unglück bei der Loveparade in Duisburg 2010 sei das Sicherheitsdenken ein anderes, sagt der Ordnungsamtsleiter. Die Sicherheit ist nicht mehr verhandelbar. Wenn sie nicht bezahlbar ist, dann ist das das Todesurteil für jedes Fest.

Forchheim allerdings habe seine Lehren schon nach dem Unwetter auf dem Annafest 2005 gezogen, das ein Todesopfer kostete, ein Mädchen wurde querschnittsgelähmt. Seit über zwölf Jahren justiere man permanent am Sicherheitskonzept. 2018 soll es ein neues geben.

Die Sicherheit beim Annafest beginnt bei den Rettungswegen, der regelmäßigen Baumkontrolle, reicht über die Lautsprecheranlagen für amtliche Durchsagen, das Sicherheitspersonal, die Feuerwehrleute, bis zur Notbeleuchtung, die neu in diesem Jahr geplant ist.

Inzwischen hat die Stadt die Nutznießer des Annafests beteiligt: Der Preis für das Sicherheitspersonal (zwischen 30 000 und 35 000 Euro) wird von den Schaustellern (ein Drittel) und von den Kellerbetreibern und Brauereien (zwei Drittel) bezahlt. Schön fände es Klaus Backer, wenn auch die Gäste einen Beitrag leisten würden. Seine Idee: Ein freiwilliger Sicherheits-Euro, den jeder Gast einmalig bezahlt, dafür, dass er sich sicher fühlen und auch Dienstleistungen in Anspruch nehmen kann. "Das wären vielleicht 100 000 Euro, die man jedes Jahr einnehmen und in das Gelände und die Infrastruktur reinvestieren könnte."

Sicherheit hängt aber auch mit Kommunikation zusammen, sagt Anja Gebhardt (SPD), Bürgermeisterin von Kirchehrenbach, die heute Abend den Bieranstich für das Walberlafest vornehmen wird. Seit Jahren schon treffen sich Landratsamt, Polizei und Gemeinde regelmäßig am runden Tisch. Am Walberlafest geht es unter anderem darum den Sicherheitsgedanken mit dem Naturschutz und der Tradition in Einklang zu bringen.

Eng wird es dort oben auf dem Ehrenbürg-Plateau selten, aber durch die Felsen und Abhänge besteht Absturzgefahr. Bauzaun oder Flatterbänder? "Wir haben uns für Flatterbänder entschieden, weil die keine Sicherheit vorgaukeln, sondern warnen", erzählt Gebhardt. Geregelt wird das in der Walberlafestverordnung, die es in Anlehnung zur Annafest-Verordnung gibt.

Auch wenn der Sicherheitsaufwand in den vergangenen Jahren enorm gestiegen ist: Es gibt derzeit nichts, was Walberlafest und Annafest gefährdet.

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