Sankt Anton wacht am Trubbach wie eh und je

25.7.2014, 08:00 Uhr
Sankt Anton wacht am Trubbach wie eh und je

© Horst Linke

„Neu“ im Sinne von „neu“ ist der Bildstock an der Äußeren Nürnberger Straße nur, weil er neu hergestellt wurde. Doch eigentlich geht das Flurdenkmal, das gestern neben einem Autohaus an der Trubbachbrücke offiziell vorgestellt wurde, auf eine Zeit zurück, als die Menschen sich noch auf Pferden und in Kutschen fortbewegten. Irgendwann im 19. Jahrhundert, jedenfalls vor der bayerischen Justizreform von 1879, stürzte am nämlichen Ort ein Gerichtsdiener namens Otto Hemmerlein auf seinem Weg nach Kersbach vom Dienstgaul. Er hatte wohl gescheut (der Gaul), der Grund hierfür bleibt verborgen.

Jedenfalls, so legte der Vorsitzende des Heimatvereins, Dieter George, glaubhaft dar, kugelte besagter Hemmerlein die Böschung hinab und blieb „nur deshalb unverletzt, weil er sofort wusste, welchen Heiligen er anzurufen hatte.“ Nämlich Antonius, aber nur den aus Padua, denn heilige Antoniusse gibt es noch weit mehr.

Otto Hemmerlein, Diener am Landgericht Forchheim, wie Stadtheimatpfleger Franz Schürr genüsslich darlegte (Schürr ist nämlich ehemaliger Präsident des Amtsgerichts, 1879 wurde die Justiz neu geordnet und aus Land- wurde Amtsgericht), stiftete dem Anton flugs ein Kleindenkmal aus Holz. Es stand mindestens bis 1924 auf Höhe des Gasthauses Oppelt. Seither ist es verschollen, fand aber 1945 einen Nachfolger.

In jenem Jahr, so Schürr, stieß an selber Stelle ein amerikanisches Militärfahrzeug „mit einem Forchheimer Bürger zusammen“. Der Einheimische blieb wie durch ein Wunder unverletzt (über das US-Fahrzeug sagte Schürr nichts), und erinnerte sich wohl des segensreichen Wirkens des früheren Hemmerlein-Bildstocks. Nur dass er ihn jetzt in Stein aufstellen ließ.

Das Gasthaus Oppelt existiert heute nicht mehr. Beim Abriss wurde die Marter gleich mit entsorgt, sie liegt jetzt auf dem Schutthaufen des städtischen Bauhofes. Die Antonius-Figur war schon vorher aus dem Denkmal geklaut worden.

270 Jahre alte Eiche

Kreisheimatpfleger Otto Voit regte an, den Heiligen wieder zu seinem Recht kommen zu lassen. Franz Schürr ließ daraufhin seine Beziehungen spielen und herausgekommen ist jetzt ein nagelneuer hölzerner Bildstock mit einem ganz neuen, von Ernst Deutsch geschaffenen Antonius („Ich habe bisher nur privat an Krippenfiguren geschnitzt“). Stadtförster Stefan Distler ließ im Kellerwald eine 270 Jahre alte Eiche fällen, aus deren Stamm die Holzbaufirma Blümlein die Marter herstellte.

Die Stadt verzichtete auf ein Entgelt, so Schürr dankbar in Richtung Oberbürgermeister Franz Stumpf. Die GWS stellte einen Zipfel eines Grundstücks zur Verfügung und der Heimatverein schoss 5500 Euro für Holzbauer und Schnitzer zu. Herausgekommen ist ein rund drei Meter hohes Flurdenkmal am Rande der viel befahrenen Äußeren Nürnberger Straße.

Ernst Deutsch, dessen Enkel den Namen Anton trägt, schuf den Franziskanermönch Anton aus Padua (zirka 1195—1231) bewusst „volkstümlich“, wie er sagte. Der Schutzheilige, der in Fällen von Pest, Unfruchtbarkeit, Fieber, Schiffbruch, Kriegsnöten und Viehkrankheiten und außerdem beim Wiederauffinden von verlorenen Gegenständen angerufen wird (daher „Schlampertoni“), hilft angeblich auch bei der Partnersuche. Nicht ausgeschlossen ist also, dass sich hier ein Single-Treffpunkt entwickelt.

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