Schweden aus Franken fiebern bei WM doppelt mit

23.6.2018, 14:30 Uhr
Schweden aus Franken fiebern bei WM doppelt mit

© Foto: Healthineers

Zu brisanten Konfrontationen im Büro wird es für Göran Engström in der kommenden Woche nicht kommen. Der 47-Jährige weilt mit seiner deutschen Frau und der Tochter noch im Urlaub bei seiner Verwandtschaft in Schweden. "Vielleicht ist das gut, dass ich nicht da bin wenn wir am Ausscheiden der Deutschen Schuld sind", sagt er in nicht ganz ernst gemeintem Ton. Denn in seinem internationalen Team beim Siemens-Konzern treffen täglich verschiedene Nationalitäten aufeinander, die es gewohnt sind, mit Befindlichkeiten umzugehen. "Wir haben ein großes Plakat, auf dem jeder seine Fahne platzieren konnte", erklärt Engström.

Das Thema Fußball begleitet und fasziniert den Wahl-Franken jedoch schon seit der Kindheit. Aufgewachsen am Rande einer der großen südlichen Seen-Regionen in der Nähe von Karlstad knapp 300 Kilometer westlich der Hauptstadt Stockholm, lernte er als Kind das Kicken im Verein. "Im Winter hatte natürlich Eishockey vorrang. Das habe ich auch zwei Jahre länger gemacht", berichtet Engström.

Nachdem das sportliche Interesse in der Pubertät nachgelassen hatte, verschlug es ihn als Siemens-Mitarbeiter 2004 nach Deutschland. "Geplant waren zwei Jahre. Aber mir hat es sehr gut gefallen", erinnert sich Engström. Heute spielt die Tochter Fußball beim TSV Frauenaurach, der Vater ist mehr unter die Läufer gegangen und absolvierte 2016 den Berlin-Marathon.

Berüchtigtes Feier-Camp

Bei großen Turnieren lässt er sich freilich noch vom Fan-Fieber packen, so auch beim Gewinn der Eishockey-Weltmeisterschaft im Mai. "Wir haben gesungen und getanzt. Obwohl die Schweden zunächst ruhig rüberkommen, können wir bei solchen Gelegenheiten sehr ausgelassen feiern", verrät Engström. Jetzt im Urlaub mit der Familie wird er es, bestückt mit Trikot und Fahne, bei wenigen Bieren belassen. Feuchtfröhlicher fällt seine Erinnerung an eine Reise zur Fußball-EM nach Österreich 2008 ins berüchtigte Fan-Camp der Schweden aus.

Nun gilt es vor dem Duell mit Deutschland allerdings, mit Rücksicht auf den weiblichen Familienpart ein wenig Diplomatie walten zu lassen. "Deutschland war vorab mein Favorit auf den Titel. Ich habe großen Respekt vor der Mannschaft und meine Sympathien gehören ihr in jedem Spiel, nur nicht gegen Schweden." Angetan zeigt er sich von seiner Elf der Tre Kronor, die mit Mentalität und Zusammenhalt besteche. "Zlatan Ibrahimovic ist ein großartiger Spieler, aber ein Individualist. Die Erfolgsaussichten ohne ihn sind größer, weil das Kollektiv besser funktioniert."

Bei seinem Tipp sichert sich der 47-Jährige trotzdem in beide Richtungen ab. "1:0 für Schweden, wenn Deutschland so spielt wie gegen Mexiko. 2:1 für Deutschland, wenn sich Jogis Jungs steigern und ihr wahres Können zeigen." Klar scheint jedoch nach dem starken mexikanischen Auftritt: Der Verlierer des deutsch-skandinavischen Vergleichs muss nach Hause fahren.

Engström hat in jedem Fall ein weiteres Team im Rennen.

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