Seit einem Jahrhundert in voller Blüte

21.5.2012, 11:37 Uhr
Seit einem Jahrhundert in voller Blüte

© Hitschfel

Bei einem Festkommers auf dem Vereinsgelände wurden auch langjährige Vereinsmitglieder und Hobbygärtner für ihre Treue zum Verein geehrt. Einer von ihnen: Heinrich Weimann. Der 73-Jährige wurde für seine inzwischen 50-jährige Treue zur Kleingartenanlage ausgezeichnet.

Weimann erinnert sich noch gut an die Anfänge. „Als junger Bursch war es gar nicht so leicht, einen Garten zu bekommen“, erinnert sich Weimann zurück. „Die damalige Vorstandschaft hatte mir nicht zugetraut, dass ich einen Garten ordnungsgemäß bewirtschaften könne“, so der Geehrte.

Er musste ein dreiviertel Jahr warten, bis er endlich den Garten zugeteilt bekam. „Doch dann habe ich die Kritiker eines Besseren belehrt“, schmunzelt der 73-Jährige heute. Sein Garten hat eine Größe von rund 290 Quadratmeter. Ein kleines Häuschen steht inmitten des idyllischen Grüns, ein Brunnen sorgt für die Wasserversorgung. Neben verschiedenen Gemüsearten blüht der Garten in den verschiedensten farbenprächtigen Blumen.

Jede freie Minute im Garten

„Damals hatten wir ja fast kein Geld. Als von der einstigen Papierfabrik das Kesselhaus abgerissen wurde, habe ich die Steine genommen und mein kleines Häuschen raufgemauert“, erzählt Weimann, der in der Weberei Forchheim gelernt und später bis 1994 in der Firma Frankenjura gearbeitet hat. Damals wie heute verbringt er jede freie Minute in seinem Garten. „Meine Frau hat damals schon geschimpft und gesagt, ich solle doch gleich drinnen bleiben“, schmunzelt der Jubilar.

Neben den Ehrungen – für 25-jährige Mitgliedschaft im Kleingartenverein wurde noch Werner Sapper ausgezeichnet – erinnerte der Vorsitzende Günter Stöckl mit der Verlesung der Chronik auch an die ersten Anfänge des Jubelvereins.

Kurz streifte er die wichtigsten Meilensteine in der Vereinsgeschichte. Der Verein wurde 1912 als Naturheilverein Forchheim gegründet, so Stöckl. 1914 habe man einen Antrag an den Magistrat der Königlich Bayerischen Stadt Forchheim zur Errichtung eines Luft- und Sonnenbades durch den Naturheilverein Forchheim gestellt. 1921 folgte dann die Eintragung als „Verein für Gesundheitspflege“ in das Vereinsregister der Stadt Forchheim. 1934 spendete der Verein 2000 Reichsmark an die Stadt Forchheim für die Erweiterung der Schrebergärten und des Badegeländes zum ermäßigten Pachtzins von 120 Reichsmark und für einen ermäßigten Eintritt ins Stadtbad.

Aufblühen nach dem Krieg

Während des Krieges kam das Vereinsleben fast gänzlich zum Erliegen, da der größte Teil der Mitglieder zum Militärdienst einberufen wurde. Mit der Generalversammlung zum 15. April 1946 begann das Vereinsleben neu. 1949 zählte der Mitgliederstand bereits 183 Personen.

1957 wurde dann beschlossen, dass die Liegewiesen, Sonnenliegen und Anlagen nicht mehr öffentlich, sondern nur noch von Vereinsmitgliedern benutzt werden dürften. Auch wurde der Erweiterungsbau der Gaststätte inklusive Keller in Angriff genommen.

1963 wurden die Flächen zum Sonnenbaden nicht mehr genutzt – deshalb verschloss man die Umkleidekabinen mit Lattentüren und vermietete an Interessenten. 1964 mussten durch den Bau des Main-Donau-Kanals die Kabinen, die am Hang zur Spielwiese gelegen waren, aufgegeben werden.

Vom Hochwasser überflutet

1970 wurde das Wirtschaftgebäude an die Wasserversorgung der Stadt Forchheim angeschlossen – der Bereich der unteren Liegewiese war vom Hochwasser der Regnitz völlig überflutet. 1982 folgte dann die Änderung des Vereinsnamens in „Kleingartenanlage Sonnenbad e.V.“. 1984 wurde der Anbau (jetzige Gaststube) fertig gestellt. 1991 realisierten die Mitglieder den zweiten Bauabschnitt des Vereinsheims (heutiger Saal).

Im Jahr 2001 pflasterten die Mitglieder fast ohne fremde Hilfe den Biergarten und den Gaststättenvorplatz. Und seit 2009 läuft schließlich ein unbefristeter Generalpachtvertrag zwischen der Stadt Forchheim, der Vereinigten Pfründnerstiftung Forchheim und dem Verein – durch die neu erlangte Rechtssicherheit ein wesentlicher Meilenstein in der Vereinsgeschichte.

Zahlreiche Grußwortredner, darunter auch Oberbürgermeister Franz Stumpf, der gleichzeitig die Schirmherrschaft übernahm, sowie Landrat Reinhardt Glauber und Siegfried Gröger, Vertreter des Landesverbandes Bayerischer Kleingärtner e.V. im Bezirk Oberfranken, gratulierten herzlich zum runden Jubiläum. Neben dem Festkommers fanden auch ein Preisschafkopfturnier, ein Bunter Abend mit Tanz und Unterhaltung und ein Weißwurstfrühstück statt.

Jubilar Heinrich Weimann jedenfalls hat es nie bereut den Garten gepachtet zu haben. „Mein kleiner Garten im Sonnenbad war für mich immer wie eine zweite Heimat“, so der 73-Jährige abschließend.

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