Serientäter brechen in Kersbacher Kirche ein

28.4.2018, 18:00 Uhr
In mittlerweile 15 bayerischen Kirchen schlugen die Räuber zu. Nun ermittelt die Kripo und bittet um Hinweise.

© Polizeipräsidium Oberfranken In mittlerweile 15 bayerischen Kirchen schlugen die Räuber zu. Nun ermittelt die Kripo und bittet um Hinweise.

Wie jeden Morgen wollte der 80-jährige Mesner Willi Preusch auch am Dienstag, 17. April, um 8 Uhr, die St. Ottilienkirche in Kersbach aufsperren. „An der Tür habe ich gemerkt, dass jemand rein wollte“, sagt Willi Preusch. Sofort sei er nach Hause gegangen, um die Polizei zu rufen.

Die Spurensicherung war bald danach vor Ort. „Mein Blick fiel auf die Tür zur Sakristei. Auch sie stand offen“, erinnert sich Preusch an diese Schreckensmomente. „Das Tabernakel war verwüstet, wurde mit Gewalt herausgerissen. Oben stand das Lamm Gottes, das auf den Kerzenständer gefallen war, dieser fiel auf die Blumen. Das Tabernakel und die Hostienschale haben die Täter mitgenommen, die Hostien waren einfach auf dem Altar verstreut ausgeschüttet worden“, sagt Preusch, der noch immer nicht fassen kann, was da passiert war. „Ich bin über den Einbruch noch nicht weg. Manchmal, wie heute, habe ich ein ungutes Gefühl, wenn ich aufsperre“, sagt Preusch.

Es ist die Angst, dass wieder etwas gestohlen wurde, die Angst, dass Täter in der Kirche sind. Insgesamt 13 Gegenstände wurden entwendet. „Vier Hostienschalen und insgesamt sieben weitere heilige Gefäße wie Kelche, Messkännchen, Ciborium, Custodia und Monstranzen. Darunter die Reliquienmonstranz mit der in einer Kapsel enthaltenen Reliquie der Hl. Ottilie, unserer Pfarrpatronin. Der Gesamtwert betrug rund 10.000 Euro, wobei der Wert einer Reliquie praktisch unersetzlich ist“, zählt Pfarrer Martin Emge auf. „Der Sachschaden an Türen und Hochaltar wird auf ebenfalls 10.000 Euro geschätzt“, fügt Emge an.

Alle sind erschüttert und können noch nicht richtig glauben, was passiert ist. Die Geräte sind als funktionale Gegenstände ersetzbar, „jedoch nicht als historische Geräte unserer Pfarrei aus den jeweiligen Kunstepochen oder eben eine Reliquienmonstranz mit einem einmaligen ideellen Wert“, betont Emge. Die sakralen Gegenstände könnten über Fachgeschäfte für Kirchenbedarf und Goldschmiede wieder bezogen werden. „Ich hoffe, dass die Gegenstände wieder zurück kommen, wenigstens die Reliquienmonstranz, wenn die Täter gefasst werden“, hofft Mesner Willi Preusch.

Wertvolle sakrale Gegenstände

Es ist nicht der erste Einbruch in eine Kirche. „Mittlerweile sind 15 Kirchen im nordöstlichen Bayern betroffen“, weiß Pfarrer Emge. Auch die Hauptabteilung Kunst und Kultur im Erzbistum Bamberg bestätigt, dass der Einbruch in der St. Ottilienkirche nicht der erste Einbruch in einer Kirche war und auch nicht zum ersten Mal wertvolle sakrale Gegenstände gestohlen wurden. Kirchenräuber gibt es schon seit dem Mittelalter.

Eine Schließung der Kirchen tagsüber kann vom Bistum nicht angeordnet werden. Im Gegenteil: „Die Kirchen offen zu halten und sie tagsüber zu beleben, wäre eine bessere Strategie, und katholische Kirchen sollten ausdrücklich offen und zugänglich sein. Wir empfehlen die Anschaffung von Tresoren in den Sakristeien und stehen den Kirchenstiftungen dabei gerne beratend zur Seite“, erklärt Bistumssprecher Harry Luck. Genau das will auch die Pfarrei in Kersbach beibehalten.

„Aktuell werden Präventionsmaßnahmen überlegt. Wir suchen Lösungen, die die Öffnung der Kirche tagsüber weiterhin gewährleisten“, betont Pfarrer Martin Emge.

Da es sich laut Kripo um Serientäter handelt, schließt Pfarrer Emge nicht auf einen Rückgang an Respekt vor heiligen Orten. „Dennoch greife ich diesen Vorfall auf, um die Ehrfurcht vor dem Allerheiligsten, die liturgischen Gebärden und Gesten und die Formen der Anbetung der Eucharistie in meinen Pfarreien zu thematisieren. Ein Ergebnis ist, dass wir in den Pfarreien die Anbetungsgelegenheiten erweitern wollen“, sagt Emge. Das kann eine Zeit der stillen oder gestalteten Anbetung vor dem ausgesetzten Allerheiligsten in der Monstranz sein. Die Kirche jedenfalls bleibt geöffnet, damit die Gläubigen zum Beten in das Gotteshaus können.

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