Siemens wird das Gesicht Forchheims massiv verändern

30.10.2018, 17:15 Uhr
Das neue Parkhaus hat Siemens Healthineers im östlichen Bereich der Straße "An der Lände" geplant. Für den dort ansässigen Bauhof müsste dann ein neuer Standort gesucht werden.

© Roland Huber Das neue Parkhaus hat Siemens Healthineers im östlichen Bereich der Straße "An der Lände" geplant. Für den dort ansässigen Bauhof müsste dann ein neuer Standort gesucht werden.

„Nach Forchheim zu kommen und was über Healthineers zu erzählen, das ist wie Eulen nach Athen zu tragen“, erklärte Heinz Mayer, Immobilien-Entwickler von Healthineers, in der Sondersitzung.

Mehr als 30 Jahre ist Siemens nun schon in der Stadt, alles begann im Jahr 1985 mit dem Kauf der Lösch-Halle in der Dieselstraße, bevor es 1990 an der Lände so richtig losging: Mit der Herstellung von Angiographie-Systemen zur bildgestützten Therapie von Gefäß- und Herzerkrankungen sowie zur Bildgebung bei chirurgischen Eingriffen.

1994 begann man mit der Inbetriebnahme der Fertigung von Computertomographen. Büro- und Laborgebäude kamen dazu, ein sogenanntes Detektorgebäude, wo „Leuchtkeramik“ zur Wandlung von Röntgenstrahlung in Licht und elektrische Signale hergestellt wird, mit dem Bau von Parkplätzen, einem Parkhaus, und weiteren Büro- und Entwicklungsgebäuden. Das letzte in der Reihe wurde erst 2016 fertiggestellt.

Siemens wird das Gesicht Forchheims massiv verändern

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Und ein Ende des Wachstums scheint nicht abzusehen: „Wir wollen wachsen und wir untersuchen Optionen“, sagte Mayer vor den Forchheimer Stadträten. Karl Göpfert, bei Healthineers der „Mann für Grundstücke und Transaktionen“, hob als Standortvorteil für die Forchheimer Lände ganz klar den „Ausbau der Autobahn und die Franz-Josef-Strauß-Straße als wesentliches Moment“ hervor, auch, dass der ehemalige Bahndamm, der einst der Hirtenbachtalbahn in Richtung Höchstadt diente, „als natürliche Hürde gefallen“ sei.

Mehr Platz

25.000 Quadratmeter unbebaute Fläche hat Healthineers momentan zur Verfügung, wenn es auf dem bestehenden Parkplatz die neue Produktion realisiert. Doch das reicht dem Riesen nicht: „Zusätzlich werden noch 13.000 Quadratmeter benötigt“, so Göpfert, „um sich in direkter Nachbarschaft weiterzuentwickeln“. Seit Monaten habe man deswegen auch Gespräche mit den Nachbarn geführt.

Und die sind auch nötig: Denn damit Siemens sich ausbreiten kann, müssten idealerweise seit Jahren ansässige Unternehmen umgesiedelt werden. So könnte etwa ein Bauunternehmer, vom Straßenanfang der Lände, auf einem Ersatzgrundstück nur wenige hundert Meter weiter am Main-Donau-Kanal einen neuen Standort bekommen, ebenso wie ein Service-Betrieb eines Autohauses am Kopf der Straße An der Lände, der auf einem Ersatzgrundstück zwischen Hafenstraße und Boschstraße neu unterkommen könnte.

Von Shanghai bis nach Goa, von Los Angeles bis Plymouth, von Oxford bis Forchheim zählt Healthineers in über 70 Ländern rund 48.000 Mitarbeiter weltweit. Jeder zehnte Mitarbeiter, so rechnet Heinz Meyer vor, hat seinen Arbeitsplatz in Forchheim.

Manfred Hümmer war der erste unter den Stadträten, der sich zu Wort meldet: „Die Freien Wähler sind wirtschaftsfreundlich, aber nicht betriebsblind“, sagte der FW-Stadtrat, der eine „Win-Win-Situation“ einfordert. Denn: „Sie wollen von uns das Wertvollste, was eine Kommune hat, nämlich unsere Grundstücke.“ „Was tun Sie denn für die Stadt und wie viele Arbeitsplätze entstehen denn dann?“, wollte Hümmer wissen. Doch Mayer gab sich zugeknöpft: „Wir prüfen die Machbarkeit“, so der Siemens-Mann, der auch mit einer genauen Zahl an neuen Mitarbeitern nicht aufwarten konnte oder wollte. „Wir werden deutlich mehr Mitarbeiter in Forchheim beschäftigen.“

Doch Hümmer ließ nicht locker und mahnte die Verkehrssituation an: Der Süden der Stadt sei bereits jetzt „extrem belastet, auch durch die Firma Siemens“, da erwarte er eine „Unterstützung in die Verkehrs-Infrastruktur“. „Wir haben immer konstruktiv zusammen gearbeitet“, meinte Mayer. „Wenn wir einen Beitrag leisten können, dann tun wir das.“ Jede große Investition bringe auch einen Mehrwert.

Udo Schönfelder zeigte sich positiv gestimmt: „Es gibt keinen besseren Standort“, so der CSU-Stadtrat, mit den neuen Arbeitsplätzen werde auch Gewerbesteuer in die Kasse gespült. Und doch sah auch Schönfelder „enorme Herausforderungen“ auf die Stadt zukommen: „Forchheim entstehen erhebliche Kosten.“

"Kein Selbstläufer"

Annette Prechtel (FGL) hatte „zwei große Anmerkungen“ zur Healthineers-Erweiterung: Zum einen begrüße sie die Erweiterung und damit das Bekenntnis zum Standort Forchheim, „doch das funktioniert nur miteinander“. Prechtel führte den hohen Flächenverbrauch im Süden der Stadt an: „Das wird das Gesicht der Stadt massiv verändern“.

Ein „sehr starkes Ja“ kam von Reiner Büttner (SPD) zum „Bekenntnis für den Standort Deutschland und Forchheim“. Produktionsstätten in Deutschland anzusiedeln, „das ist kein Selbstläufer“.

„Forchheim kann sich froh und glücklich schätzen“, dass sich ein Hightech-Unternehmen dieser Güte“ ansiedeln will, meinte Josua Flierl (CSU), das sei „ein großer Gewinn für die Stadt Forchheim“.

Siemens wird das Gesicht Forchheims massiv verändern

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Drei neue Gebäude sieht die Planung vor, der größte Neubau soll parallel zum Main-Donau-Kanal gebaut werden. Er ist 189,5 Meter lang und 77 Meter breit und soll Platz für Produktion und Technik schaffen. Rechts und links der Hafenstraße entstehen zwei zusätzliche Gebäude. Alle drei Häuser werden mit Brücken verbunden. Sah die ursprüngliche Planung zwei Parkhäuser vor, so gibt es in der neueren Variante nur noch ein Parkhaus, das, 25 Meter hoch und 90 Meter lang, im Bereich des bestehenden Bauhofs der Stadt geplant ist.

Stefan Schelter, Leiter des Bauordnungsamtes, wies in einem detaillierten Sach-Vortrag auf den bestehenden Bebauungsplan hin: Der sei aus dem Jahr 1969 und sehe „große Industriegebäude“ vor. Auch die Baumassenzahl, die angibt, wie viel Kubikmeter Baumasse je Quadratmeter Grundstücksfläche zulässig ist, werde nur bei dem Technologie-Center/Produktion überschritten, alle anderen geplanten Neubauten lägen mit ihren Werten darunter. Nehme man alle Gebäude zusammen, so ergebe sich für die Summe aller Flächen eine Baumassenzahl von 6,53, die die festgesetzte BMZ von 9,0 deutlich unterschreite.

„Die beantragten Befreiungen von den Bebauungsplanvorgaben beeinträchtigen nicht die Grundzüge der Stadtplanung, so dass das Stadtbauamt empfiehlt, die im Vorbescheidsantrag dargestellten Befreiungen zu erteilen“, heißt es in der Tischvorlage der Stadträte. Der Beschluss der Stadträte, den Vorbescheid zu erteilen, fiel einstimmig.

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