So liefen die Bürgermeisterwahlen im Landkreis Forchheim

17.3.2014, 10:29 Uhr
So liefen die Bürgermeisterwahlen im Landkreis Forchheim

© Stefan Braun

Zeitenwechsel in Ebermannstadt: Aus dem Stand hat Christiane Meyer (NLE) mit 37,4 Prozent die meisten Stimmen auf sich vereinigen können. Sie verstand ihre Kandidatur zur Bürgermeisterin als Gegenentwurf zur Politik des bisherigen Amtsinhabers Franz Josef Kraus — und hat damit offensichtlich einen Nerv getroffen. Der Bürgermeisterkandidat der CSU, Rainer Schmeußer (30,8 Prozent), musste sich nach Auszählung des letzten Stimmbezirkes knapp Sebastian Götz (MOG, 31,8 Prozent) geschlagen geben. Nun treffen Meyer und Götz in der Stichwahl aufeinander.

„Sensationell“, freute sich Meyer über ihr Ergebnis. Vor allem vor dem Hintergrund, dass sich die NLE vor einem halben Jahr noch Gedanken über einen Namen gemacht hätte. „Es ist ein deutliches Zeichen, dass die Leute Veränderung wollen.“ Nun werde es spannend, wie sich die CSU vor der Stichwahl positioniere. Auch Sebastian Götz, der sich als Niedermirsberger in Ebermannstadt etwas als Außenseiter gesehen hatte, ist „sehr stolz“ auf sein Ergebnis. Das sei so nicht zu erwarten gewesen, alles sei sehr eng gewesen. Er bedankte sich für den fairen Wahlkampf und kündigte an, nun zwei Wochen lang zu kämpfen.

Lange Gesichter

Lange Gesichter dagegen bei der CSU. „Bedauerlich“, nannte Rainer Schmeußer sein Ergebnis — ihm fehlten am Ende nur wenige Stimmen zur Stichwahl. Nun müsse man die Stadtratswahlen abwarten. Offenbar sei die Bürde des Vorgängers zu groß gewesen. Zu einer Positionierung der CSU bei der Stichwahl wollte er sich noch nicht äußern.

In sieben Gemeinden blieben Überraschungen indes aus, weil sich nur ein einziger Kandidat ums Bürgermeisteramt beworben hatte: So wurden in Weilersbach, Kunreuth, Weißenohe, Hiltpoltstein und Heroldsbach die Amtsinhaber wiedergewählt. Gleiches gilt für Egloffsteins Bürgermeister Stefan Förtsch, der mit 91 Prozent der Stimmen sogar die Ergebnisse seines Vorgängers Christian Meier überflügelte. Bernd Drummer, der ebenfalls ohne Kontrahent angetreten war, ist Bürgermeister in Wiesenthau.

Gebhardt siegt

In Kirchehrenbach bleibt Anja Gebhardt im Amt — mit knapp 60 Prozent der Stimmen hat die SPD-Bürgermeisterin sogar einen deutlichen Vorsprung auf ihren Kämmerer und Herausforderer Bastian Holzschuh. Der CSU-Kandidat hatte sich im Wahlkampf deutlich gegen die Amtsinhaberin positioniert. „Zum Teil hat die Gegenseite einen unsachlichen Wahlkampf geführt“, kritisiert Gebhardt im Nachhinein, sagt aber auch: „Schwamm drüber“. Wie die zukünftige Zusammenarbeit mit dem Kämmerer aussieht, kann sie jetzt noch nicht sagen. Nur soviel: „Ein Vertrauensbruch hat stattgefunden.“

Ein ähnlich deutliches Wahlergebnis konnte Pretzfelds Bürgermeisterin Rose Stark (SPD/Ökologen) erzielen. Mit 60,7 Prozent hat sie sich gegen Christian Mayer von der Wählergruppe „WIR — Gemeinsam für Pretzfeld und die Ortsteile“ durchgesetzt. 2008 hatte die heute 61-Jährige noch in die Stichwahl gegen die CSU gemusst. Damals waren allerdings im ersten Wahlgang vier Konkurrenten angetreten. Sie sei froh, dass der Wähler ihre Arbeit anerkannt habe. Schließlich sei es nicht leicht, mit wenig Geld zu wirtschaften, da könne man die Bürger auch schnell verärgern.

Ergebnis gesteigert

Eine Frau wird auch in Kleinsendelbach weiterhin die Geschicke im Rathaus leiten: Mit 57,1 Prozent wurde Amtsinhaberin Gertrud Werner wiedergewählt. Sie war in einem rein weiblichen Wahlkampf gegen ihre Herausforderin Hildegund Fischer von der Dorfgemeinschaft angetreten. Das Wahlergebnis mache sie stark für die kommende Amtsperiode, sagte Werner. Es ist ein Ergebnis, das sie im Vergleich zur letzten Kommunalwahl nochmals steigern konnte: Damals hatte sie knapp 52 Prozent der Stimmen erringen können.

Mit Markus Grüner zieht in Obertrubach ein neuer Mann ins Rathaus ein. Obwohl, so neu ist er nicht: Seit 24 Jahren ist der CSU-Politiker im Gemeinderat aktiv. In den vergangenen sechs Jahren hat er als stellvertretender Bürgermeister an der Seite seines scheidenden Amtsvorgängers Willi Müller gearbeitet. Müller war nun auch der Erste, der ihm zu seinem Wahlsieg gratulierte. Der fiel mit 62,91 Prozent der Stimmen deutlich aus. Auf Konkurrent Bernd Reichel von der Bürgerunion entfielen 37,09 Prozent der Stimmen.

Auch in Leutenbach und Dormitz haben die bisherigen Bürgermeister die Plätze frei gemacht für Nachfolger — in beiden Fällen zieht mit ihnen jugendlicher Tatendrang ins Rathaus ein. So hat in Leutenbach der 32-jährige Florian Kraft die Wahl gewonnen. In Dormitz entschieden sich die Wähler für den 35 Jahre alten Holger Bezold.

Eine leichte Schlappe musste der Eggolsheimer Amtsinhaber Claus Schwarzmann einstecken. Kam er bei den letzten Wahlen noch auf knapp 64 Prozent der Stimmen, so entschieden sich nunmehr nur noch 55,2 Prozent der Wähler für ihn. Schwarzmann selbst findet das dennoch „grandios“. Immerhin sei es seine vierte Amtsperiode. „Und dreimal wiedergewählt werden, das muss man erst einmal schaffen.“ Nach den zum Teil hart geführten Auseinandersetzungen im Gemeinderat hofft er nun auf den Ausgang der Gemeinderatswahlen: „Ich hoffe, dass Leute reingewählt werden, die konstruktiv mitarbeiten und nicht nur auf Konfrontation gehen“, so Schwarzmann.

Rast bestätigt

Auch in Igensdorf setzt der wiedergewählte Bürgermeister Wolfgang Rast auf die neue Amtsperiode, in der die Streitereien zu den Akten gelegt werden sollen. „Ich hoffe, dass sich jetzt alles zum Guten wendet“, schreibt er in einem Statement.

Das Bild, das an diesem Wahlabend im Muggendorfer Rathaus zu sehen ist, hat Seltenheitswert: Alle vier Kandidaten sitzen hier an einem Tisch, diskutieren über die Wahlbeteiligung und das Wählerverhalten in Wiesenttal. Bürgermeister Helmut Taut kann sich freuen: Er geht mit deutlichem Vorsprung gegenüber dem zweitplatzierten Konrad Rosenzweig (CSU) in die Stichwahl. Mit 24,61 Prozent der Stimmen will Rosenzweig in den kommenden zwei Wochen noch einmal kräftig Gas geben. „Diesmal war ich gefühlsmäßig auf alles vorbereitet, immerhin sind es drei namhafte Kandidaten mit viel Potenzial“, sagt Taut. Er habe gehofft, in die Stichwahl zu kommen und sei dementsprechend momentan relativ entspannt.

Stichwahl in Neunkirchen

„Ich kenn’ das Spielchen schon“, sagt Neunkirchens Bürgermeister Heinz Richter (Freie Wählergemeinschaft). Wie 2008 holte er die mit Abstand meisten Stimmen und verfehlte die absolute Mehrheit nur um wenige Prozentpunkte. Er gehe optimistisch in die Stichwahl, sagt Richter. Dort heißt sein Konkurrent Martin Mehl, Kandidat der CSU. „Ich bin sehr zufrieden, 40 Prozent gegen den Amtsinhaber geholt zu haben“, sagt Mehl. „Jetzt ist die Herausforderung, die Stimmen derer zu gewinnen, die mich nicht gewählt haben.“

Wie Richter hat auch Hans-Jürgen Nekolla in Gräfenberg die absolute Mehrheit nur knapp verpasst. Der SPD-Kandidat wurde mit 49 Prozent seiner Favoritenrolle gerecht, muss dennoch aber in die Stichwahl. „Ich bin hochzufrieden mit dem Ergebnis. Bei drei Kandidaten muss man einfach mit einer Stichwahl rechnen.“ Dort wartet Hans Derbfuß. „Gut, passt, wunderbar“, sagt der CSU-Kandidat, der sich mit dem hauchdünnem Vorsprung von sechs (!) Stimmen Platz zwei vor Sylvia Hofmann (Freie Wähler) sicherte.

Lang nur Zweiter

In Gößweinstein geht Hanngörg Zimmermann (BMG) mit 45,2 Prozent als Favorit in die Stichwahl mit Amtsinhaber Georg Lang (CSU, 42,5 Prozent.). Lang bedankte sich bei seinen Unterstützern, mit der Stichwahl hätten viele gerechnet. Zimmermann: „Ich bin einfach zufrieden.“ Auch weil er zum ersten Mal antrat, der Amtsinhaber dagegen drei Perioden hinter sich habe. „Dass ich vorne liege; ist ein deutliches Zeichen.“

Für Torsten Gunselmann (42,6 Prozent) und Christian Schmitt (31,1 Prozent) ist in Hallerndorf der Wahlkampf noch nicht vorbei. „Ich bin überrascht, ich dachte es wird knapper“, sagt Gunselmann, der für die FWG Schnaid-Stiebarlimbach angetreten ist. „Ich wünsche mir weiterhin einen fairen Wahlkampf.“ Auch sein Konkurrent Schmitt (WG Willersdorf-Haid) will das Ergebnis erst einmal sacken lassen. „Die Kompetenz soll entscheiden.“

Renker abgewählt

Überraschung in Hausen: Amtsinhaber Franz Renker (25,3 Prozent) wurde abgewählt, stattdessen sollen Bernd Ruppert (CSU, 31,3 Prozent) und Gerd Zimmer (SPD, 29,45 Prozent) in die Stichwahl. Auch Georg Brandmeier (UWG, 14 Prozent) von der UWG, die Renker bei der vergangenen Wahl aufgestellt hatte, erhielt damit eine Absage. „Ich habe mit einer Stichwahl gerechnet“, so Zimmer, „allerdings nicht mit dieser Reihung“. Auch für Ruppert ist sein Gegner eine Überraschung, er hatte mit Renker gerechnet.

„Auf jeden Fall ein toller Erfolg“, sagt Kathrin Heimann von „Die Effeltricher Liste“. Ihre Gruppierung war bisher nicht im Gemeinderat, umso mehr freut sie der Vertrauensbonus. Sie tritt gegen den Zweiten Bürgermeister (CSU/ÜWG Effeltrich-Gaiganz) an, der eigentlich mit Bernhard Kotz (FW) als Gegner gerechnet hatte. „Zufrieden ist relativ“, sagt Nägel. Er hätte gerne mehr Stimmen gesammelt, nennt sein Ergebnis aber auch „realistisch“.

Alle Ergebnisse sind auf der interaktiven Karte des nordbayern.de-Teams zu finden.

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