Solnovis in Eggolsheim: Vom Start-Up zum Mittelständler

13.10.2016, 12:40 Uhr
Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern tüftelt Daniel Haberer (Mitte) über einem Gerät, dessen Licht per Kanüle eingeführt das Innere des Auges ausleuchtet.

© Roland-Gilbert Huber-Altjohann Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern tüftelt Daniel Haberer (Mitte) über einem Gerät, dessen Licht per Kanüle eingeführt das Innere des Auges ausleuchtet.

„Systementwicklung ist sehr komplex“, sagt Geschäftsführer Daniel Haberer (42) zu Beginn des Gesprächs. Und er hat recht. Es fängt schon beim Namen an: Solnovis. Um den zu verstehen, braucht es fundierte Lateinkenntnisse. Darin stecken die Worte „solvere“ (lösen), „novum“ (neu) und „vis“ (Kraft). „Kein einfacher fränkischer Name“, bringt es Daniel Haberer auf den Punkt. Obwohl der eigentlich angebracht wäre: Der Betrieb ist „vom Herzen her ein Forchheimer Unternehmen“ und hat trotz des Standorts im Eggolsheimer Industriegebiet eine Forchheimer Telefonnummer. Die Menschen, die dort ein- und ausgehen, sind schlaue Köpfe. Gemeinsam entwickeln sie Baugruppen und Systeme für Medizinprodukte und das von der Konzeption über den Bau von Prototypen bis hin zur Überleitung in den Produktionsprozess.

Das Rennen um die Fachkräfte

Ein Beispiel: Die Mitarbeiter überlegen sich, wie die LEDs in OP-Beleuchtungen am allerbesten ausgerichtet werden. Oder aber sie tüfteln über einem Gerät, dessen Licht per Kanüle eingeführt das Innere des Auges ausleuchtet. Eine, die sich dieser doch recht komplexen Aufgabe widmet, ist Michelle Rehm. Die 27-Jährige hat einst als Praktikantin begonnen, hat dann ihre Bachelorarbeit in dem Unternehmen geschrieben und ist jetzt schon seit zwei Jahren dort festangestellt. Und ist ein typisches Beispiel dafür, wie Haberer in Zeiten des Fachkräftemangels mit Medizintechnik-Riesen wie Siemens konkurriert. Denn in Sachen Nachwuchs gibt es größere Player am Markt, das weiß Haberer: „Siemens greift aus Erlangen und Nürnberg alles ab.“ Seine Talentschmiede ist die FH Ansbach, wo er regelmäßig gute Praktikanten findet. Um seine Mitarbeiter zu halten, sei ein angemessenes Gehalt gar nicht unbedingt ausschlaggebend, sagt er. „Vielmehr ziehen interessante Aufgaben und ein guter Teamspirit.“ Ein weiterer Pluspunkt: Selbstverwirklichung und Freiheit. Und das auch, wenn eine Idee manchmal nicht in die bestehende Produktpalette zu passen scheint. Eine Mitarbeiterin, studierte Agraringenieurin, hat beispielsweise ein Verfahren entwickelt, mit Hilfe dessen man automatisiert Lahmheit bei Milchkühen erkennen kann. Auch im Kuhstall können Prozesse optimiert werden. Daniel Haberer lässt inzwischen „lieber die Finger vom Labor“. Auch so hat der „geborene Schwarzwälder, gefühlter Franke“ genug zu tun. 2006 hat er sich in die Selbstständigkeit gewagt und das Unternehmen gegründet. Schon im Studium hat er sein „Feeling und Faible“ für komplexe Fragen, Normen und Regularien erkannt. Bereits als Kind, in der siebten Klasse in der Hauptschule, war ihm klar: „Ich werd’ Ingenieur.“ Blickt man zehn Jahre nach der Firmengründung zurück, hat er scheinbar alles richtig gemacht.

„Kontrolliertes Risiko“

Solnovis hat sich im Laufe dieser Zeit zum soliden Mittelständler weiterentwickelt — „wir sind definitiv kein Startup mehr“. Waren es am Anfang nur reine Dienstleistungen, die Solnovis anbot, ist es Haberer heute wichtig, ganzheitlich zu arbeiten. Entwickelt ein Kunde ein neues Produkt, hält Solnovis ihm den Rücken frei, indem die Experten des Hauses sich beispielsweise um alle Sicherheitsaspekte rund um das Produkt kümmern.

„Die reine Dienstleistung ist nicht die Zukunft“, da ist sich Haberer sicher. „Wenn wir eine Finanzkrise erleben wie 2008 und alle Verträge aufgekündigt werden, hat es ein Dienstleister schwer.“ 15 Menschen arbeiten hier. Sein Ziel ist es, die Arbeitsplätze langfristig zu halten, und so wurde diversifiziert. Zufrieden will er nicht sein. „Wer anfängt, zufrieden zu sein, dem kann es passieren, dass er zu bequem wird“, ist die Devise des gelernten Elektromechanikers. „Es gibt immer ein Risiko, man muss immer auf der Hut sein“, sagt er. „Kontrolliertes Risiko“, das ist seins.

Wie viele Stunden er arbeitet, zählt er nicht. Gestresst sei er aber nicht, sagt er. Wie er runterkommt? „Nur zehn Minuten bei meinen Bienen und ich bin entspannt.“ Seine Augen strahlen. „Die Tiere spiegeln, wie man selbst drauf ist“, sagt er. Wenn sie zu schnell und aufgeregt anflögen, wisse er, dass er selbst zu gestresst sei. „Ich find’ die Viecher einfach klasse.“ Daniel Haberer (Mitte) mit seinen Mitarbeitern Michelle Rehm und Martin Winkler. Gemeinsam widmen sie sich einem Gerät, mit Hilfe dessen Augen von innen ausgeleuchtet werden.

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