SpVgg Jahn fährt ohne Thomas Roas zum Spitzentreffen

19.9.2014, 19:00 Uhr
SpVgg Jahn fährt ohne Thomas Roas zum Spitzentreffen

© Foto: Roland Huber

Manch alteingesessener Forchheimer schwärmt gerne in Nostalgie von den früheren Zeiten, als die SpVgg Jahn in den goldenen 90er Jahren die damals noch viertklassige Bayernliga aufmischte. Obwohl seit Jahren überaus erfolgreich, muss sich die aktuelle Mannschaft immer wieder diesen Vergleichen stellen, kann aber sportlich kaum noch einen oben drauf setzen. Der Schritt in die Regionalliga ist aus bekannten Gründen derzeit noch nicht möglich.

Dass Tradition eben auch belastend sein kann, wissen sie in Aschaffenburg nur zu gut. Der bereits 1901 gegründete und 1906 zum SV Viktoria 01 fusionierte Verein gehörte in den 1940er und 50er Jahren der höchsten deutschen Spielklasse (Oberliga Süd) an, spielte vor fast 20 000 Zuschauern gegen den damaligen Rekordmeister 1. FC Nürnberg. In den 80ern gelang für insgesamt drei Spielzeiten noch einmal der Aufstieg in die 2. Bundesliga, 1987/88 sogar der Einzug ins DFB-Pokal-Viertelfinale, ehe der Klub vom bayerischen Untermain in den Amateurfußball abtauchte.

Bis zur Saison 2012/2013 pendelte die Viktoria zwischen Regionalliga Süd, Oberliga und hessischer Verbandsliga. Dass die Ambitionen stets über dem Machbaren lagen, zeigte der Insolvenzantrag im Jahr 2009. Nach dem Wechsel in den Bayerischen Fußballverband gelang direkt der Sprung in die neue Regionalliga Bayern, dort aber nicht der Klassenverbleib. Unter Ex-Profi Slobodan Komljenovic (unter anderem Duisburg, Kaiserslautern) wurde ein radikaler Umbruch eingeleitet. Das verjüngte Team ist nun seit neun Partien ungeschlagen und steht nach knapp einem Saisondrittel mit 24 Zählern und drei Punkten Rückstand auf Tabellenführer Forchheim etwas überraschend auf Rang 3, hat dabei ein Spiel weniger ausgetragen als der Jahn.

Zurückhaltende Trainer

Vor dem mit Spannung erwarteten Spitzenspiel gegen den auswärts ungeschlagenen Primus bediente sich Viktoria-Coach Komljenovic jedoch zurückhaltenden Worten. Nicht vor der Winterpause will der frühere Abwehrspezialist seine Saisonziele nach oben korrigieren. Damit liegt der 43-Jährige auf einer Wellenlänge mit seinem Forchheimer Kollegen Michael Hutzler, der immer wieder gefordert ist, die Erwartungshaltungen im Umfeld und den Spielerköpfen zu dämpfen. Während die Regionalliga-Lizenz beim Jahn in dieser Spielzeit nicht zur Diskussion steht, mahnt Komljenovic in Aschaffenburg zur Vernunft. Sollte eine Erhöhung des Etats für den Verein nicht zu stemmen sein, mache ein Aufstieg keinen Sinn.

Derweil beschäftigen Michael Hutzler andere Dinge. Unter der Woche seien noch zahlreiche Gespräche über den späten Gegentreffer in der Nachspielzeit gegen Bruck geführt worden: „Es geht darum, in Führung liegend die Spielkontrolle nicht aus der Hand zu geben. Da müssen wir uns verbessern.“ In Aschaffenburg erwartet der Jahn-Trainer allerdings „ein ganz anderes Spiel“, in dem die Gastgeber wesentlich aktiver agieren als die letzten Forchheimer Gegner. „Ihre jungen Spieler sind unheimlich dynamisch, das ist für mich die spielstärkste Mannschaft der Liga. Die dürfen wir nicht gewähren lassen“, so Hutzlers Eindrücke bei der Trainingsspionage im Sommer.

Die Vorfreude auf die Herausforderung im Stadion am Schönbusch ist beim Jahn getrübt durch zwei prominente Ausfälle. Thomas Roas, bester Torschütze und einziger Akteur mit Regionalligaerfahrung, verletzte sich in Erlangen genauso wie Innenverteidiger Kevin Woleman (beide Kapselriss im Sprunggelenk). Also müssen die Youngsters Eisgrub, Becker, Bajrami und Faßold „müssen ihren Mann stehen“, sagt ihr Trainer. Vor einer vierstelligen Zuschauerkulisse gehöre ein wenig Aufregung dazu. „Das ist etwas Gutes. Mir geht es auf der Bank nicht anders. Solche besonderen Spiele musst du als Sportler genießen“, erklärt Michael Hutzler. Vermessen wäre es aus seiner Sicht, seine Mannschaft zum Favoriten zu erklären und verrät: „Mit einem Punkt wären wir wohl nicht unzufrieden.“

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