"Stadtstrand belebt Forchheim"

12.2.2016, 08:00 Uhr

© Grafik: Dinger & Boubaker

Wächst da ein paar Meter von der Innenstadt entfernt eine Konkurrenz für die Forchheimer Gastronomie aus dem Sandboden? Enrico Scigliuzzo ist Geschäftsführer des „Arizona“ am Rathausplatz. Hier gibt es Burger, Cocktails und im Sommer Sofas in der Sonne. Im Prinzip spricht das „Arizona“ eine ähnliche Zielgruppe an wie der Königsstrand mit Biergarten, Lounge-Bereich und Liegestühlen. „Grundsätzlich ist der Strand eine gute Idee, die noch voll im Trend liegt“, sagt Enrico Scigliuzzo und ist ganz gelassen. Angst vor der Konkurrenz hat er nicht. Es folgt ein Aber: „Ich finde es sehr schade, dass die Stadt nicht vorher uns Gastronomen vor Ort gefragt hat, ob wir das machen wollen.“ Der Geschäftsführer ist sich sicher, „das hätten wir zusammen auch auf die Beine stellen können“.

So ähnlich argumentieren andere Innenstadtwirte auch. Und liegen damit einem Missverständnis auf, wie Jan Dinger findet, einer der Chefs des Veranstalters Dinger & Boubaker. „Wir sind mit der Idee auf die Stadt zugekommen.“ Will heißen, jeder andere hätte es doch auch tun können — hat es aber nicht. Bei Oberbürgermeister, Wirtschaftsförderer und Bauamtsleiter sei man von Beginn an auf offene Ohren gestoßen und von dort sei der Standort-Vorschlag Bastion gekommen. Umso mehr war Jan Dinger über die kontroverse Diskussion im Stadtrat irritiert. „Wir wollen doch nichts Böses. Wir glauben, dass es Forchheim beleben wird.“ In Erlangen seien in vier Wochen 25 000 Gäste gekommen.

Michael Csepai, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, ist skeptisch. Bis zum Schwelbrand im November hat er selbst ein Innenstadtlokal (Die Tenne) betrieben. „Müssen wir das wirklich nachmachen, was vor fünf oder sechs Jahren ganz cool war?“, fragt er. Vor allem, wenn im Sommer der Kellerwald Hauptsaison hat? Dort betreibt Andreas Woithe seit 15 Jahren den Rappenkeller. Vor der Konkurrenz fürchtet er sich nicht. Dinger & Boubaker sprechen gut verdienende Menschen ab 25 Jahren an, die gerne mal ein wenig mehr für Häppchen ausgeben. „Auf den Kellern suchen die Gäste gute fränkische Kost zu verträglichen Preisen.“ Trotzdem hält er nicht viel vom Konzept. Tobias Schulz-Drost, der das spanische Restaurant „con corazón“ in der Nähe der Kaiserpfalz betreibt, will abwarten. Grundsätzlich sei jede Idee, die Forchheims Mitte belebt, gut. Allerdings könnte es passieren, dass er sich seine Kunden in diesem Sommer mit dem Königsstrand teilen muss.

„Mit Konkurrenz muss man klar kommen“, sagt Christoph Kauer, der das Stadtlockal und einige Keller betreibt. Er hätte sich allerdings mehr Transparenz bei der Vergabe gewünscht. Zu welchen Bedingungen werde denn die Bastion bespielt? Ein Kellerwirt müsste für die 1500 Quadratmeter Nutzfläche mit 400 Sitzplätzen knapp 10 000 Euro plus Mehrwertsteuer Schankplatzgebühren zahlen. Ähnlich teuer wird die Miete für Dinger & Boubaker ausfallen, sagt Wirtschaftsförderer Viktor Naumann. „Der Betrag orientiert sich an der Kellerwaldsatzung.“ Für die Interessengemeinschaft „Die Innenstädter“ ist das trotzdem eine Ungleichbehandlung und Wettbewerbsverzerrung, denn die Innenstadt-Wirte müssen für ihre Außenbestuhlung mehr zahlen. 1,50 Euro pro Monat und Quadratmeter werden fällig, erklärt Sigrid Mauser von der Stadt.

Für Jan Dinger ist die Miete nicht das Kern-Thema. „Wir investieren jedes Jahr einen sechsstelligen Betrag in den Königsstrand.“ Das sei kein klassisches Gastro-Projekt, sondern eine Veranstaltung, die hochgradig von Sponsoren abhängig sei. Beispiel: Getränkeverkauf. Den übernimmt Dinger & Boubaker selbst und ist gerade in Gesprächen mit Brauereien, auch den Forchheimern. Die Frage sei, wer kann die entsprechende Schank-Infrastruktur zur Verfügung stellen und das Projekt unterstützen. „Das sind Größenordnungen, die muss man erst einmal stemmen können.“

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