Seit 125 Jahren nutzt Forchheim eigenes Wasser

2.9.2014, 17:52 Uhr
Seit 125 Jahren nutzt Forchheim eigenes Wasser

© Roland Huber

Geschäftsführer Reinhold Müller gibt zu: Das Jubiläum „125 Jahre städtische Trinkwasserversorgung“ geht auf einen Zufallsfund zurück. „Zufällig“ seien die Stadtwerke auf eine Kaufurkunde aus dem Jahre 1889 gestoßen. Die Stadt erwarb seinerzeit von dem Nürnberger Bauunternehmer Heinrich Jooß ein gusseisernes Röhrensystem, das ein Wasserreservoir am Kellerberg mit einigen Straßen in der Altstadt verband. Jooß verkaufte gerne, denn die private Wasserversorgung rentierte sich nicht mehr. Das, so sagt Reinhold Müller, war also der Start in die kommunale Trinkwasserversorgung Forchheims. Er kostete 20 000 Goldmark.

Heute kostet ein Kubikmeter Trinkwasser der Stadtwerke den privaten Haushalt 1,99 Euro. Jede/r Forchheimer/in verbraucht im Schnitt 103 Liter pro Tag (Bundesdurchschnitt: 122 Liter). Das Wasser stammt direkt aus dem Wiesenttal vor der Haustür, aus dem Schutzgebiet Zweng. „Ich spürte in den 1990er Jahren starke Kräfte auf mich wirken“, erinnert sich Müller, „die mich in Richtung Fernwasser drängen wollten“. Doch mit Oberbürgermeister Franz Stumpf im Kreuz sei es gelungen, an der eigenen Wasserversorgung festzuhalten und sie auch dauerhaft zu sichern.

Langfristige Genehmigung

Darauf ist Müller ebenso stolz wie auf die behördliche Genehmigung, das Wasser aus der Zweng langfristig entnehmen zu dürfen, nämlich bis 2034. Aus Sicht der Stadtwerke die verdiente Frucht ihrer Anstrengungen um Netz- und Wasserqualität. Neun Brunnen betreibt der städtische Wasserversorger in der Zweng. Ein ausgeklügeltes Schutzgebiets-System sorgt für eine sehr niedrige Belastung mit Schadstoffen wie Nitrat. Die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft, sagt Müller, hat nach vielen Jahrzehnten der Spannungen ein Klima des Vertrauens und der Partnerschaft erreicht.

Der größte Teil der Schutzgebietsfläche wird nach wie vor landwirtschaftlich genutzt. Die Bauern erhalten für die Einschränkungen, die sie bei Bewuchs und Düngung hinnehmen müssen, Ausgleichszahlungen. 2013 waren dies rund 25 000 Euro. Auch was die Fruchtfolge betrifft, kooperieren die Stadtwerke nach eigenen Angaben mit einzelnen Landwirten.

Und jetzt haben sie im Juni ein landwirtschaftliches Experiment gestartet, das auf allen Seiten Gewinn abwerfen soll: Auf 1,5 Hektar Fläche baut ein Landwirt anstelle von Mais das ungarische Szarvasy-Energiegras an. Wie der Name sagt, liefert es nach dem Schnitt erneuerbare Energie im Biomasse-Kraftwerk Eggolsheim, das die Stadtwerke Forchheim mit ihren Kooperationspartnern aus der Metropolregion Nürnberg betreiben. Läuft das auf fünf Jahre angelegte Experiment gut, könnte der Einsatz des als Energielieferant umstrittenen Mais reduziert oder ganz gestoppt werden. Auch andere Biomasse-Kraftwerke laufen inzwischen bereits ohne Mais.

Zusatzeffekt laut Christian Sponsel von den Stadtwerken: „Wir wollen damit herausfinden, wie sich auf dieser Fläche der Nitratwert entwickelt.“ Nitrat entsteht durch Düngung und belastet das Trinkwasser. Das Forchheimer Wasser liegt allerdings schon heute weit unter dem Grenzwert, so Sponsel.

Als die Stadt 1889 die private Rohrleitung kaufte, entschied sie sich parallel dazu, die Hauptstraße zu kanalisieren. Spät, aber nicht zu spät lenkte die Kommune die Ver- und Entsorgungsfrage buchstäblich in die richtigen Kanäle.

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