Störche scheuen die Familienplanung

14.6.2012, 17:35 Uhr
Störche scheuen die Familienplanung

© Roland Huber

„Den Forchheimer Störchen fehlt heuer irgendwie das Konzept.“ Gunter Brokt vom Landesbund für Vogelschutz gebraucht solch kritische Worte in Bezug auf die Klappermänner und -frauen. Er darf das. Brokt beschäftigt sich schließlich intensiv mit dem Verhalten der Störche – und er würde sich ebenso intensiv über großschnabeligen Nachwuchs freuen. Doch daraus wird nichts.

Am Brauhaus ließ sich zwar beobachten, wie der Single-Storch alsbald nicht mehr allein war. Bis zu fünf Störche fliegen noch heute zeitweise über die Dächer. Ihr lautstarkes Schnäbeln ist immer wieder eine Schau für die Passanten in der Hornschuchallee. Sogar typisches Brutverhalten war zu erkennen, doch vom Nachwuchs keine Spur. „Scheinbrüten war das nur“, vermutet daher Brokt.

Keine feste Beziehung

Ähnlich unstrukturiert ist das Storchenleben im Schulzentrum. Munteres Treiben, aber keine Familienplanung. Dabei sieht man die Vögel fliegen oder sitzen. Brokt hat beobachtet, dass es sich um „Jugendliche“ handelt. Die sind sprichwörtlich noch grün hinter den Ohren und tatsächlich schwarz am Schnabel. Von der Geschlechtsreife können sie bislang nur träumen. Statt dessen hängen sie gern ein wenig ab und chillen, wie das in altersgemäßer Sprache heißt.

Warum die erwachsenen Artgenossen nichts zu Stande kriegen – darüber lässt sich nur spekulieren. „Es gibt viele Faktoren, die wir gar nicht wahrnehmen“, sagt Brokt. Es kann sein, dass der Bauboom in Forchheim, der mit Lärm verbunden ist, den Störchen die Lust auf einen festen Wohnsitz vergällt.

Für 2012 ist’s jedenfalls gelaufen. Zwar ist der Sommer noch lang und die Nächte lau, doch von der Produktion bis zur Geburt wäre es eine zu lange Zeitspanne. „Die Jungstörche wären nicht rechtzeitig so weit, um mit in den Süden fliegen zu können“, so Brokt. Sorge macht ihm, dass es Adebar an Nahrung fehlen könnte. Die Wiese Am Zweng werde heuer so oft gemäht, wie kaum zuvor. Es fehle an Grashüpfern, Fröschen und Mäusen – alles, was auf dem Speiseplan des Storches steht. Allzu sehr sollen sich die Storchenfreunde aber nicht beunruhigen: „Wir hatten immer mal wieder Jahre, in denen es keinen Nachwuchs gegeben hat“, sagt Brokt.

Das sei normal. Vielleicht, wenn die Jugend genug gechillt hat, bringt sie die Kraft und den Mut auf, für Nachwuchs zu sorgen. Es muss ja kein groß ausgearbeitetes Konzept sein – ein ganz kleines genügt schon...

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