Streit um Kinderkrippe: Hausen legt Pläne auf Eis

17.8.2017, 18:26 Uhr
Streit um Kinderkrippe: Hausen legt Pläne auf Eis

© Foto: Alexander Hitschfel

Hausens Senioren sind sauer. Man will sich nicht so einfach aus dem gemeindlichen Bürgerhaus vertreiben lassen. Im Rahmen der Augustsitzung demonstrierten viele Hausener Senioren gegen die Pläne der Gemeinde zum Umbau des Bürgerhauses in eine Kinderkrippe und strömten anschließend ins Rathaus, um bei der Sitzung dabei zu sein.

"Oh das sind aber viele Menschen", sagte ein sichtlich verdutzter Hausener Bürgermeister, als sich die Tür zum Sitzungssaal öffnete und die Senioren in den Saal strömten. In der Sitzung selbst sorgte die CSU für eine faustdicke Überraschung, denn eigentlich sollten  die Umbaupläne für die Kinderkrippe beschlossen werden.

Scharfer Angriff

Zweiter Bürgermeister Bernd Ruppert (CSU) redete den Kolleginnen und Kollegen mit seinem Statement ins Gewissen. Er kritisierte die Vorgehensweise von Bürgermeister Gerd Zimmer (SPD) in diesem Projekt und rief zum Umdenken auf. "So wie hier versucht wird, verschiedene Personen zu manipulieren, so kann eine vernünftige und vertrauensvolle Gremienarbeit im Gemeinderat nicht funktionieren", griff Ruppert Zimmer scharf an.

Zwei Alternativstandorte seien durch Zimmer selbst nach seiner Prüfung als ungeeignet eingestuft worden, der dritte Vorschlag, das Bürgerhaus, solle nun auf Biegen und Brechen durchgeboxt werden. Dazu sei von Zimmer mehrfach versucht worden mit "Falschaussagen" eine notwendige Gemeinderatsmehrheit zu bekommen, kritisierte Ruppert.

Es seien eben bisher keine adäquaten Räumlichkeiten für die Senioren gefunden worden; weder Kindergarten noch Pfarrsaal, weder Sitzungssaal, Schützenheim oder Sportgaststätte seien für die Senioren geeignet.

Ruppert erinnerte daran, dass viele Gemeinderäte nur unter der Voraussetzung, dass für Senioren passende Räume gefunden würden, einem Umbau des Bürgerhauses zugestimmt hätten. Weiter hielt Ruppert Zimmer vor, seine Aussage, dass dem Obst- und Gartenbauverein, der seine Beete im Garten des Bürgerhauses angelegt hat, maximal 16 Quadratmeter Flächen wegfallen sollten, ebenfalls falsch sei.

Unterschriften gesammelt

Anhand der Planungen des Architekten müsse der Obst- und Gartenbauverein doch fast 100 Quadratmeter seiner Fläche abgeben, so Ruppert. Insgesamt hatten die Senioren und der Obst- und Gartenbauverein 200 Unterschriften gegen den Umbau des Bürgerhauses in eine Kinderkrippe gesammelt.

Bürgermeister Zimmer habe in seinen Ausführungen immer mit verschiedenen Nutzungen für den Umbau geworben, nun benötige man auf einmal noch einen extra Spielplatz und auch noch einen extra Sozialraum, der im Dachgeschoss des Bürgerhauses angesiedelt werden soll. Hinzu komme, dass auch die vorhandenen Parkplätze nicht ausreichen würden.

Außerdem kritisierte Ruppert das Angebot von Zimmer, dass die Senioren auch das Schützenhaus als neue Bleibe nutzen könnten. Dies sei mit ihm als Schützenfunktionär nicht abgestimmt, so Ruppert. Nachdem die Gemeinde Eigentümerin des Schützenheimes sei und nur an den Verein vermietet habe, könne man jederzeit auch eine anderweitige Nutzung als Vermieter vorsehen, kündigte Zimmer an. Diese Ankündigung veranlasste Ruppert zur Erinnerung: "Wir haben einen gültigen Mietvertrag!"

Zimmer wollte die Anschuldigungen nicht so stehen lassen: "Ich habe der Seniorenbeauftragten gleich mehrere verschiedene Räumlichkeiten vorgeschlagen, alle wurden abgelehnt", warf Zimmer der Seniorenbeauftragten Gerda Wagner eine Blockadehaltung vor. Sehr wohl würde es zu Synergieeffekten kommen, wenn man die Kinderkrippe an diesem Platz realisiere. So brauche man beispielsweise keinen eigenen Turnraum bauen und könne Kosten sparen.

Zimmer wies die Vorwürfe von Ruppert zurück. Kritik kam aber nicht nur von der CSU, sondern auch von den Jungen Bürgern (JB). Gemeinderat Johannes Stadter (JB) bezeichnete die Vorgehensweise von Zimmer in diesem Projekt gar als "absolute Sauerei und Frechheit". Diese "Salami-Taktik" wolle und werde man sich nicht bieten lassen, so Stadter.

Gerlinde Kraus (SPD) erinnerte daran, dass der Antrag zum Anbau der Kindertagesstätte Lohe keine Mehrheit im Gremium gefunden habe. Hätte der Gemeinderat für einen Anbau an der bestehenden Kindertagesstätte Lohe gestimmt, hätte man das Bürgerhaus nicht anfassen müssen. Somit stelle sich die Frage, ob man für den Umbau des Bürgerhauses rund 300 000 Euro investiere; ein Neubau käme bedeutend teurer.

Nachbesserung nötig

Herbert Kemeth (UWG) verteidigte Zimmers Vorgehen in diesem Projekt. Es sei ganz normal, dass sich mit zunehmender Projektdauer auch immer die eine oder andere Unwägbarkeit einstelle. Nun sei es halt notwendig, etwas nachzujustieren.

Einig waren sich die Mitglieder des Gemeinderates in einem Punkt: Hausen braucht eine neue Kinderkrippe: "Eltern haben ein Recht auf einen Kinderkrippenplatz und können notfalls auch dafür klagen", erinnerte Zimmer.

Bei der Abstimmung wurden die Pläne mit 6:7 Stimmen abgelehnt. Gegen die Pläne stimmten die CSU, die Jungen Bürger und die zwei Vertreter des Bürgerforums Wimmelbach. Dafür stimmten SPD und UWG.

Das Projekt "Umbau des Bürgerhauses in eine Kinderkrippe" ist damit erst einmal gestoppt. "Das ist bitter für die Eltern, die ihre Kinder jetzt nicht unterbringen können", zeigte sich Gerd Zimmer enttäuscht.

Keine Kommentare