Tempo 30 soll Tanzlinde retten

25.1.2014, 15:00 Uhr
Tempo 30 soll Tanzlinde retten

© Philipp Demling

Manchmal ist es so laut, dass das Bier nicht mehr schmeckt: „Wenn ich gegenüber in der Wirtschaft sitze, brettern die mit 80 Sachen durch, Sogar Laster“, klagt Konrad Malter, der an der ebenfalls stark befahrenen Straße Richtung Gaiganz wohnt. Im Zentrum des Ortes laufen mehrere Straßen zusammen. Einige 1000 Fahrzeuge, darunter auch viele 40-Tonner, rauschen hier am Tag vorbei.

Als besonders störend empfinden viele Effeltricher den Schwerlastverkehr. Laut Anwohnern hat er in den letzten Jahren deutlich zugenommen – mit der Einführung der Lkw-Maut auf Autobahnen, und seit die Nachbargemeinde Neunkirchen ihren Ortskern für Laster gesperrt hat, die mehr als sieben Tonnen wiegen.

Genau am Verkehrsknoten

Paul Förstel, von Beruf Gebäudesanierer, sorgt sich um Effeltrichs Stolz: die berühmte Wehrkirche und die angeblich 1000-jährige Linde. An der Kreuzung, an der die beiden Attraktionen stehen, kann man von der Hauptstraße aus Richtung Forchheim, Neunkirchen, Langensendelbach oder Poxdorf abbiegen. Förstel ist sicher, dass die Verkehrsbelastung nicht spurlos an Baum und Kirche vorübergeht.

Er fordert deswegen im Bereich der Linde eine Tempo-30-Zone. Die Idee kam Förstel, als er erfuhr, dass engagierte Bürger in Weilersbach das Gleiche durchgesetzt haben. Zusammen mit einigen Mitstreitern – auch der Bund Naturschutz ist mit im Boot – will Förstel die Forderung in den Gemeinderat einbringen.

Vorher will er zwei Gutachten ab-warten, die er in Auftrag gegeben hat: Ein Statiker soll überprüfen, ob die Bodenvibrationen durch den Schwerlastverkehr die Standfestigkeit der Sankt-Georg-Kirche beeinträchtigen. Ein Baumgutachter soll ermitteln, ob Abgase, Streusalz und die Erschütterungen durch vorbeifahrende Laster das Leben der Tanzlinde gefährden.

Was Förstel zudem Sorgen macht: „Wenn ein Laster von der Straße abkommt und in die Linde reinfährt“, sagt er, „dann rasiert er sie ab.“ Bei Tempo 30 sei diese Gefahr geringer.

Behandlung gegen Pilze

Baumgutachter Anno Albersmeier weiß, wie man Effeltrichs berühmtestem Gewächs helfen kann: So müsste die Linde zum Beispiel häufiger gegen Pilzbefall behandelt werden. Abgase und Streusalzrückstände in der Luft sorgten zudem dafür, dass Bäume nicht mehr richtig transpirieren, also über die Spaltöffnungen ihrer Blätter Wasser abgeben könnten.

Als Lösung schlägt Albersmeier Streumittel mit geringerem Salzgehalt vor Lösung – so wie es die Stadt Coburg, wo er wohnt, verwende. Denn Salz im Boden entziehe der Linde Wasser, die Blätter können austrocknen.

Und eine Tempo-30-Zone könnte den Feinstaub verringern, sind ihre Befürworter überzeugt. „Die Bürger müssen Druck machen“, sagt Konrad Malter: „Von alleine tut sich nichts.“

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