Trotz der Dauer-Dürre: Der Kanal ist voll

22.8.2018, 08:00 Uhr
Trotz der Dauer-Dürre: Der Kanal ist voll

"Unsere Anlagen halten den Wasserstand auf dem nötigen Level, sie trotzen der Dürre", sagt Jörg Blömer von der Außenstelle Neuses bei Eggolsheim des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Nürnberg. Der Diplomingenieur erläutert, wie jenes Ausgleichssystem funktioniert, das Wasser aus dem wasserreichen Süden des Freistaats in den wasserarmen Norden Bayerns bringt – und der Kanal selbst ist ein ganz wichtiger Bestandteil dieses ausgeklügelten Systems.

In den Seen des Fränkischen Seenlands wird Wasser gespeichert, das bei Bedarf vom Rothsee über die Kleine Roth gen Rednitz, Regnitz und Main fließt. So werden diese Flüsse stabilisiert, deren Pegel deshalb nach wie vor im Normalbereich ist. Und auch der Wasserstand des Kanals wird über dieses Ausgleichssystem geregelt.

Indirekt spürt man an der Wasserstraße aber auch die Folgen der anhaltenden Dürre. Denn größere Fracht- und auch Flusskreuzfahrt-Schiffe bleiben derzeit auf der Donau zwischen Straubing und Deggendorf liegen — die Fahrrinne weist nicht mehr die nötige Tiefe auf, die sie brauchen. Der Pegel des Flusses ist so niedrig wie noch nie.

Das bedeutet: Kreuzfahrt-Touristen müssen teils auf Busse umsteigen, um ihre Ziele zu erreichen. Und Frachter werden entweder weniger stark beladen — oder sie müssen einen Teil ihrer Fracht wieder entladen, um weniger Tiefgang zu haben. Spediteure beklagen bereits erhebliche Umsatz-Einbußen und Mehrkosten, etwa durch den zusätzlich notwendigen Transport von Waren auf der Straße oder der Schiene. Aber dort sind die Kapazitäten begrenzt, und Umschichten kommt teuer.

"Wenn etwa 5000 Tonnen Kohle per Schiff über die Donau nach Forchheim geliefert werden sollen, dann kommen momentan nur 4000 Tonnen an — der Rest der Schiffsfracht muss anders transportiert werden", sagt Ulrich Pfaffenberger, der Sprecher des Landesverbands Bayerischer Spediteure (LBS).

Betroffen sind auch größere Flusskreuzfahrt-Schiffe auf Teilen des Rheins und die Schifffahrt am Bodensee. Dort kann der Anlegehafen Bad Schachen schon seit Wochen wegen des Niedrigwassers nicht mehr angefahren werden.

Am Main-Donau-Kanal ist die Lage entspannter — auch wegen seiner Funktion als Wasser-Ausgleich, die manche inzwischen schon als gewichtiger ansehen als die ursprünglich angedachte Hauptrolle der umstrittenen Schifffahrtsstraße als Verkehrstrasse.

Ungewöhnlich ist die aktuelle, wochenlange Trockenheit allerdings auch für Jörg Blömer vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt. "All die kleinen Bäche und Gräben entlang des Kanals oder die, die ihn queren wie etwa der Deichselbach, der bei Altendorf in die Regnitz mündet — die sind derzeit dermaßen ausgetrocknet, das ist schon der Hammer."

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