Umgehung spaltet Wimmelbach mehr denn je

13.3.2015, 15:12 Uhr
Umgehung spaltet Wimmelbach mehr denn je

© Foto: Alexander Hitschfel

Wie sehr die Planungen zum möglichen Trassenverlauf, der im Zuge der Ortserneuerung entstehen soll, die Gemüter scheiden, wurde einmal mehr in der jüngsten Bürgerversammlung deutlich. Zum Treffen waren auch Vertreter der Bamberger Straßenbaubehörde gekommen: Uwe Zeuschel, Bereichsleiter Straßenbau am Straßenbauamt Bamberg, berichtete vom Planungsstand einer möglichen Ortsumgehung und machte einen Streifzug in die Historie.

Noch im November 2002 habe man über die Ortsumfahrung Forchheim-West diskutiert; 2011 sei die Freigabe bereits erfolgt: eine relativ kurze Projektrealisierungszeit, die keinesfalls die Regel sei, so Zeuschel.

Bedingte Wahl

Die in Wimmelbach vorgesehene Ortsumfahrung habe – so die aktuelle Planung – eine Länge von 1,3 Kilometer und solle nach groben Baukostenschätzungen rund 4,2 Millionen Euro kosten. Mit dieser Länge sei das Projekt im Vergleich zu anderen Baumaßnahmen ein eher kleineres Vorhaben, ordnete der Bereichsleiter ein. Viele Möglichkeiten für eine Umgehungsstraße gebe es nicht.

Eine nördliche Umgehung des Ortes sei nicht möglich, weil die Häuser bis an den Waldrand gebaut seien. Daher sei die Linienführung im Süden von Wimmelbach am zielführendsten.

Im Hinblick auf die im Plan eingezeichnete Straßenführung der Umgehung, machte Zeuschel deutlich, dass es lediglich „ein Strich in der Landschaft und noch kein Fixum sei“. Die Umgehungsstraße liege in einem Zielkorridor, der an manchen Stellen zwischen 200 und 300 Meter und an manchen Stellen aber nur 15 Meter Breite aufweisen könne, erklärte der Straßenplaner.

Kurz führte er auch die Ergebnisse der Verkehrszählungen auf; im Vergleich dazu immer die Durchschnittswerte auf bayerischen Bundesstraßen: 1995 seien in Wimmelbach 5500 Autos pro Tag gezählt worden. Der Durchschnitt liege bei 6500 Fahrzeugen. Im Jahr 2005 seien es 5800 in der Ortschaft und in Bayern 7590 gewesen. 5700 Pkw passierten Wimmelbach im Jahr 2010, in Bayern 9287.

Alle fünf Jahre wird in Bayern der Verkehr gezählt: So auch in diesem Jahr. Während bei den vergangenen fünf Verkehrszählungen die Zahlen in Wimmelbach immer deutlich unter dem Bayerndurchschnitt gelegen hätten, rechnet man von Seiten der Befürworter nun damit, dass seit der Fertigstellung der Ortsumgehung Forchheim-West der Durchgangsverkehr deutlich angestiegen ist.

Man werde 2015 erstmals mit „selbstzählenden Leitpfosten“ die Statistik erheben, sagt Zeuschel. Ergebnisse seien erst 2016 zu erwarten. Auch wenn die eigenen Vekehrszahlen deutlich unter dem Bayerndurchschnitt liegen, könnte man aufgrund der überschaubaren Länge der Umgehung und der moderaten Kosten mit einer Kategorisierung in den „vordringlichen Bedarf“ hoffen. Ein weiterer Pluspunkt um als eine Maßnahme im Bundesverkehrswegeplan zu erscheinen, sei die Tatsache, dass der verlagerbare Durchgangsverkehr doch beträchtlich sei.

Im Sommer werde ein erster „Referenten-Entwurf“ vom Bundesministerium vorgelegt werden, aus dem ersichtlich sei, welche der von den verschiedenen Straßenbaubehörden angemeldeten Projekte umgesetzt und welche weggefallen seien. „Dann beginne die Nacht der langen Messer, die Zeit der politischen Einflussnahme“; scherzte Zeuschel. Forchheim sei, nachdem es einen Parlamentarischen Staatssekretär im Wirtschaftsministerium sitzen habe, mit Sicherheit ein „Glückskind“.

Bei der anschließenden Diskussion wurde sehr kontrovers diskutiert. Es gab Befürworter aber auch einige Gegner der geplanten Umgehungsstraße. „Ich sehe sie als Chance für Wimmelbach den Verkehr aus dem Ort rauszubekommen“, erklärte Bürgermeister Gerd Zimmer (SPD). Enttäuscht zeigte sich Zimmer darüber, dass man die angestrebten „Sofortmaßnahmen“ bisher nicht erreichen habe können.

Dazu hätten beispielsweise die Anbringung von mobilen Ampelanlagen, die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer in der Nacht, oder auch fest installierte Blitzeranlagen gezählt. Gegner der geplanten Südumgehung hingegen befürchten, dass der Lärm aufgrund der Höhenlage in den kompletten Ort schwappe, wenn die Ortsumfahrung oberhalb des Sportheimes am Wald verlaufe.

Gemeinderat Martin Heilmann (UWG) hielt eine Ortsumgehung durchaus für sinnvoll, aber nicht in der vorlegten Form. Wenn man jetzt die Chance verpasse in den „vordringlichen Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplanes zu gelangen, könne man frühestens erst wieder 2028 mit einer neuen Chance rechnen, warnte Zimmer.

Eine gemeinsame Lösung

Aus der Bürgerschaft kam die Anregung, eine „große gemeinsame Lösung“ für Wimmelbach und Oesdorf anzustreben – wie bereits schon vor Jahren angedacht. Nachdem diese Variante den Planern nicht bekannt war, konnten sie sich dazu nicht äußern. Die Debatte wurde immer emotionaler: „Ebermannstadt bekommt einen Tunnel, warum nicht Wimmelbach auch“, warf ein Bürger ein. „Wir sind eine Fachbehörde wir vertreten die Vorgaben des Bundesfernstraßengesetzes“, versuchte sich Zeuschel zu rechtfertigen.

Es gehe hier nicht nur um Lärm, sondern auch um die Erhöhung der Verkehrssicherheit. Innerorts würden mehr Verkehrsteilnehmer aufeinander treffen, als auf einer Ortsumgehung. „Sie werden zwar vom Staat bezahlt, aber der Staat sind wir“; machte ein aufgebrachter Wimmelbacher seinem Unmut Luft. „Sie weisen uns Funktionen zu, die uns nicht zustehen; zuständig ist hier das Landratsamt“, wehrte sich der Planer.

Roland Kraus, Sprecher der Bürgerinitiative „B 470 Wimmelbach“ mahnte ebenfalls zum Zusammenhalt. „Es wäre jetzt schade, wenn das Projekt zerstritten werde“, sagte Kraus. „Wir wollen, dass eine Umgehung kommt, nur nicht in der vorgelegten Form.“ Unterstützt werden sollen die Belange der Bürger auf Umsetzung von „Sofortmaßnahmen“ durch den Gemeinderat Hausen. Bürgermeister Zimmer bringt eine Resolution ein.

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