Verdi will Schifffahrt auf Seen in Bayern lahmlegen

1.8.2015, 18:10 Uhr
Verdi will Schifffahrt auf Seen in Bayern lahmlegen

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Touristen müssen sich auf Einschränkungen bei der Schifffahrt auf Bayerns Seen einstellen. Denn die Gewerkschaft Verdi hat für diesen Montag die Beschäftigten der Bayerischen Seenschifffahrts-GmbH zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. "Damit wird die Schifffahrt auf dem Königssee völlig zum Erliegen kommen", kündigte der stellvertretende Verdi-Landesbezirksleiter Norbert Flach an.

Auch auf dem Tegernsee, dem Ammersee und dem Starnberger See werde es starke Beeinträchtigungen im Linienbetrieb geben. Ziel der Gewerkschaft ist es, in der staatlichen Seenschifffahrt die Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Entlohnung abzuschaffen. Die Beschäftigten der weiß-blauen Schiffsflotte waren nach Verdi-Angaben früher im öffentlichen Dienst bei der staatlichen Schlösser- und Seenverwaltung angestellt.

1997 habe das bayerische Finanzministerium die Bayerische Seenschifffahrts-GmbH gegründet und ihr die Betriebsführung der bayerischen Flotte übertragen. "Offensichtliches Ziel war es, mit der GmbH aus der Tarifbindung des öffentlichen Dienstes herauszukommen und ein Geschäftsmodell zu etablieren, was auf niedrigeren Löhnen und Arbeitsbedingungen außerhalb von Tarifverträgen basiert", erläuterte die Gewerkschaft.

Wie reagiert Söder?

Auch die bis 1997 staatlich Beschäftigten hätten in die GmbH wechseln sollen. Wegen der unsicheren Arbeitsbedingungen hätten aber alle damaligen Beschäftigten diesem sogenannten Betriebsübergang widersprochen. Damit seien diese "Altbeschäftigten" im Tarifrecht des öffentlichen Dienstes geblieben, alle Neueinstellungen dagegen seien mit deutlich schlechterer Bezahlung und zu auch sonst schlechteren Arbeitsbedingungen erfolgt.

Wie reagiert Finanzminister Markus Söder (hier auf dem Wöhrder See in Nürnberg) auf den Druck der Gewerkschaft?

Wie reagiert Finanzminister Markus Söder (hier auf dem Wöhrder See in Nürnberg) auf den Druck der Gewerkschaft? © Linke

Flach warf dem Finanzministerium deshalb Lohndumping vor, das mit christlich-sozialer Politik nicht in Einklang stehe. "Das muss ein Ende haben." Neben dem Warnstreik der neueren Mitarbeiter seien zusätzlich die "Altbeschäftigten" für diesen Montag zu einem Solidaritätsstreik aufgerufen worden. Flach gab die Beschäftigtenzahl bei der staatlichen Seenschifffahrt mit rund 180 Mitarbeitern - davon rund 90 in der GmbH - an, aber es gebe beim Personalstand saisonale Schwankungen.

Die Entlohnung der GmbH-Beschäftigen liege zwischen 10 und 20 Prozent unter jener der "Altbeschäftigten", wenn man neben dem reinen Entgelt auch andere Faktoren wie die unterschiedliche Altersversorgung berücksichtige. Die vierte Tarifrunde war nach Verdi-Angaben am vergangenen Freitag ohne Ergebnis geblieben. Deshalb seien jetzt Warnstreiks unausweichlich geworden, erklärte Flach."

"Der Tarifkonflikt kann schnell beendet werden", sagte der Gewerkschafter. Den Schlüssel dazu halte allerdings Finanzminister Markus Söder (CSU) in der Hand. Verdi jedenfalls gehe kompromissbereit in die fünfte Verhandlungsrunde an diesem Dienstag. Das private Unternehmen Personenschiffsverkehr Josef Schweiger betonte unterdessen, dass die Personenschifffahrt im Donau- und Altmühltal nicht vom Warnstreik der Bayerischen Seenschifffahrt betroffen sei.

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