Viel heiße Luft um nichts

29.3.2015, 12:00 Uhr
Viel heiße Luft um nichts

© Hitschfel

Meist geht es um feinen rötlichen Staub, der sich in Pautzfeld auf geparkte Autos, frisch geputzte Fenster und Obst aus dem Garten niederschlägt. Der Staub und Spekulationen über womöglich darin enthaltene Schwermetalle waren zum Beispiel Thema bei der Bürgerversammlung in Trailsdorf im Januar.

Für die NN haben Geschäftsführer Dirk Elzenbeck und Entwicklungschef Dr. Udo Hack nun die Betriebstore geöffnet. Bei einem Werksrundgang haben sie die Fragen beantwortet, die den Bürgern unter den Nägeln brennen, und die Produktionsabläufe erklärt: Den Rohstoff Ton baut Liapor in einer Grube zwischen Unterstürmig und Buttenheim ab, mit Lastwagen erreicht er Pautzfeld. In mehreren Schritten wird das Rohmaterial zermahlen und mit Eisenoxid vermischt, damit der Blähvorgang besser funktioniert.

In die beiden Brennöfen wandern kleine Tonkugeln, die mit Kalkmehl umhüllt werden, damit sie beim Brennen nicht zusammenkleben. Im Ofen verdampfen organische Bestandteile der Tonerde sowie das Eisenoxid. Das Ergebnis sind gebrannte Kügelchen mit Porung in verschiedenen Größen. Aus 173 000 Tonnen Rohstoff entstanden so im vergangenen Jahr 380 000 Kubikmeter fertiger Baustoff, so Elzenbeck.

Kein Müll im Ofen

Vehement widersprachen der Geschäftsführer und Franz Dittrich vom Umweltamt dem im Dorf kursierenden Verdacht, zum Betrieb der Öfen werde Müll verbrannt: „Das ist technisch gar nicht möglich“ (Dittrich), „denn die Anlagen können keine Feststoffe verbrennen“ (Elzenbeck). Außerdem würde die Verbrennung von Müll die Produktqualität nachteilig beeinflussen und wäre deswegen „ein Eigentor“, so Elzenbeck. Tatsächlich kämen feiner Braunkohlestaub, schweres Heizöl und Kiefernölpech als Brennstoffe zum Einsatz. Letzteres sei ein Nebenprodukt der Holzverarbeitung zu Zellulose.

Dass häufig feiner Staub vom Werk Richtung Pautzfeld weht, streiten Elzenbeck und Hack hingegen nicht ab. Dieser komme jedoch keineswegs aus dem Ofen oder dem hohen Kamin: Der Ofen sei erst kürzlich mit neuen Dichtungen versehen worden und der geringfügige Rest, der dennoch entweiche, werde mit Wasser wieder eingefangen, das rund um den Ofenausgang aus Düsen versprüht wird.

Fortwährend gemessen

Die Abgase, die Schwefelgase und Carbonate enthalten, durchlaufen laut Hack zwischen Ofen und Kamin einen Nassfilter: „Wir düsen eine Kalksuspension durch das Abgas und dann fallen die Reststäube, der Schwefel und die Carbonate in Form von Gips aus.“ Aus dem Kamin komme nur noch Wasserdampf. Laut Franz Dittrich messe eine Sonde permanent die Abgaswerte, die Ergebnisse seien unproblematisch. „Die Messung könnten wir uns eigentlich sparen.“

Die Hauptquelle für den Staub sahen alle drei übereinstimmend im Freigelände, wo das Endprodukt in großen Haufen lagert. „Wenn da ein harter Wind reinfährt, wird natürlich Staub aufgewirbelt“, so Hack. Das gleiche passiere durch Fahrzeugbewegungen auf dem Areal und beim Beladen von Lkw (Elzenbeck). Gesundheitsgefährlich sei der Staub jedoch nicht: „Das ist Grobstaub und deswegen in der Regel nicht lungengängig“, erklärte Hack.

Nachdem der Rohstoff aus der Region stamme, hätten sowohl Blähton als auch Staub dieselbe Zusammensetzung wie die Böden in der Gegend. „Mehr Schwermetalle als in Jedermanns Gartenerde sind auch im Staub nicht drin“, versicherte Hack. Abweichungen gebe es lediglich beim Eisenoxid, weil dieser Stoff dem Ton als Blähhilfsmittel zugefügt wird.

Weitere Investition

Um die Staubentwicklung in Grenzen zu halten, „beauftragt Liapor für 50 000 Euro im Jahr eine Firma, die die Fahrwege mit einer Nasskehrmaschine reinigt“, so Hack. Außerdem fahre regelmäßig ein Traktor über das Gelände, um mit Wasser aus einem Tank den Staub zu binden. Zusätzlich gibt es ein festinstalliertes Düsensystem, das zeitgesteuert Wasser versprüht.

„Das geht aber nicht im Winter, sonst bekommen wir hier eine Eisbahn“, bedauert Elzenbeck. Noch im laufenden Jahr will das Unternehmen das Düsensystem weiter ausbauen. Restlos abstellen lassen wird sich die Staubentwicklung wohl aber auch damit nicht, räumte Hack ein.

Auch Störfälle gebe es, etwa letztes Jahr am 25. Juni, als das Fördersystem der Tonmühle verstopfte und deswegen große Mengen Staub auf einmal frei wurden. „Wenn das passiert, sollten die Bürger das so schnell wie möglich dem Umweltamt melden, damit wir auf Ursachensuche gehen können“, appellierte Dittrich.

Zum Schluss erklärte Elzenbeck, dass er selbst in Eggolsheim und mithin in unmittelbarer Nähe zum Werk wohne. „Schon allein deswegen arbeite ich nach bestem Wissen und Gewissen.“ Seine rund 90 Mitarbeiter würden regelmäßig von der Berufsgenossenschaft betriebsärztlich untersucht, auch hier hätten sich noch nie Auffälligkeiten gezeigt.

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