Vom Millenium-Baby zur Elbin ohne Facebook

15.1.2018, 06:00 Uhr
Vom Millenium-Baby zur Elbin ohne Facebook

© Roland Huber

Madita ist ein pfiffiger kleiner Lauser. Sie stellt allerhand an und springt – weil sie unbedingt fliegen lernen will – schon auch mal mit einem Regenschirm vom Dach. Zumindest macht das die Madita aus dem Buch der Kinderbuchautorin Astrid Lindgren – die Namensgeberin von Madita Kleisny.

"Ich habe das Buch natürlich gelesen", sagt sie. So viel angestellt wie das Mädchen im Roman habe sie aber dann doch nicht.

Um 9.50 Uhr kam sie in Oberlindelbach auf die Welt. Statt der zarten 51 Zentimeter misst Madita nun 1,65 Meter, ihre bei der Geburt schwarzen Wuschelhaare sind heute lockig, lang und braun. Aus ihr ist eine junge Frau geworden, die das Herder- Gymnasium in Forchheim besucht und in diesem Jahr ihr Abitur machen wird.

Vom Millenium-Baby zur Elbin ohne Facebook

© Foto: Roland Huber

Sie hat den musischen Zweig gewählt und Querflöte gelernt. Und sie besucht Zusatzstunden in Kunst.

"Vor allem das Basteln macht mir Spaß." Außerdem geht sie zwei Mal die Woche zum Tanzen und schwingt beim Standard-Latein- Kurs und bei Jazz Dance die Füße. Schon als kleines Kind hat sie mit dem Tanzen angefangen. Und ist dabei geblieben.

Musik, Tanz, Basteln – eine kreative Ader kann Madita kaum leugnen. Liegt das in der Familie? "Zumindest hat mein Vater uns früher, wenn wir als Kinder Lust auf Malen hatten, die Strichmännchen gezeichnet", erklärt sie und lacht.

Heute ist er allerdings nicht Künstler, sondern IT-Fachmann, ihre Mutter ist selbstständig und unterstützt Privatpersonen bei der Büroorganisation. Ihre zwei jüngeren Brüder gehen auch noch zur Schule. Eigentlich auch egal, woher die Kreativität kommt, die durch ihre Adern fließt. Madita lebt sie.

Und sie treibt sie an, sich einen Ausgleich zum stressigen Schulalltag zu suchen. In andere Welten zu reisen. Weg zu sein. Zumindest gefühlt.

Anders als viele junge Leute in ihrem Alter flüchtet sie aber nicht in die digitalen Sphären von Facebook, Instagram oder anderen Netzwerken.

"Ich habe nicht mal ein Smartphone", sagt die junge Frau – ein Satz, den man heute selten hört. Stattdessen hat sie ein älteres Handymodell. "Das habe ich aber nicht immer mit und wenn doch, ist es meistens aus." Das hört man noch seltener.

Gefragt nach dem Warum, sagt Madita schlicht: "Ich brauche es eigentlich nicht." Genau sowenig wie ein Facebook-Profil. Und sie befürchtet, dass ihr zu viel digitale Kommunikation wertvolle Zeit stehlen könnte für ihre große Leidenschaft: das Live-Rollenspiel.

Schon fünf Mal war sie bei den sogenannten "Feldern der Erde". Dort treffen sich Mittelalter- und Fantasyfreunde, um eine vorgegebene Geschichte selbst zu spielen – eine Art Impro-Theater ohne Publikum (wir berichteten). Wenn sie dort ist, wird Madita zu Nimriel Eirien ed i noss Nolwe – einer Elbin. Elbisch, angelehnt an Tolkiens Sprache im Kinoerfolg "Herr der Ringe", spricht sie allerdings kaum: "Es reicht nur für einen Gruß."

Sie füllt, mit zahlreichen anderen Charakteren, in aufwendigen, selbstgebastelten Kostümen, eine Geschichte ohne starre Vorgaben mit Leben. Sie muss spontan reagieren, überlegen, wie sie mit manch einer Situation umgehen soll.

Darin sieht sie einen Lerneffekt: "Das ist im richtigen Leben ja auch so."

Aber wenn sie bei so einem Event ist, sei das erholsamer als eine Woche Ferien. Den ganzen Tag draußen sein, in der Natur, und ihre Rollen spielen – das liebt sie.

Strebt sie nach dem Abitur gar eine Schauspielkarriere an? Ganz konkrete Pläne für ihren Lebensweg hat sie noch nicht. Doch sie tendiert in Richtung Kunst und Gestaltung.

Der Werkbund Werkstatt Nürnberg bietet ein Vorstudienjahr in Gestaltung an. Dort kann Madita eintauchen in die Kunst, die Bearbeitung von verschiedenen Materialien, von Glas bis Metall, ausprobieren und etwas in der Kunstgeschichte schmökern.

Damit liebäugelt sie momentan. Wie es weitergeht, ist offen. Aber etwas Spontanität kann bei der Entscheidung ja auch nicht schaden.

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