Vor Hertha-Spiel: Glaube an den Nürnberger Club

24.8.2018, 17:51 Uhr
Vor Hertha-Spiel: Glaube an den Nürnberger Club

© Foto: Ralf Münch

In einer feuchtfröhlichen Stimmung nach dem DFB-Pokalsieg 2007 gründete Thomas Gebhardt den Fanclub. Die Söhne brauchte er da schon lange nicht mehr vom 1. FC Nürnberg zu überzeugen. "Der Papa hat uns schon ins Stadion mitgenommen, da war ich gerade drei Jahre alt", sagt Luca Gebhardt. Fußballerische Früherziehung, die keine andere Wahl ließ.

Was 2007 in bierseliger Stimmung beschlossen wurde, ist jetzt ein Fanclub von 120 Mitgliedern. Ein lebendiger Verein, der — nach der Trauerphase für Thomas Gebhardt, der einem Krebsleiden erlag — wieder an allen vertrauten Aktivitäten teilnehmen will. Unter anderem trägt man sich auch mit dem Gedanken eines Faschingswagens. Thomas Gebhardts Söhne Marco und Luca Gebhardt sind jetzt fest in Papas Fußstapfen getreten.

Fahnen-Weihe in der Basilika

Einige hätten seltsam geschaut, als zum fünfjährigen Bestehen des Fanclubs eine Fahnenweihe vorgenommen wurde — direkt beim Hochamt am Sonntag in der Gößweinsteiner Basilika, erinnert sich Marco Gebhardt. Aber da Pfarrer und Kantor ebenfalls zu den Fans gehören, war die Weihe gar kein Problem. Kantor Georg Schäffner übertrug "Die Legende lebt", die Vereinshymne des 1. FC Nürnberg, auf seine Orgel und spielte sie zur Fahnenweihe. "Der Papa hatte Tränen in den Augen, das hat ihm sehr viel bedeutet", so Sohn Marco.

Damit sei man auch über die Grenzen Gößweinsteins bekannt geworden. "Eine Fahnenweihe eines Glubb-Fanclubs in einer katholischen Basilika, das gab es wahrscheinlich noch nie", sagen die Gebhardt-Brüder. Besucher hören sich "Die Legende lebt" auf der Orgel immer wieder auf Youtube-Video an.

Doch wie ist das mit dem Glauben und dem "Glubb"? Der Verein war immerhin Rekordmeister bis Mitte der Achtziger — erst 1987 überholten die Bayern den Club. Jetzt sind sie immerhin Rekordaufsteiger. Aber vor den acht Aufstiegen standen für das Gründungsmitglied der Bundesliga auch acht Abstiege. Nur der Club schaffte es jeweils als amtierender Meister (1968) und als amtierender Pokalsieger (2007), in den jeweils folgenden Saisons abzusteigen.

Mittelfeld wäre ein Traum

"Ich weiß nicht mehr, wie viele Taschentücher ich verbraucht habe", sagt Petra Thermann, die aktuelle Vorsitzende des Fanclubs, "es waren sehr viele." Marco Gebhardt reagiert eher wütend, wenn die Nürnberger, diese Stehaufmännchen der Liga, einmal mehr einen Tiefschlag kassieren. Es schwingt deswegen auch jede Menge Fatalismus mit, wenn die Sprache auf die neue Saison kommt. Der 1. FC Nürnberg spielt in der Saison 2018/19 der Bundesliga zum ersten Mal seit 2014 wieder erstklassig.

"Hauptsache, wir bleiben drin und haben mit dem Abstieg nichts zu tun", sagt der Anhänger. Petra Thermann wünscht sich einen Platz im Mittelfeld, den zehnten oder elften. Eben ein wenig Ruhe und Erholung für die Nürnberger Fanseele. Aber eines ist bei aller Vorsicht klar: Die Fans freuen sich richtig auf die neue Saison, vor allem auf die Auswärtsfahrt nach Berlin: "Wahrscheinlich wird das jetzt die größte Auswärtsfahrt, die wir bisher organisiert haben", sagt Marco Gebhardt.

Vorfreude auf Schalke

Einen ganzen Doppeldeckerbus habe man organisiert, über 70 Mitglieder der Fanclubs Gößweinstein und Obertrubach gehen mit auf die Reise. Auf die Frage, auf welche Auswärtspartie man sich am meisten freue, heißt es unisono "Auf Schalke". Es sei eine Familienfeier. "Normalerweise sind die Fanblöcke in allen Bundesligaspielen getrennt. Außer bei den Schalkern und uns. Wir laufen zusammen ins Stadion und auch zusammen wieder raus. Egal, wer gewinnt, wir feiern alle zusammen. Wir haben ja sogar gemeinsame Fansongs", sagt Marco Gebhardt. Sie hoffen, jetzt öfter zu Ligaspielen nach Gelsenkirchen fahren zu können — auch in den nächsten Jahren.

Neben der Fanfreundschaft mit dem FC Schalke 04 ist sind die Nürnberger für ausgeprägte Rivalitäten bekannt, vor allem zur SpVgg Greuther Fürth.

Beide Mannschaften trugen in den 1920er Jahren die Meisterschaften weitgehend unter sich aus. Nach einem Spiel der deutschen Nationalmannschaft am 21. April 1924 gegen die Niederlande, in dem nur Spieler der beiden Vereine nominiert waren, gewann die deutsche Nationalmannschaft das erste Mal gegen den Erzrivalen in Orange, jedoch waren Nürnberger und Fürther so verfeindet, dass sie Hin- und Rückfahrt in getrennten Zugabteilen verbrachten.

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