Vorzeige-Schützen kommen aus dem Westen im Kreis

15.2.2018, 08:00 Uhr
Vorzeige-Schützen kommen aus dem Westen im Kreis

© Anestis Aslanidis

Alexander Hummel aus Pettstadt sieht seinen oberfränkischen Bezirk insgesamt gut aufgestellt. "Wir haben den Rückgang gestoppt", konstatierte er beim Jahrestreffen 2017 erfreut. Tatsächlich hat sich die Mitgliederzahl in 306 Vereinen nach seichten Zugewinnen bei 32 000 stabilisiert. Doch offenbart sich mit Blick auf die vier einzelnen Gaue eine Schere zwischen einem gebeutelten Nordosten und einem prosperierenden Süd-Westen. Dass der besonders starke Gau West Forchheim/Bamberg mit rund 12 000 Köpfen aus 99 Klubs nochmal in zwei Kreise untergliedert werden kann, sei einmalig in Bayern.

Zu den Musterknaben zählt Hummel den westlichen Landkreis Forchheim mit Hochburgen um Kersbach Effeltrich, Poxdorf, Pinzberg oder Langensendelbach. "Da werden Vereinsfamilie und Ehrenamt vorbildlich gepflegt." Als auffällige Gemeinsamkeit hat der Funktionär ausgemacht, dass viele Frauen in verantwortlichen Positionen der ersten Reihe mit anpacken. "Das entspricht mittlerweile auch den Verhältnissen bei der Mitgliederzahl", erklärt Alexander Hummel. Der Anteil des weiblichen Geschlecht stieg 2016 auf rund 28 Prozent. Dies schlage sich auch bereits auf Wettkampfebene durch. "Schießen als Präzisionssport gefällt den Frauen. Speziell in der Bogen-Sparte hat das Interesse zugenommen. Man verbringt Zeit im Freien." Nicht zuletzt die olympischen Erfolge einer Lisa Unruh (Platz 2 Bogen-Einzel), Monika Karsch (Platz 2 Pistole 25 Meter) oder Monika Engleder (Platz 1 Kleinkaliber Dreistellungskampf) tragen zum Aufschwung bei. So registriert Hummel ein konstantes Niveau an Mannschaften im Ligabetrieb, obwohl er den Anteil der ambitionierten Kräfte auf ein Viertel gegenüber einer passiven Mitgliederschaft von 50 Prozent schätzt.

Unter der Passivität leiden wiederum jene Sorgenkinder, die im demografisch benachteiligten Bezirks-Part wie Hof/Wunsiedel beheimatet sind. Aber auch der Affaltertaler Schützenverein in der Fränkischen Schweiz, der 2018 40 Jahre alt wird, muss ums Überleben kämpfen. Für die nurmehr einstellige Gruppe an Aktiven, aus denen kaum noch Mannschaften gebildet werden können und die sogar ihre Vereinsmeisterschaft in immer kleinerem Rahmen austragen, entstehen vergleichsweise hohe Kosten. Die Vorsitzende Melanie Beetz hatte in einer der jüngsten Jahresversammlungen den Unterhalt für das Mehrzweckheim auf 2500 Euro im Jahr beziffert. Bis über eine mögliche Unterstützung der Gemeinde entschieden ist, will man dem Defizit mit einer Beitragserhöhung beikommen. Auf eine Reduzierung der Verbandsabgaben indes, für aktive wie passive Mitglieder gleich hoch angesetzt, lässt sich schwerlich hoffen. Alexander Hummel setzt auf Trainingskooperationen zur besseren Auslastung von Anlagen und vor allem auf eine konsequente Öffentlichkeitsarbeit.

Werbung mit Lichtgewehren

Als Hilfestellung zur Außenwerbung für die Vereine verleiht der Bezirk ein mobiles Laserschießkino und Lichtpunktgewehre.  "Eine erfolgreiche Jugendarbeit ist die beste Zukunftsversicherung", findet Hummel, der 2015 und 2016 beim Nachschub im Bezirk Verluste verzeichnen musste. Nun gilt es, Talentförderung an Stützpunkten und Weiterbildung in den Vereinen selbst zu intensivieren. Gleichzeitig droht ein neuer Konflikt am Horizont aufzuziehen, wenn sich die professionelle Infrastruktur sehr an zentralen Standorten konzentriert und der Vereinszweck in Richtung Kommerzialisierung verschiebt.

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