Wald- statt Büroarbeit: Schösslinge gepflanzt

28.10.2016, 15:59 Uhr
Wald- statt Büroarbeit: Schösslinge gepflanzt

© Udo Güldner

Am Heidhügel ist Gelächter zu hören. Einige Spaziergänger blicken verwirrt. Denn im Waldgebiet zwischen Serlbach und Reuth ist es sonst unheimlich still. Heute aber ist eine Gruppe dorthin unterwegs, wo das Material für Druckerpapier und Büromöbel herkommt. An der Spitze läuft Peter Grumann (Herzogenaurach). Seit 2007 kümmert sich der Förster um das Revier von Röttenbach bis Waischenfeld. Mittendrin liegt der Distrikt Auerberg mit seinen etwa 400 Hektar Fläche. „Der Wald ist nicht einfach nur da. Er braucht viel Pflege.“ Deshalb sind sie da.

Die Gruppe ist überrascht, dass sie keine kahle Fläche vorfindet, sondern einen lichten Fichtenwald mit einigen anderen Arten. „In die Zwischenräume, ungefähr im Abstand von zwei Metern zum nächsten Baum, werden wir Douglasien unterpflanzen.“ Der Nadelbaum aus Nordamerika verträgt die trockenen Sommer besonders gut und wächst ziemlich zügig bis zu einhundert Meter hoch.

Nach drei Jahren durften die Schösslinge den Pflanzgarten in Bindlach verlassen und werden nun in die Natur entlassen. „Das größte Problem ist aber nicht der Verbiss durch Rehe, sondern das Fegen der Rehböcke am Stamm, der die schützende Rinde schädigt“, so Grumann. Damit hätte die Fichte keine Probleme. Sie sei einfach zu hart. Also machen sich Verena Viertler und Anna Schwab, mit Handschuhen und festen Schuhen ausgerüstet, an die Arbeit – um den Rücken zu schonen in der Hocke.

Fünfhundert kleine Bäume haben die Mitarbeiter der Bayerischen Staatsforsten auf einem Anhänger bereitgestellt. „Jede Pflanze kostet rund 60 Cent. Das ist bei der Menge, die wir brauchen, ein Haufen Geld.“ Daneben stecken eine Handvoll Hohlspaten im Erdreich, die aussehen, als ob man eine Bodenprobe nehmen wollte.

Mit ihnen werden kreisrunde Löcher in den Mineralboden gebohrt, um darin die „Baumkinder“ zu versenken. Aber zuerst muss der Rohhumus weg, wie Peter Grumann erklärt. Denn die Schicht aus Fichtennadeln behindert die Nährstoffversorgung.

Nach dem Einsetzen wird die Oberfläche leicht angedrückt. Dann geht es den Abhang weiter hinab. Über das dichte Moos, vorbei an Pilzkolonien und Baumstümpfen, die davon künden, dass hier einmal etwas stand, was Grumanns Vorgänger vor Jahrzehnten gepflanzt hatten.

Uwe Kellner und Susanne Ohmann sammeln nebenbei noch Pilze „für das Abendessen“. Die Pflanzaktion ist schließlich keine ernste Fron, sondern soll den freiwilligen Forstarbeitern Freude bereiten. „Der Betrieb in Erlangen steht aber nicht still. Schließlich gibt es dort 160 Beschäftigte“, so Markus Ott, der sogar aus Bad Homburg angereist ist, um am „Social Day“ mitzumachen.

Wurzeln werden gekürzt

Mit der Heckenschere kürzt Markus Imhof (Rattelsdorf) zeitgleich die Wurzeln der Setzlinge. „Damit diese nach dem Einsetzen nicht aufliegen und statt nach unten zur Seite weiterwachsen“, so der Forstwirt. „Was wir jetzt verhunzen, beeinträchtigt die Stabilität des späteren Baumes.“

Der Waldboden ist angesichts der zurückliegenden Regenfälle erstaunlich trocken und verlangt Jonas Dittner am Hohlspaten alles ab. Zusammen mit seiner Kollegin Romina Valente hat er gerade eine der 150 Esskastanien zur Hand. „In zehn Jahren können Sie wiederkommen und die Maroni ernten“, scherzt Imhof, der wie sein Kollege Rumann über drei Jahrzehnte Berufserfahrung vorweisen kann.

Ziel der Aktion sei es, die Fichten-Monokultur nach und nach durch Laub- und andere Nadelbäume zu ergänzen, bis ein gesunder Mischwald entstehe, der dem Klimawandel, den Borkenkäfern und verschiedenen Unwettern besser standhalten könne, weiß Praktikantin Jana Schuhmann aus Willersdorf, die in Weihenstephan Forstwissenschaften studiert.

Eichen und Tannen säten sich selbst aus, da bräuchte es keine Hilfe von außen. Nach einer deftigen Brotzeit in der Forsthütte geht es nachmittags am Jägersburger Graben weiter. Da warten einhundert Bergulmen.

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