Wegen Söders Kreuzen: Effeltricher tritt aus CSU aus

13.5.2018, 10:00 Uhr
Ab dem 1. Juni soll in bayerischen Behörden ein Kreuz hängen, verkündete Markus Söder. Für Peter Fiedler, Mitglied des CSU-Ortsverbands Effeltrich, war diese Entscheidung ein Grund mehr, nun aus der Partei auszutreten.

© Peter Kneffel (dpa) Ab dem 1. Juni soll in bayerischen Behörden ein Kreuz hängen, verkündete Markus Söder. Für Peter Fiedler, Mitglied des CSU-Ortsverbands Effeltrich, war diese Entscheidung ein Grund mehr, nun aus der Partei auszutreten.

„Die Kreuz-Entscheidung hat das Fass definitiv zum Überlaufen gebracht“, sagt Peter Fiedler aus Effeltrich. Der 57-Jährige ist selbst vor Jahren aus der Kirche ausgetreten, findet es aber wichtig, dass Gläubige ihren Glauben frei ausleben und auch nach außen tragen können.
Er ärgert sich, dass Markus Söder kirchliche Symbole und Werte zu politischen Zwecken instrumentalisiert: „Hier sollen eindeutig Andersgläubige ausgegrenzt werden, um zu polarisieren und sich rechts außen zu positionieren — das kann ich nicht mittragen.“

Der 57-Jährige hat auf seiner Facebook-Seite eine ausführliche Erklärung zu seinem Rücktritt abgegeben, zu dem er sich nach „mehr als vier Wochen“ reiflicher Überlegung entschieden hat. Die Liste an Ärgernissen ist für Fiedler lang. Das „unsägliche Gezerre“ bei der Regierungsbildung in Berlin, Seehofers zögerlicher Rückzug vom Amt des bayerischen Ministerpräsidenten und seine Aussage, der Islam gehöre nicht zu Deutschland: Die Linie der Führungsriege hat Fiedler in den letzten Wochen immer wieder an seiner Partei zweifeln lassen. „Ob es Söder, Seehofer, Blume, Scheuer oder Dobrindt sind: Mit ihren populistischen Äußerungen tragen die Herren alle nicht dazu bei, das Bild der CSU beim Bürger zu verbessern“, schimpft Fiedler.

Wegen Söders Kreuzen: Effeltricher tritt aus CSU aus

© Fiedler

Sein Rücktritt richte sich nicht gegen den Ortsverband, betont er, sondern sei ein „Appell an die Führungsriege“, weil er kritisch sehe, in welche Richtung sich die Partei auf Landesebene entwickle. Eine andere Partei käme für ihn aber nicht infrage. Seit 2015 war er Mitglied der CSU, bis Mai vergangenen Jahres auch Vorstand des Ortsverbands Effeltrich. Die Mitglieder des Verbands hätten „schockiert bis enttäuscht reagiert“, seine Entscheidung aber akzeptiert, so Fiedler.

Er wünscht sich offenen Austausch mit Bürgern und dass „diffusen und irrationalen Ängsten begegnet“ wird. „Die CSU rückt mit voller Absicht in gefährliche Nähe zu einer Gruppierung, welche die etablierten, politischen Kräfte als ,Altparteien‘ zu diffamieren versucht.“

„Niemanden ausgrenzen“

Der Ortsverband Effeltrich bedauert Fiedlers Entscheidung, steht aber hinter der Parteilinie: „Ich widerspreche der Einschätzung von Peter Fiedler entschieden. Markus Söder setzt sich im Sinne einer Integration für Werte ein, für die Bayern und die CSU stehen“, sagt Vorsitzender Peter Lepper.

Er glaubt nicht, dass der Ministerpräsident Andersgläubige mit der Kreuz-Entscheidung ausschließen wollte. Die 27 Mitglieder des Ortsverbands würden weiterhin unterstützen, dass die CSU bürgernahe Themen verfolgt und inhaltlich besetzt.

CSU-Landtagsabgeordneter und Kreisvorsitzender Michael Hofmann kann Peter Fiedlers Kritik an der Kreuz-Entscheidung ebenfalls nicht nachvollziehen: „Das ist eine Einzelmeinung. Ich war viel mit Bürgern in Kontakt und habe von niemandem Kritik gehört. Der Beschluss ist auf große Zustimmung gestoßen.“

Die Diskussion sei oberflächlich geführt worden. Und die Forderung, der Staat müsse neutral bleiben, sei unzutreffend, weil die Behörden alle Bürger weiterhin gleich behandeln würden und Kirchen nicht mehr Einfluss bekämen. „Außerdem ist das Kreuz ein Zeichen des Glaubens und nicht der Kirche“, so Hofmann.

Auch Seehofers Äußerung, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, werde von vielen Bürgern geteilt. Michael Hofmann: „Die CSU ist mit Sicherheit nicht rechts außen. Wir sind die einzig verbliebene Volkspartei, die mit mehr als 40 Prozent gewählt wird.“

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