Wer serviert Forchheimer Schülern künftig das Essen?

22.12.2014, 07:00 Uhr
Wer serviert Forchheimer Schülern künftig das Essen?

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2005/06 hat der Forchheimer Verein Ratio für die Stadt die Organisation der Mittagsverpflegung übernommen. Das Personal wählt die Menüs der Firma Apetito aus, wärmt das Essen auf und verteilt es. Gegründet wurde Ratio von den Forchheimer Wohlfahrtsverbänden, Oberbürgermeister Franz Stumpf ist der Ratio-Chef. Das Schulessen gehört zu den Hauptaufgaben des Vereins, zwölf Jobs hängen daran. Die würden auf dem Spiel stehen, wenn die Mittagsverpflegung neu ausgeschrieben und der Verein eventuell dabei nicht mehr zum Zug kommen würde (wir berichteten). Die Sache scheint kompliziert. Bislang ist sich die Verwaltung noch nicht klar, ob die Dienstleistung vielleicht sogar europaweit ausgeschrieben werden muss.

Hört man sich an einigen betroffenen Schulen um, zeichnen die Rückmeldungen durch die Bank ein positives Bild der Ratio-Arbeit. „Wir sind zufrieden“, sagen die Schulleiter von AST-, RvT-, und Martinschule. Nach Anfangsschwierigkeiten läuft es gut: Ulrich Barth ist Leiter der Ritter-von-Traitteur-Schule (RvT) und meint damit nicht nur, dass das Essen schmeckt (er isst selbst ab und an mit), sondern auch, dass das Personal weiß, mit den Kindern umzugehen.

Bekannte Vorlieben

Seit Jahren sind an den jeweiligen Schulen die gleichen Mitarbeiterinnen eingesetzt, „die personelle Kontinuität ist viel wert“, sagt Cordula Haderlein, Leiterin der Adalbert-Stifter-Schule (AST). Auch weil die Ratio-Frauen inzwischen „ihre Pappenheimer und deren Vorlieben kennen“, wie es Barbara Buchwald ausdrückt. Buchwald ist im Elternbeirat der RvT engagiert und hat sich intensiv mit dem Thema Schulverpflegung beschäftigt. Der so genannte Foodback-Bogen geht auf ihr Konto. Die Schüler konnten anonym auf einem Vordruck schreiben, wie es ihnen schmeckt, und was besser werden könnte. Die Ratio-Mitarbeiter werteten die Anregungen aus. „Da stand zum Beispiel, mehr Gewürze, oder Nudeln etwas bissiger kochen“, erinnert sich Buchwald. „Kritik wurde ernst genommen und Verbesserungen umgesetzt“, lobt sie.

Vitamine an der Bar

Parallel haben RvT und die Adalbert-Stifter-Schule (AST) an einem Coaching, einer Beratung also, zum Thema teilgenommen, das die Regierung von Oberfranken anbietet. Auch an da haben die Ratio-Mitarbeiterinnen gut mitgearbeitet, lobt Schulleiterin Haderlein. Seit dem die Berater da waren gibt es eine Salatbar, an der sich die Schüler bedienen können, keine vorgefertigten Vitamin-Portionen mehr. Die AST-Grundschüler müssen sich nicht mehr anstellen, sondern bekommen ihr Essen auf den Tisch gestellt, „dadurch ist es viel leiser geworden.“ An beiden Schulen werden täglich zwei Hauptgerichte zur Auswahl angeboten, eines davon ist vegetarisch. Sollte alles am besten beim Alten bleiben? Soweit wollen sich die Schulleiter nicht aus dem Fenster lehnen. Veränderungen könnten auch Chancen bergen, heißt es. Nur an Qualität und Personal dürfe nicht gespart werden.

Ausgangspunkt der Debatte um die Schulverpflegung war eine Präsentation von Ratio im Hauptausschuss des Stadtrats. Thomas Werner (CSU) kritisierte, die Dienstleistung sei nie ausgeschrieben worden — ein Unding für ihn, schließlich zahlt die Stadt keine geringen Summen. Momentan kostet ein Menü drei Euro, ein rein politischer Preis. Pro Essen (täglich sind es zirka 600 Menüs) schießt die Stadt 75 Cent plus die Kosten für Wasser, Strom und Infrastruktur (Küchenausstattung) dazu. Nächstes Jahr soll sich der Preis für die Eltern erhöhen.

Eine Ausschreibung könnte günstigere Anbieter zum Zug kommen lassen — wenn es nach dem Willen der CSU geht, am besten schon im Schuljahr 2014/15. Während sich CSU und FDP darauf eingeschossen haben, dass eine Ausschreibung bei einer Dienstleistung in dieser Größenordnung nun mal gesetzlich vorgeschrieben sei, hält unter anderem die SPD die Debatte für übertrieben. „Da wird sich doch ein Weg finden lassen, die Angelegenheit nicht aufzublasen“, ist sich Reinhold Otzelberger sicher. Auch die Forchheimer Grünen sind nicht einverstanden, dass ein bewährtes System überstürzt verändert werden soll. Annette Prechtel: „Die qualitativ hochwertige Versorgung der Kinder steht im Vordergrund.“

Neues System

Die ersten Erkenntnisse der Verwaltung sind ernüchternd: Eventuell muss europaweit ausgeschrieben werden. Bis Januar soll eine Lösung gefunden werden. Vielleicht wird die Organisation umgekrempelt. In anderen Kommunen, etwa Kulmbach, wird die Verpflegung nicht zentral für alle Schulen gleich geregelt. Die acht Grund- und Hauptschulen haben unterschiedliche Vorgehensweisen, zum Teil liefern Gasthäuser das Essen, zum Teil organisiert die Arbeiterwohlfahrt den Mittagstisch.

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