Wie der Schweinehirt zur Lichtgestalt wird

4.5.2007, 00:00 Uhr
Wie der Schweinehirt zur Lichtgestalt wird

© Pfrogner

Der Oberbürgermeister ist skeptisch. Sehr skeptisch. Er führt die Hände zum Mund, wiegt den Kopf und weiß nicht so recht. Der Schweinehirt beleuchtet? Und die Fassade der alten Sparkasse dazu? In Orange? Und der Baum daneben auch? «Also wenn, dann nur der Schweinehirt», kommentiert Franz Stumpf die Mühen der sechs Studentinnen, die in der kleinen Grünanlage rund um die Skulptur auf dem Marktplatz herumkrabbeln, an Strahlern drehen und an Kabeln zerren.

Doch es gibt auch positive Stimmen. Gekommen sind unter anderem Baudirektor Helmut Bock, Kulturreferent Dieter George und Stadtheimatpfleger Franz Schürr. Die eigentlich abseitige Ecke der Stadt wirkt nun hell, freundlich, irgendwie besonders.

«Ganz andere Wirkung»

«Sie sehen, der Platz hat durch das Licht eine ganz andere Wirkung», sagt Johannes Schleicher. Der Innenarchitekt aus Heroldsbach ist seit 1999 Lehrbeauftragter an der FH Coburg. Die Kunst des öffentlichen Lichtes gehört für die Studenten - meist Frauen - zur Ausbildung.

Schleicher mahnt an diesem Abend vor zu schnellen Urteilen: Der Test sei eben nur ein Test, weitere Versuche würden folgen. «Es geht nur darum, die Wirkung des Lichtes zu zeigen.» Die Ecke am Marktplatz war ausgesucht worden, weil auf engem Raum Hausfassade, Skulptur und die dominante Säuleneiche zusammenstehen und in Szene gesetzt werden können.

Die Coburger Licht-Spezialisten waren schon in vielen Städten erfolgreich tätig. In Coburg wurde mit ihrer Hilfe der Marktplatz völlig neu in Szene gesetzt - nur mit Licht. Auch in Bamberg und Erlangen greift man auf die Hilfe der Coburger zurück.

Für die sechs Studentinnen, die an diesem Abend in Forchheim für mehr Licht werkeln, ist die Kleinstadt teilweise ein Heimspiel. Edith Schuster zum Beispiel kommt aus Erlangen. Forchheim kennt sie nur als «Nest». Da sei das Anstrahlen von Fassaden, Bäumen oder Denkmälern doch eine Chance, auf sich aufmerksam zu machen, glaubt sie. Schöne Details gibt es hier genug, hat sie zu ihrer Überraschung erfahren. Genauso sieht es Juliane Rumpf, die aus Nordhausen in Thüringen stammt: «Es gibt so viele tolle Fassaden hier.»

Schon Orte im Auge

Das weiß Baudirektor Bock auch. Der Chef des städtischen Bauamtes sieht in der Beleuchtungsprobe den gelungenen Versuch zu zeigen, «was man mit Licht bewirken kann». Er kennt genügend Orte in der Altstadt, die sofort ein wenig Aufhellung vertragen könnte: Fassaden in der Hauptstraße und der Rathausplatz.

Bei letzterem hatte war im Rahmen der Sanierung Anfang der 80er Jahre ein Lichtkonzept geplant. Aus Kostengründen verschwand es in der Schublade. Einige Jahre später, Anfang 2001, erlebte das Licht-Thema eine Wiedergeburt. Damals fand die Werbegemeinschaft die City zu duster. Daraufhin wurden Lampen geputzt und Leuchtmittel ausgetauscht.

Billige Lösung

Eine billige Lösung im Gegensatz zum jetzigen Ansatz. Denn günstig sind die Licht-Ideen der Coburger Fachhochschule nicht. Die arbeitet zwar im Rahmen von «Leben findet Innenstadt» umsonst. Doch ein Strahler kostet zwischen 250 bis zu 2000 Euro - ohne Installation. Und Strom wird auch verbraucht.

In Städten wie Kaufbeuren haben sich private Hauseigentümer an den Kosten beteiligt oder sie ganz übernommen. Ob die Hauseigentümer in Forchheim dazu bereit sind - das liegt im Dunkeln.