"Wie fit sind Sie noch, Frau Schnabel?"

13.12.2018, 10:48 Uhr

© Roland Huber

Frau Schnabel, Ihr Verein lässt keine Gelegenheit aus, um auf seinen anhaltenden Zuwachs im Jugendbereich hinzuweisen. Was steckt hinter der Entwicklung?

Silvia Schnabel: Die Nachfrage hat aufgrund bestimmter Ereignisse auch etwas mit dem Sicherheitsgefühl zu tun, Selbstverteidigung für Mädchen steht hoch im Kurs. Ich glaube außerdem, dass Karate über Filme wieder sehr präsent und zum Trend geworden ist. Es ist im Vergleich zu vielen sportlichen Angeboten etwas besonderes, einen weißen Anzug mit bunten Gürteln zu tragen.

Wie aber gelingt es, bei Anfängern dauerhaftes Interesse zu wecken und diese für Wettkämpfe zu motivieren?

Silvia Schnabel: Daran haben wesentliche Veränderungen des Verbandes ihren Anteil. Mittlerweile gibt es einen Junior-Dan, der schnell lernenden Talenten eine Herausforderung bietet. Viele haben vorher die Lust verloren, als sie bis zu fünf Jahre auf die Prüfung zum schwarzen Gürtel warten mussten. Neue Anreize schafft die deutlich gestiegene Zahl an Veranstaltungen. Zu meiner Zeit gab es zwei oder drei Meisterschaften als Höhepunkte. Wer es möchte, kann sich heute an jedem Wochenende etwas aussuchen.

Und kann sich je nach Konkurrenz seine Chancen auf eine Medaille vorher ausrechnen. Verwässert das nicht die Qualität?

Silvia Schnabel: Die Wettkampf-Atmosphäre lässt sich nun mal nicht im Training simulieren. Diese Erfahrungen sind ganz wichtig, um sich zu verbessern. Freilich fahren wir deswegen nicht zu jedem beliebigen Turnier, allein schon aus Kostengründen.

Sie selbst betreuen im Verein den 15-köpfigen Spitzen-Kader der Freikämpfer. Wie groß ist der Trainer-Einfluss im Karate?

Silvia Schnabel: Die Aufgabe ist so entscheidend wie ein Klassenlehrer, unter dem Mathematik zu meinem Lieblingsfach wird oder nicht. Man braucht ein Gespür für jeden Einzelnen. Dabei heißt mein Prinzip fördern und fordern. Ich bin keine Schönrednerin, will aber auch, dass meine Schützlinge ihre Tasche vor dem Training mit Freude packen.

Stichwort Leistung. Ab wann steht die im Vordergrund?

Silvia Schnabel: Am Anfang steht immer die saubere Ausbildung in Technik und Koordination. Wer sich da auffällig geschickt anstellt und samt Eltern bereit für den größeren Aufwand ist, wird so früh wie möglich herangezogen. Eine Altersbeschränkung gibt es nicht. Wichtiger als eine Gürtel-Farbe ist eine gewisse Konfrontationsbereitschaft, nicht zu verwechseln allerdings mit unkontrollierter Gewalt. Wer die Abwehr vernachlässigt, wird es schmerzlich bereuen.

Die erwachsenen Masters aus Forchheim sind ebenfalls sehr erfolgreich. Juckt es Sie nicht, noch einmal mitzutun?

Silvia Schnabel: Mit meiner aktiven Karriere habe ich definitiv abgeschlossen. Fit bin ich trotzdem noch und führe ja die Übungen vor. Die Frage, zu was das bei einer Deutschen Meisterschaft noch reichen würde, wäre nicht uninteressant. Aber meine Aufmerksamkeit gilt jetzt der Ausbildung unseres Nachwuchses.

Das Shotokan-Karate-Zentrum (SKZ) Forchheim, das in diesem Jahr von der Turnhalle der Martinschule in die eigenen Räumlichkeiten am Hausener Pilatusring umgezogen ist, zählt 195 Mitglieder, davon 69 Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre. Fast die Hälfte des Nachwuchses nimmt regelmäßig an Wettkämpfen teil.

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