Wiege der Kreativität

2.5.2016, 18:51 Uhr
Wiege der Kreativität

© Foto: Udo Güldner

Stefan Schnetz an der südlichen Landkreisgrenze hat erstmals an der Aktion teilgenommen. „Das hier ist mein Michel-von-Lönneberga-Reich.“ Nur wenige Meter weiter ist der Landkreis Forchheim zu Ende. Am Waldrand von Bräuningshof liegt seit zwölf Jahren das Refugium des Holzbildhauers Stefan Schnetz (51).

Eine kleine Holzhütte ohne Stromanschluss und fließend Wasser, in der er Entwürfe erfindet und Plastiken aus den Ästen und Stämmen formt, die gleich nebenan gerade noch Äpfel oder Nüsse getragen haben. Mythologische Gestalten wie die dionysischen Mänaden faszinieren den gebürtigen Lichtenfelser ebenso wie der keltische Eber, der einen gleich mehrfach verfolgt.

Jetzt setzt er die Motorsäge ein, um Froschkönige oder stierende Studenten lebendig werden zu lassen. Stefan Schnetz nimmt das „Offene Atelier“ denn auch wörtlich und hat auf dem Gelände unter freiem Himmel seine Holzskulpturen verteilt.

Anatomische Überraschungen

Kuriose Geschöpfe bevölkern das Waldstück, auf dem sich auch ein Wespennest und einige Bienenstöcke befinden. Bewegungslos verweilen ein Esel und ein Widder. „Da ist vieles anatomisch nicht korrekt, aber das ist für mich als Künstler und für den Betrachter das Erfrischende.“

Auf Grund der Feuergefahr hat Stefan Schnetz seine Schmiede in einem alten Kloster in Neustadt/Aisch untergebracht. Dafür hat er als Gastkünstler den Hamburger Metall-Bildhauer Johannes Koch, der früher in Heßdorf gewohnt hat, mit dessen filigranen Arbeiten eingeladen.

Die Ränder des Grundstückes säumen mehrere Holzstapel, die einerseits noch ungeborene Kunstwerke verbergen, andererseits Brennholz vorhalten. „Sollte einmal etwas nicht gelingen, kann ich es immer noch kleinhacken und verschüren.“

Affen und Menschen im Gespräch

Es sind helle, großzügige Räume, die den Blick über Effeltrich ermöglichen. Im Dachgeschoss ihres Wohnhauses hat Heike Fügel (50) ihr Atelier, oder besser ihre „Malwerkstatt“ eingerichtet. Überall stehen Leinwände, Farbdosen und Staffeleien umher.

Auf dem Fußboden sind noch einige Pinselspritzer zu erkennen. An den Wänden sprechen Affen und Menschen wortlos miteinander. „Die Tiere lassen mich nicht los, sie liegen mir am Herzen.“

Falten gehören dazu

Mit den Mitteln der Form und der Farbe versucht Heike Flügel, die Charaktere auf das Papier zu bannen. Die Autodidaktin, die sich viele Jahre in Erlangen neben dem Beruf in einem Reisebüro auch der Malerei zugewandt hat, nimmt dazu ausschließlich Acrylfarben.

Dabei strahlen ihre Motive, etwa die nackte Badenixe am Ostseestrand, das ältere Paar im Bus oder der Gorilla Leonardo eine beinahe beängstigende Ruhe und Gelassenheit aus. „Mein Mann sagt immer: ,Du kannst doch nicht so viele Falten malen!’ Aber das ist doch das Leben.“

Die Keramikerin Sigrid Frey in Pettensiedel hat sich ganz und gar auf figürliche Fayence-Büsten festgelegt, die sie von klein bis Lebensgröße gestaltet. Durch eine besondere, ausdrucksstarke Farbigkeit verleiht sie den Büsten und Figuren eine faszinierende Ausstrahlung, die oft an die alten chinesischen Vorbilder erinnert.

Inspiration in der Musik

Ganz hoch über Oberrüsselbach mit einem Blick bis ins Nürnberger Land hat Kerstin Kassel ihr Atelier. Viel ist zu sehen: Altes und Neues, Fertiges und Verworfenes, Skizzen und Zeichnungen, Figuren und Graphiken. In Musik sieht sie ihre Inspiration zu den Themen Menschlichkeit, Heimat und Nächstenliebe, Menschenrechte und Menschenwürde.

 

Arbeiten mit der Flex

In Hundshaupten arbeitet die Bildhauerin Irmtraud Norberg in ihrem Atelier und stellt die Werke gleich in dem idyllisch darum herum gelegenen Skulpturengarten aus. Sie ist am ehesten mit einem Steinmetz zu vergleichen, profane Werkzeuge wie Hammer und Meisel, aber auch Flex und Stein-Kettensäge gehören zu ihren täglichen Arbeitsmitteln.

 

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