Wiesenttaler Pläne zur Wasserversorgung auf Prüfstand

21.2.2019, 09:57 Uhr
Die geplanten Maßnahmen für die Wasserversorgung sind teuer. Das sorgte in der jüngsten Sitzung des Marktgemeinderats für Diskussionen.

© Günter Distler Die geplanten Maßnahmen für die Wasserversorgung sind teuer. Das sorgte in der jüngsten Sitzung des Marktgemeinderats für Diskussionen.

Wie hoch ist unser Risiko, wenn wir unser Sanierungskonzept über die neue Förderung RZWas abwickeln? Das war die Kernfrage. Im Gesamtkonzept stehen Maßnahmen von über 3,5 Millionen Euro. Sie sollten langfristig und damit wirtschaftlich stemmbar umgesetzt werden; nun bietet die neu aufgelegte staatliche Förderung die Möglichkeit, schneller voranzukommen.

Wie wichtig eine gesicherte Wasserversorgung ist, erlebten die Muggendorfer erst vergangenen Sonntag, berichtete Bürgermeister Helmut Taut (FWW). Durch einen Rohrbruch in der Nähe von Wöhr flossen 300 Kubikmeter Wasser "über den Acker" und der Hochbehälter lief leer. Dank der Verbindungsleitung bei Voigendorf mit der Aufseßwasserversorgung (Sitz Wüstenstein) konnte der Hochbehälter wieder gefüllt werden, obwohl der Schaden in der Hauptleitung für Muggendorf noch nicht beseitigt war.

Wenn die Hauptleitung unterbrochen ist

"Ansonsten hätte Muggendorf bis Mittag kein Wasser gehabt, gerade zur Zeit, wenn in den Gaststätten gekocht wird." Was nützten uns zwei Tiefbrunnen bei Streitberg, wenn die Hauptleitung unterbrochen ist, wies Taut eine zweite Brunnenbohrung auf die hinteren Ränge der Wasseragenda.

Die Förderdetails der RZWas stellte Michael Richter vom Wasserwirtschaftsamt (WWA) Kronach vor. Das Problem seien nicht die guten Fördersätze, sondern das enge Zeitfenster, das verlangt, dass Verbesserungsmaßnahmen bis Ende 2021 abgeschlossen sind. Das WWA denkt an die Förderanträge bis zum Sommer, damit die Gemeinden einen baufachlich überprüften Förderbescheid bis zum Herbst hätten. Dann könnten sie, so Richter, über den Winter ausschreiben und hätten noch fast zwei Jahre für Bau und Schlussabrechnung.

Höchstfördersatz in Aussicht

Wiesenttal gehört zur Gruppe der Gemeinden, die den Höchstfördersatz erhalten werden. Denn die Kommune hat in den letzten 25 Jahren mehr als die geforderten 2400 Euro pro Einwohner für die Wasserversorgung aufgewendet. Summarisch sind es laut Kämmerer Hans Müller sogar über 3000 Euro.

"Dann packen wir möglichst viel in unseren Förderantrag", meinte Dritte Bürgermeisterin Susanne Braun-Hofmann (CSU), nachdem sie sich bei Richter vergewissert hatte, dass das Förderprogramm nicht nur dann greift, wenn alles in der Frist umgesetzt werden kann. Es sind auch, so Richters Antwort, Abschlagzahlungen nach Baustandsberichten möglich, um Gemeinden finanziell nicht ausbluten zu lassen.

Plötzlich Keime

Richter riet aufgrund der Studie von Alexander Dürrschmidt, die der Rat schon im September und November behandelte, als erstes den Hochbehälter Birkenreuth zu sanieren. Denn man könne bei einem älteren Hochbehälter das plötzliche Auftreten von coliformen Keimen nicht ausschließen. Ähnliches gelte für den Einkammer-Hochbehälter von Oberfellendorf. Er sollte nach Meinung des Fachmanns aufgelassen werden und ein Verbund mit dem Hochbehälter Hohes Kreuz die Versorgung der Ortsteile übernehmen.

Sanierung, so Richter, bedeute durchaus eine Wirtschaftlichkeitsprüfung der Sanierung. "Wenn es günstiger ist, kann auch an anderer Stelle neu gebaut werden." Oder im Wiesenttaler Fall: eine neue Verbindung geschaffen werden. Beinahe wäre es da in der Diskussion zu Missverständnissen gekommen. Konrad Rosenzweig (CSU) betonte daraufhin, er stelle das Gesamtkonzept keineswegs infrage. Ihm sei nur wichtig, dass eine Reihung der Vorhaben geschaffen werde, die den Förderrichtlinien entspricht und die "wir haushaltstechnisch auf die Reihe kriegen". Da war herauszuhören, dass er von der Sorge getrieben wird, Wiesenttal könnte in einen finanziell desaströsen Strudel gerissen werden, wie vor etlichen Jahren.

Ein neuer Tiefbrunnen gehört nicht zu den förderfähigen Maßnahmen. Ob eine Verbindungsleitung durch das Lange Tal Richtung Jurahöhen hineingepackt werden kann, stellte Richter erstmal in Frage. Er beugte sich aber dem Argument der Wiesenttaler Planungen, dass ein Teil dieser Leitung eine Querverbindung schafft, um den Oberfellendorfer Hochbehälter aus dem Netz zu nehmen. Zudem könnte so der überhohe Druck in Teilen von Muggendorf gesenkt werden. Denn er entsteht durch das Hochpumpen zum Hohen Kreuz über das Ortsnetz.

Entstanden ist das Problem durch "einen Schnellschuss" seinerzeit. Ähnliches möchte Rosenzweig beim Zeitdruck durch die Förderrichtlinien verhindern. Der Rat einigte sich einstimmig darauf, das Gesamtkonzept bei der Förderung anzumelden. Die Reihenfolge, was wann und wie realisiert wird, will er im einzelnen Fall entscheiden. "Ich sehe kein Risiko. Notfalls führen wir etwas aus dem Antrag nicht durch", meinte Taut.

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