Wilder Tanz zur Musik

3.8.2014, 18:23 Uhr
Wilder Tanz zur Musik

Kaum haben „Bodh’Aktan“ ihre musikalischen Netze ausgeworfen, da bricht das Unwetter über Eggolsheim herein. Nicht einmal einen Song können die sieben Musiker um Frontsänger Alexandre Richard aus Quebec zu Ende bringen. Auf ihrem Fischerboot (das bedeutet der Name der kanadischen Formation) flüchten Teufelsgeiger Jonathan Moorman und Schlagzeuger Eric Gousy in den trockenen Schlosshafen.

Doch scheinen die wenigen Takte der extra über den Atlantik Eingeflogenen großen Eindruck beim vorwiegend jungen Publikum hinterlassen zu haben. Denn nach einer knapp einstündigen Unterbrechung sind nicht nur Bassist Robert Langlois und sein Kollege Eric Tanguay mit dem Akkordeon wieder auf der Bühne, sondern auch einige hundert Zuhörer.

Unter Schirmen, Müllsäcken und Plastikplanen trotzen sie dem englischen Wetter und lauschen der wilden Mischung aus traditionellen Weisen aus der Bretagne und punkiger Polka. Mit dabei auf dem Kutter ist auch Patrick Prziwara (Gitarre/Gesang) vom Gastgeber „Fiddler’s Green“.

Glücklicherweise stammt „Django 3000“ aus dem „Kiemgau“, denn als die Band aus Oberbayern die Bühne betritt, da hat der Regen noch immer nicht aufgehört. Kamil Müller (Gitarre/Gesang), Florian Rupert Starflinger (Violine), Michael Unfried Fenzl (Kontrabass) und Jan-Philipp Wiesmann (Schlagzeug) haben es sich zwischen den Pfützen gemütlich gemacht, die langsam verdampfen. Weil der traditionsschnelle Gypsy-Folk eine derart heiße Atmosphäre verbreitet, dass der Companero ins Schwitzen kommt. Ein „Danz ums Feia“ beginnt, der „wuid und laut“ von allen Muskeln und Sehnen Besitz ergreift. Es klingt, als ob man den legendären „Gipsy Kings“ mit Balkan-Beats Feuer unterm Hintern gemacht und dabei Django Reinhardt heimatlichen Klängen ausgesetzt hätte.

Während die „Kilkenny Knights“ aus Coburg zum nachmittäglichen Auftakt noch bei sengender Sonne den Zuhörern ihren „A Drinker’s Song“ einschenken, heben die zu „Raise your Pints“ nicht nur Biergläser, sondern auch Eiswaffeln in die Höhe. Die Nachwuchsmusiker sind aus einer Pfadfinder-Gruppe entstanden, die sich mehrfach in Kilkenny aufgehalten hatte. Stefan Rebert (Schlagzeug), Michael Fleischmann (Bass) und Johannes Reß (E-Gitarre) singen von gebrochenen Herzen, blutrünstigen Rebellen und Bier, bis Männer mit wilden Bärten, langen Haaren und Röcken ungestüm miteinander tanzen.

Erik Fredriksen (Akkordeon), Sabine Götze (Tin-Whistle), Wolfgang Reß (Dudelsack) und Philipp Schinkel (Mandoline/Bodhran) spielen die im Celtic Rock üblichen Instrumente und wirbeln selbst erfahrene Seebären auf ihrem „Final Course“ durcheinander. Ihren Idolen, den drei Großen des Irish Folkrock, „Fiddler’s Green“, „Flogging Molly“ und „Dropkick Murphy’s“, folgen die Oberfranken bei ihrem ersten Festival-Auftritt in gebotenem Abstand, doch ohne die Einflüsse zu verleugnen.

Die einzigen Wiedergänger sind die eher akustisch angehauchten „Bardic“ aus dem Ruhrgebiet. Vor fünf Jahren schon einmal auf der Jägersburg, erzählen Sarah-Jane Himmelsbach (Violine) und Eddie Arndt (Gitarre) die tragisch-schwermütigen Geschichten, die man aus Irland erwartet.

Rasanter Irish-Speed-Folk

Als „Fiddler’s Green“ (Erlangen) zum Abschluss die Szenerie betreten, da haben die Niederschläge aufgehört. Aus den Plastikummantelungen sind wärmende Textilien geworden. Auch wenn das angesichts des rasanten Irish-Speed-Folks, den Frontmann Ralf Albers und seine Mitstreiter Tobias Anton Heindl (Geige), Rainer Schulz (Bass), Stefan Klug (Akkordeon) und Frank Jooss (Schlagzeug) gar nicht nötig gewesen wäre.

Kurz vor Mitternacht bricht „A Night in Dublin“ aus den Musikern heraus, die ihr Publikum in Ekstase versetzen. Dass „Fiddler’s Green“ ein Vierteljahrhundert nach ihrer Bühnenpremiere in die Jahre gekommen sind, merkt man ihrer erfrischenden Musik nicht an. Wohl aber ihren Fans, die nicht mehr mit parfümierter Unterwäsche werfen, sondern streng riechende Textilien ins Rampenlicht schleudern. Was Tobias Anton Heindl allerdings nicht davon abhält, mit beleuchteter Geige und Licht-Bogen ein sehnsüchtiges „Farewell“ zu singen. Bis zum nächsten „Shamrock“.

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