Windkraft: Region Forchheim muss ihren Beitrag leisten

7.6.2013, 14:00 Uhr
Windkraft: Region Forchheim muss ihren Beitrag leisten

© Horst Linke

Die Windkraftgegner haben die Deutungshoheit übernommen, auch in den Zeitungsspalten. Christoph Wurmthaler hat diesen Eindruck, was ihn am meisten ärgert, sind aber die „unverschämten Unwahrheiten“, mit denen die Windkraftgegner ihre Argumentationen würzen.

Eine dieser Unwahrheiten betrifft laut Wurmthaler die energetische Amortisation eines Windrades – den Zeitpunkt also, bis die Anlage so viel Energie erzeugt hat, wie nötig war, das Windrad selbst zu produzieren und aufzustellen. Von 15 Jahren sei die Rede bei der Gründungsversammlung der Bürgerinitiative der Windkraftgegner in Pinzberg gewesen, erzählt Wurmthaler. „Dabei hat sich ein Windrad bereits nach einem halben, maximal nach einem Jahr energetisch amortisiert.“

Der viel zitierte Infraschall liege zudem im gleichen Frequenzbereich wie Meeresrauschen, „und das wird ja als erholsam empfunden“, so Wurmthaler, der selbst Ingenieur ist. Dass viele Menschen, die in der Nähe von Windrädern leben, krank werden, stellt Wurmthaler nicht in Abrede. Schuld sei aber weniger eine echte Belastung durch Schatten oder Lärm.

Vielmehr führe oft die Angst zu erkranken – im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung – tatsächlich zu einer Erkrankung. „Es ist verantwortungslos, wie die Windkraftgegner versuchen, mit dieser Angst Leute auf ihre Seite zu bringen.“

Seit eineinhalb Jahren besteht die Arbeitsgruppe Bau verträglicher Windkraftanlagen, gegründet wurde sie im Zuge der Klimaschutzinitiative des Landkreises. Wurmthaler, der auch 3. Bürgermeister in Effeltrich ist, spricht für 20 Bürger, die sich in der Arbeitsgruppe engagieren. Von Landtag und Bundestag wurde die Energiewende beschlossen, eine kategorische Verweigerungshaltung ist seitdem nicht mehr möglich, so Wurmthaler. Eine solche wirft er aber den Windkraftgegnern vor. „Ihr sagt einfach kategorisch Nein.“

2015 wird das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld stillgelegt. Um den Strom, der an diesem einen Ort produziert wurde, zu ersetzen, müssten die erneuerbaren Energien überall in Bayern massiv ausgebaut werden.

„Es gibt keine Großkraftwerke mit erneuerbaren Energien“, sagt Wurmthaler. Energieerzeugung werde – in Form von Photovoltaikanlagen und Windrädern – künftig sichtbar. „Jede Region hat die Verantwortung, einen Beitrag zur Energiewende zu leisten“, betont Wurmthaler immer wieder. Bislang sei der Kreis Forchheim dieser Verantwortung nicht gerecht geworden. Dass der Regionale Planungsverband die beiden Vorrangflächen Kasberg-Nord und Ebersbach-West gestrichen habe, sei „enttäuschend“.

Steinbruch stört nicht?

Zumal im Falle Kasbergs Windräder die Erdbeben-Messstation Haidhof stören würden, nicht aber der Steinbruch in der Nähe, wundert sich Wurmthaler. Doch selbst mit beiden Flächen könne der Landkreis auf den dann 214 Hektar maximal 21 Windräder bauen – und damit gerade einmal neun Prozent seines Energiebedarfs decken.

Trotz aller Skepsis: In der Energiewende sieht Wurmthaler auch eine Chance für die Bürger vor Ort. In Genossenschaften könnten sie die Windkraftanlagen selbst bauen und daran mitverdienen. Die Oligarchie der vier großen Stromunternehmen E.on, RWE, EnBW und Vattenfall könne mit solch einer „Demokratisierung der Energieversorgung“ endlich gebrochen werden.

Wurmthalers Hoffnung: Der Kreistag rafft sich zu einem Zonierungs-Konzept für die Fränkische Schweiz auf, legt darin – wie im Altmühltal – fest, wo trotz Landschaftsschutzgebiet Windräder hindürfen. Bis es soweit ist, wird es aber wohl noch dauern. „Vor der Wahl passiert da gar nichts mehr.“

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