Windpark Brunn abgelehnt: Vielleicht verlieren alle

21.7.2014, 17:16 Uhr
Windpark Brunn abgelehnt: Vielleicht verlieren alle

© Stefan Braun

Die Gemeinde hat viel in den Bürgerwindpark investiert. Bürgerbefragung, Infoveranstaltungen, Diskussionsrunden: Man kann ihr nicht vorwerfen, unter der Hand oder ohne die Bürger geplant zu haben. Trotzdem ist der Windpark, in dem sich für 40 Millionen Euro acht Räder drehen sollten, nun gestorben. „Kein guter Tag für die Klimaallianz Bamberg“, sagt Hubert Treml-Franz, Geschäftsführer der Regionalwerke Bamberg. Laut der Zielvereinbarung wollten Stadt und Landkreis bis 2035 energieautark sein.

„Es wurde alles sehr positiv dargestellt“, sagt Rudolf Herbst, Sprecher der Bürgerinitiative Hohenpölz. „Aber wir haben die Kehrseiten aufgezeigt.“ Der ehemalige Ortssprecher von Hohenpölz sagt das nicht ohne Stolz. Den 130 Einwohnern hätten sich Nachbarorte und -gemeinden, Natur- und Denkmalschützer angeschlossen, um die 900 Meter von Brunn entfernten Räder zu verhindern — die 10H-Regelung hätte hier gekippt werden können. Schutz der Heimat, Schutz der Landschaft waren erfolgreiche Slogans. „Ich war selbst überrascht von dem großartigen Ergebnis“, sagt Herbst.

„Es wäre ein tolles Projekt gewesen“, sagt Jürgen Fiedler, Geschäftsführer der Stadtwerke Ebermannstadt, einem der Gesellschafter neben den Stadt- und den Regionalwerken Bamberg und der Gemeinde. „Ich dachte es geht, unsere Argumente waren sachlicher und stichhaltiger“, sagt Fiedler und lobt die insgesamt sachliche Diskussion. Fossile Energieträger und Uran sind endlich. Seit Jahren wollen die Stadtwerke mehr regenerative Energie in der Region erzeugen. Nun ist mit Brunn die dritte Beteiligung an einem hiesigen Windpark gescheitert — währenddessen man in Ostdeutschland, hier sind die Stadtwerke über die Energieallianz Bayern an zwei Parks beteiligt, mit offenen Armen empfangen wird. „In Bayern ziehen sich die Entwickler dieser Standorte massiv zurück“, sagt Fiedler. „Die Energiewende wird im Bund chaotisch angegangen“ und „es ist interessant, wie sie sich im Königreich Bayern entwickelt.“

Auch Heiligenstadts Bürgermeister Helmut Krämer (siehe Kurz Gefragt Seite 25) sieht sich von der bayerischen Politik im Stich gelassen. Die Regierung habe über Jahre Druck ausgeübt, die Erzeugung von regenerativen Energien auszubauen. „Wir haben getan, was unser Ministerpräsident von seinen Kommunen verlangt hat“, sagt er. Und dann kam Seehofer mit der 10H-Abstandsregelung. Seitdem ist die Windkraft in Bayern tot.

„Land und Leute schützen“

Rudolf Herbst hat sowieso nicht viel von ihr gehalten. „Ich bin nicht grundsätzlich gegen die Energiewende“, sagt er. Aber die Windkraft könne nicht alles abdecken, es brauche Gas- und Dampfkraftwerke. Die 10H-Regelung sei genau das richtige, um Land und Leute zu schützen. Und schließlich gebe es in Oberbayern auch keine Windräder.

„Wir haben es mit ehrlicher, richtiger Bürgerbeteiligung versucht“, sagt Hubert Treml-Franz. Er sieht eigene, sachliche Informationen gegen Halbwahrheiten und emotionale Argumente der Gegenseite gestellt: Besonders bei höherer Wahlbeteiligung hatte Treml-Franz mit guten Chancen für den Bürgerwindpark gerechnet. „Es gab ja auch weithin Zustimmung bei den Bürgern, auch in Brunn.“

Freilich geht es in der Diskussion auch ums Geld. Die Gemeinde hatte sich auf die Gewerbesteuereinnahmen gefreut, die Grundbesitzer über die Pachteinnahmen. Die Gegner waren der Meinung, dass die Bürger viel zu wenig Anteile am Windpark hätten kaufen können. Und sie befürchteten, dass die Touristen ausbleiben. „Das ist Heiligenstadts einziges Standbein“, sagt Herbst.

„Wir leben von Touristen“, sagt Monika Gräfin Stauffenberg, CSU- Gemeinderätin und ebenfalls Windpark-Gegnerin. Besucher auf dem Familiensitz Burg Greifenstein schätzten laut einer Umfrage Windräder als „Katastrophe“ ein. Das landschaftsprägende Baudenkmal, zwei Kilometer vom Windpark entfernt, sei zu schützen. „Die Windräder bei Brunn hätten viel geschadet und wenig genützt.“ Die Energiewende sieht sie verhalten. Dass man etwas machen muss, sei klar: Solange aber nicht klar sei, was genau, sei ihr Fazit: bewusst Energie sparen.

„Wir hatten klare Beschlüsse für einen Windpark“, sagt Krämer, Bürgerbefragungen deuteten auf eine positive Einstellung zum Park hin. Viele sprechen nach dem Ratsbegehren von einem Riss durch die Gemeinde. „Wir müssen nach vorne schauen und gemeinsam Lösungen suchen“, sagt von Stauffenberg.

Am Ende könnten alle verloren haben. Die acht Räder sollten auf 140 Hektar, einer Erweiterung einer 40-Hektar-Vorrangfläche entstehen. Am Montag entschied der Kreistag, dass in diesem Vorranggebiet auch weiterhin vier Windräder geplant werden dürfen — allerdings hat die Gemeinde Heiligenstadt keinen Einfluss, keine Gestaltungsmöglichkeit mehr. Die Abstände nach Hohenpölz, etwa 1200 Meter, sie würden sich nicht ändern. Alles steht wieder auf Null.

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