Wohlmannsgesees: Oldtimer vom Feinsten

17.6.2016, 17:45 Uhr
Wohlmannsgesees: Oldtimer vom Feinsten

© Foto: Martin Regner

Ein bisschen Herumfragen im Ort führt zu Jochen Peter, der in Wohlmannsgesees wohnt, in der Streitberger Binghöhle als Fremdenführer arbeitet und sich in seiner Freizeit für historische Technik interessiert. Der betagte grüne Laster gehört einem Sammlerkollegen von Peter: „Leider ist das Tor der Scheune zu niedrig, sonst stünde er unter Dach“, verrät der stolze Besitzer Jan Stoltmann. Ihn hat es beruflich nach Grafing bei München verschlagen, deswegen ist auch die bereits begonnene Instandsetzung seines alten Lastwagens etwas ins Stocken geraten.

Die Seltenheit des Fahrzeugs erschließt sich nur dem Kenner: Es handelt sich um einen Typ F150, wie ein Blick auf einen chromglänzenden Schriftzug an der Tür verrät. Die in ihrer Entstehungszeit wegweisend moderne Gestaltung der Fahrerkabine stammt von einem der gefragtesten Industriedesigner der 60er und 70er Jahre: Luis Lucien Lepoix aus Frankreich, der auch dem BIC-Feuerzeug und der Kienzle-Parkuhr ihre Form gegeben hat.

Ein Blick in die Fachliteratur für historische Nutzfahrzeuge zeigt, dass es sich bei der Baureihe anno 1969 um die letzte Neuvorstellung der einstmals renommierten Herstellermarke Hanomag-Henschel handelte, bevor diese im Jahr 1974 vom Markt verschwand.

Bemerkenswerter Zustand

Bis heute sind davon maximal ein Dutzend in Fankreisen bekannte Exemplare erhalten geblieben und kaum eines ist blechmäßig so gut beieinander wie dasjenige in Wohlmannsgesees. Die Modellbezeichnung F150 steht für das aufgerundete Gesamtgewicht von 14,6 Tonnen, unter dem Fahrerhaus arbeitet ein Dieselmotor mit 170 PS. Ersatzteile für ein anno 1972 gebautes und damit schon 44 Jahre altes Nutzfahrzeug aufzutreiben, dessen Hersteller nicht mehr existiert, ist nicht so einfach, wie Stoltmann berichtet. Davon lässt er sich jedoch nicht entmutigen; die Achsen und die Bremsen hat er bereits erneuern lassen. Stoltmanns Fernziel lautet: Mit dem Segen vom Tüv auf Lkw-Oldtimertreffen fahren.

Über die sachlich-nüchternen Formen des grünen Lkw kommt Jochen Peter geradezu ins Schwärmen: „Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Der eine mag halt eine schöne Landschaft, der andere bewahrt mit Herzblut technikhistorisches Kulturgut vor der Verschrottung.“

Was dem alten Lkw gut täte, wäre ein überdachter, wettergeschützter Unterstand: „Einen solchen suche ich noch“, meint Stoltmann.

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