Wohnungssuche zu sechst: "Lieber drei Hunde als vier Kinder"

17.4.2014, 11:04 Uhr
Wohnungssuche zu sechst:

© Michael Müller

Acht Personen auf 90 Quadratmetern. Vier Jungs zwischen zweieinhalb und neun Jahren in einem Schlafzimmer: In solcher Enge lebt die Familie  im Forchheimer Stadtteil Kersbach.

Die jungen Eltern suchen seit rund zwei Jahren eine Wohnung für sich und ihre vier Söhne. Fünf Zimmer hätten sie am liebsten, eins für sich und je eins für die Kinder. Zur Not würden sich auch zwei Kinder ein Zimmer teilen. Aber nur bis zu 950 Euro warm könnte die Familie dafür aufbringen. Wichtig ist auch, dass der Wohnort an den öffentlichen Nahverkehr angebunden ist, denn der 29-jährige Kai S. arbeitet in Forchheim im Lager eines Industriebetriebs und hat keinen Führerschein.

Weil die Suche bisher erfolglos ist, wohnt die Familie seit Anfang März übergangsweise bei Nicole S. Eltern in Kersbach mit im Haus und beteiligt sich an den Nebenkosten. Acht Personen in einer Wohnung, in der bis vor kurzem nur zwei gewohnt haben: Das birgt Konfliktpotenzial.

Nervenaufreibende Abende

Bisher leide das Verhältnis zu den (Schwieger-)Eltern nicht, sagen Kai S. und Nicole S.. Doch eine Dauerlösung sei die jetzige Wohnsituation nicht. Es ist problematisch, wenn sich vier Kinder ein Zimmer teilen müssen. Die Abende sind oft lang und nervenaufreibend, erzählt Mutter Nicole: „Die Jungs kaspern viel herum und halten sich gegenseitig vom Schlafen ab.“

Sieben Jahre lang hat die Familie in einer günstigen Fünf-Zimmer-Wohnung in Effeltrich gewohnt – in ruhiger Lage, mit Spielwiese nebenan. Doch als der Vermieter Eigenbedarf anmeldete, mussten sich Schneider und Silbermann mit ihren Söhnen nach etwas anderem umsehen.

Zwar gibt es im Landkreis Forchheim durchaus Wohnungen, die groß genug und bezahlbar sind – auch an Orten mit Bus- oder Bahnanbindung. Aber wer vermietet an eine sechsköpfige Familie? „Manche Vermieter sagen: Lieber drei Hunde als vier Kinder“, sagt die 30-jährige Mutter. „Oft haben sie Angst, dass die Kinder irgendwas kaputt machen.“

Zahllose Versuche verliefen im Sand

Vater Kai ist sicher, dass das nur eine Ausrede ist: „Wenn sie was kaputt machen würden, dann würde sich ja die Haftpflichtversicherung darum kümmern.“

Das Paar  weiß nicht mehr genau, ob es schon 30 oder 50 Versuche gestartet haben, eine Bleibe zu finden.  Es hat die Wohnungsanzeigen in Zeitungen und Internet durchforstet, war bei Maklern, hat selber Anzeigen aufgegeben: nichts. Auch bei den kommunalen Wohnungsgenossenschaften GWS und Gewog stehen sie auf der Warteliste und melden sich nach eigenen Angaben regelmäßig. Doch bisher war nichts dabei, was von Größe und Preis her gepasst hätte.

Meist, erzählen die Eltern, wiegelten Wohnungsanbieter ab, wenn sie hören, dass vier Kinder mit einziehen wollen. Manche reagierten regelrecht schockiert. Andere vermieten ausdrücklich nur an Siemens-Mitarbeiter.

Ein Teufelskreis

Nicole S. ist gelernte Friseurin und würde gerne wieder arbeiten. Doch dafür müsste sie erst einen Kindergartenplatz für den jüngsten Sohn Nico finden. „Aber ich weiß ja nicht, wo ich ihn anmelden soll“, sagt die Mutter. „Weil ich nicht weiß, wo wir in Zukunft wohnen.“

Aber solange die Mutter wegen der unsicheren Zukunft nicht arbeiten kann, ist die Familie ganz auf das Einkommen des Vaters angewiesen. Dann ist es schwer, eine passende Wohnung zu finanzieren. Es ist ein Teufelskreis, der die Familie im wahrsten Sinne des Wortes in die Enge treibt.

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