Wolfgang Fees glaubt an die Kraft der Worte

30.7.2014, 16:15 Uhr
Wolfgang Fees glaubt an die Kraft der Worte

© Foto: Edgar Pfrogner

Die letzten eineinviertel Jahre vor den Kommunalwahlen im März werden selbst dem stresserprobten Wolfgang Fees als besondere Herausforderung in Erinnerung bleiben. Im Januar 2013 wurde der gelernte Maschinenschlosser zum Betriebsratsvorsitzenden in der Siemens-Sparte Medizin-Technik gewählt.

Seitdem trägt er Verantwortung für 37 Kollegen im Betriebsratsbüro und insgesamt 10 500 Angestellte, die Siemens in diesem Bereich beschäftigt. Gleichzeitig steckte er mitten in seiner dritten Amtszeit als Bürgermeister von Langensendelbach, vertrat darüber hinaus die SPD im Kreistag und setzte sich als Gewerkschaftler der IG-Metall für die Interessen der Arbeitnehmer ein.

In der Praxis bedeutete das, dass er zum Teil mehrmals am Tag zwischen den einzelnen Aufgaben — und Orten — pendeln musste. Dazu waren die Wochenenden voll gepackt mit Vereins- und Gemeindeterminen. „Ich habe schnell festgestellt, dass ich bei dem Gesamtumfang der Verantwortung beiden Aufgaben nicht mehr gerecht werden konnte“, blickt Fees heute zurück.

Die Entscheidung, nach 18 Jahren die Gemeindepolitik ruhen zu lassen, war nahe liegend. In seinem jüngeren Parteigenossen Simon Berninger sah er einen guten Nachfolger für den Chefposten im Rathaus. Auch wenn der sich in der Stichwahl gegen Oswald Siebenhaar (UWB) geschlagen geben musste, war es für Wolfgang Fees ein Abschied „mit einem absolut guten Gewissen“.

Dinge gemeinsam bewegen

Es ist eine Aussage, die den Geist widerspiegelt, der die Gemeinderatsarbeit unter Fees geprägt hat. „Als erster SPD-Politiker im Rathaussessel nach einer langen Reihe von CSU-Vorgängern hatte ich es anfangs nicht leicht“, erinnert er sich. Im ersten Jahr hätten ihm die anderen Fraktionen schon deutlich auf die Finger geschaut.

„Aber es ist schnell allen klar geworden, dass wir die Dinge nur gemeinsam bewegen können.“ Und diese Einstellung habe sich in den vergangenen 17 Jahren unter seiner Führung nicht verändert.

Er ist ehrlich: Schon einige Wochen nach seinem Ausscheiden sei er gedanklich weit entfernt von den Themen. „Jetzt bin ich zum Teil überrascht, wenn ich abends am Rathaus vorbei fahre und eine Traube Menschen davor steht. Dann fällt mir ein: Ach ja, heute ist Gemeinderat“, erzählt er. Ein wenig traurig sei er trotzdem — „weil ich die Kollegen vermisse, vor allem die aus dem Rathaus“. Ganz verabschiedet hat er sich von ihnen jedoch nicht. „Ich halte privaten Kontakt und ich bin ein aktiver Bürger geblieben“, erklärt er. Wenn ihm Dinge auffallen, spreche er die auch an.

Seine politische Bühne indes ist der Kreistag geworden. Er sieht sich dabei nicht nur als Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion, sondern auch als Vertreter der Gemeinden Langensendelbach, Poxdorf und Effeltrich, „denn aus diesem Gebiet bin ich der einzige Kreisrat“. Und er kann berufliches und politisches Engagement verknüpfen. Zum Beispiel beim Thema ÖPNV. „Das betrifft ja auch die vielen Siemens-Pendler aus dem Landkreis“, sagt er. Aber auch bei vielen anderen Themen will er sich auch weiterhin aktiv in die Landkreispolitik einbringen.

Sich persönlich engagieren, für Menschen einsetzen: Es ist das Naturell des 48-Jährigen. Schon in der Schule war er Klassensprecher. 1979 wurde er während seiner Lehre bei Siemens in die Jugend- und Auszubildendenvertretung gewählt, seit 24 Jahren ist er Mitglied in der IG-Metall. Mit seinem Einsatz im Betriebsrat ging er diesen Weg weiter. „Ich habe schon früh gelernt, dass man Dinge bewegen kann, wenn man nur den Mund aufmacht“, erklärt er.

Vor diesem Hintergrund musste er sich nach der Bürgermeisterwahl erst an seine — für ihn üppigere — Freizeit gewöhnen. „Zwei Wochenenden am Stück frei, das war am Anfang schon ein komisches Gefühl.“ Doch er nutzt die freie Zeit, zum Beispiel für Radtouren mit seiner Frau. „In vier Tagen haben wir neulich die Mainschleife abgefahren“, erzählt er. Für solche Ausflüge sei früher kaum Zeit gewesen.

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