Workshop mit Peter Shub im Jungen Theater Forchheim

22.4.2015, 11:00 Uhr
Workshop mit Peter Shub im Jungen Theater Forchheim

© Udo Güldner

Spannung liegt in der Luft. Die Anwesenden halten den Atem an. Kein Laut ist zu hören. Die Stille dauert an. Peter Shub kostet sie aus. Dann atmet er kurz ins Mikrophon - mehr nicht. Und doch: Ein Lachen weht durch den Kulturkeller. Für Peter Shub ist der Atem der Kontakt zur Welt. „Menschen lachen, wenn sie verwirrt sind, wenn Konflikte sichtbar werden oder etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist.“ Gerade wenn die Zuschauer etwas erwarteten und es nicht bekämen - oder etwas ganz anderes, entstünde diese eigentlich unangenehme Situation. „Im Leben eines Clowns aber lieben wir diese Spannung.“ Es gebe Regeln, die Künstler und Zuschauer kennten, und die es kunstvoll zu brechen gelte. Dabei liebe das Publikum besonders diejenigen, die etwas riskierten und dabei scheiterten. „Die Zuschauer mögen Verlierer, weil sie sich darin selbst wiedererkennen. Das ist menschlich.“ Die Clowns zeigten deshalb ihre Verletzlichkeit. Für Peter Shub ist nicht nur die Aktion des Komikers auf der Bühne entscheidend. Auch die Reaktion der Zuschauer. Die Interaktion beider. „Das ist wie beim Tennis, ihr müsst den Ball zurückspielen. Das Publikum ist euer Partner. Comedy needs Company.“ Dabei gelte es, alle Körperteile einzusetzen, ihn wie ein Instrument zu spielen, und sich selbst, die anderen und den Raum zu spüren. „Das wichtigste sind Konzentration und Kontrolle.“ Requisiten sind für Peter Shub eine gute Gelegenheit, Spannung und Verwirrung zu erzeugen. Auch weil sie „verrücktes und lächerliches Verhalten ermöglichen, das die Leute im normalen Leben niemals akzeptieren würden.“ Und natürlich kontrollierte Unfälle und Missgeschicke, die für Abwechslung und ein Lösen der Spannung sorgen. Die sich im Lachen entlädt.

Das wie zufällig und nicht wie choreographiert aussehen zu lassen, dahinter stecken jahrelange Übung, Erfahrung und Körperbeherrschung. „Es darf nicht nach Schauspielerei aussehen oder riechen. Es muss ganz natürlich wirken, auf das Wesentliche reduziert. Machen sie nicht zuviel.“

Charlie Chaplin als Vorbild

Auch einige anschauliche Tricks hat der US-Amerikaner, der seit zwei Jahrzehnten mit seiner deutschen Frau in Hannover lebt. Einige hat er, das gibt er zu, bei einem noch Größeren „ausgeliehen“ - Charlie Chaplin. Sobald ein Zuschauer anfange zu gähnen, spreche er ihn an, hole ihm ein Kissen, decke ihn zu, sorge für Ruhe unter den Zuschauern, singe ihm ein Schlaflied…

Peter Shub, der eigentlich ein seriöser Schauspieler werden wollte, auf der Bühne aber nur Lacher erntete und sich für das komische Fach entschied, führt in einer Mischung aus Englisch und Deutsch durch den Workshop. „Die Aufgabe des Clowns ist es, den Tag zu retten.“ Ihm ist die geradezu kindliche Freude anzumerken, die er von seinen „Schülern“ ebenfalls einfordert. „Sobald sie selbst keinen Spaß daran haben, können sie auch andere nicht zum Lachen bringen. Es braucht Leidenschaft.“ Dann vergleicht er Comedy immer wieder mit dem Leben. „Überall ist der Rhythmus entscheidend.“ Man dürfe weder zu früh noch zu spät kommen. „Sonst bist du nicht witzig, sondern der Idiot.“

En passant erklärt er den Unterschied zwischen Clownerie und Comedy. „Beim einen lachen die Leute über dich, beim anderen lachen sie mit dir.“ Als Clown dürfe man nicht zu perfekt sein wollen, man müsse auch etwas riskieren. „Nur so wächst der Clown in dir.“ Es ist harte Arbeit, Menschen zum Lachen zu bringen. „Aber alles, was wir tun, tun wir für das Publikum. Es ist ein großartiges Gefühl.“

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