Wurstdosen mit Glamour-Faktor in Obertrubach

30.12.2017, 08:00 Uhr
Die ehrenamtlichen Helfer produzieren an drei bis vier Tagen knapp 6000 Kerzen für die Lichterprozession

© Micha Schneider Die ehrenamtlichen Helfer produzieren an drei bis vier Tagen knapp 6000 Kerzen für die Lichterprozession

 

Ein bisschen verschlafen wirkt diese kleine Werkstatt ja schon. Schneebedeckt, hinter einem kleinen Haus am Ortsausgang der 2200-Einwohnergemeinde gelegen. Wenn man die Türen jener kleinen, 30 Quadratmeter großen Scheune dann allerdings betritt, ist es mit der Ruhe aber schlagartig vorbei. Vom 27. bis 29. Dezember herrscht hier traditionell Hochbetrieb. An diesen drei Tagen werden dort nämlich 6000 Kerzen für ein großes Highlight im Kalender der fränkischen Schweiz hergestellt: die Lichterprozession.

Obertrubach war in einer Dunstglocke gefangen

Auch Johann Bauer ist gekommen. Er ist so etwas wie der Organisator der Lichter-Produktion, oder wie er selbst sagt: „Ich habe das halt vorangetrieben.“ Früher, in den 50er Jahren hatten sie für die Produktion noch Heizöl verwendet, später sei man immerhin auf Bioöl umgestiegen „Früher war  wegen des ganzen Rauches aber eine halbe Stunde später Nacht“, sagt Bauer. Im Tal stank es nach dem verbrannten Öl, eine Dunstglocke umhüllte Obertrubach. 

Vor zehn Jahren, zur 1000-jährigen Jubiläumsfeier der Obertrubacher Lichterprozession, hatte Johann Bauer dann eine Idee. „Wir machen das seither mit Wachs“, sagt Bauer, dessen Freund und Stellvertreter Günter Wieczorek innerhalb von nur zwei Tagen entsprechende Brennkessel gebaute hatte. Dort wird das Wachs siedend heiß und anschließend in mit Halbspänen gefüllte Dosen gegossen. Die Lichter brennen so nachhaltig gut bei jedem Wetter, belasten Luft und Umwelt nicht und verströmen sogar einen leichten, angenehmen Wachsgeruch. „Wenn wir Glück haben, liegt bei der Lichterprozession vielleicht auch ein wenig Vanilleduft in der Luft“, sagt Bauer. 

Hauptlieferant ist die Basilika

Das Wachs wird von überall her geliefert. Die Obertrubacher wissen mittlerweile, dass sie ihn hier, in dieser kleinen Werkstatt, besonders gut gebrauchen können. „Der Hauptlieferant ist die Basilika in Gößweinstein. Aber auch aus Eggolsheim oder Moggast kommt das Wachs. Die Leute bringen das direkt vor meine Haustüre“, sagt Bauer. 1,5 Tonnen werden hier mittlerweile verwendet.

Das geschmolzene Wachs wird dann anschließend in Dosen abgefüllt. „Das sind alte Wurstdosen“, sagt Bauer. Früher rosteten die abgebrannten Büchsen in der Umwelt dahin, heute werden sie nach dem Gebrauch eingesammelt und neu verwendet. 

Vor der Verwendung werden sie im Feuer „leer gebrannt“, wie es Bauer formuliert. Recycling in zeitgemäßer Form also. Wenn die Dosen dann abgekühlt sind, werden sie in Kisten gepackt und von knapp 50 ehrenamtlichen Helfern auf die Hänge hochgetragen und aufgestellt.

Ab 16 Uhr am Mittwoch, 3. Januar, wird dann angefeuert. Um 17 Uhr, wenn der Gottesdienst vorbei ist, beginnt sie dann endlich wieder, die stimmungsvolle Lichterprozession - und dank Johann Bauer und den vielen Helfern wirken dann selbst alte Wurstdosen plötzlich unverhofft glamourös.

 

 

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