Zu Besuch bei den Neuseser Karate-Kids

25.2.2015, 14:00 Uhr
Zu Besuch bei den Neuseser Karate-Kids

© Andreas Kummer

Es geht etwas hektisch zu in den Gängen der Eggerbachhalle. Mütter und Väter huschen mit ihren Kindern in die Umkleiden. Andere bringen ihren Nachwuchs bereits in die Halle zum Training. Karate steht auf dem Programm – eine zumeist waffenlose Kampfsportart aus dem alten Japan.

Diejenigen Kinder, die bereits ihren schwarzen Karateanzug tragen – man nennt ihn Gi – nutzen die Minuten bis Trainingsbeginn für ausgelassenes Toben, Rennen, Fangenspielen. Doch kaum sind alle 20 Kinder da, schließt sich die Hallentür. Jetzt übernimmt Trainer Thomas Lehmann das Kommando – er ist 45 Jahre alt, hat kurze blonde Haare und ist Träger des berühmten schwarzen Gürtels.

Dreimal klatscht er kurz in die Hände und im Nu stellen sich seine Schützlinge in Reih und Glied an einer Wand auf. Kaum haben sie das getan, knien sie sich ab und begrüßen sich und ihren Meister – das Training kann losgehen.

„Kiai“ unterstützt

Der Einstieg ist flott. Kaum stehen die Kinder wieder – sie sind alle im Alter von vier bis zwölf Jahren – nehmen sie eine Kampfstellung ein: Dabei heben sie beide Arme leicht versetzt vor den Oberkörper und stehen in den Knien leicht gebeugt. Mit einem lauten Schrei passiert es: Die Kinder reißen ihr rechtes Bein hoch und kicken den Unterschenkel nach vorne. Während sie diesen Karatetritt einüben, hat Thomas Lehmann alles im Blick. Er lobt das, was gut läuft und greift ein, wo es an der Technik noch etwa hapert. „Das Knie hoch“, hört man ihn sagen, oder „erst nach oben ziehen und dann nach vorn schnappen lassen.“

Bei einer nächsten Übung lässt Lehmann seine Nachwuchs-Kampfsportler Schlag- und Stoßtechniken trainieren. Auch hierbei stoßen die Kinder immer wieder laute Kampfschreie aus, die durch die Eggerbachhalle schallen. „Kiai“ heißen die – wobei es wichtig ist, dabei kräftig auszuatmen, während gleichzeitig der Schlag gegen einen imaginären Gegner ausgeführt wird.

Trotz des martialischen Gebarens fühlen sich alle Kinder sichtlich wohl. Während des Trainings, das 45 Minuten dauert, muss Lehmann nur selten den ein oder anderen zum Aufpassen ermahnen. Als erfahrener Trainer weiß er genau, wie man die Jüngsten spielerisch an die Sportart heranführt.

Schließlich entwickelt sich das Kindertraining später im Jugend- und Erwachsenenbereich einmal zu einer körperbetonten Kontakt-Kampfsportart. Damit niemand verschreckt wird oder im gegenteiligen Fall verroht, wird im Kindesalter Karate kontaktlos angefangen. Wo es auch mal etwas wehtun kann, kommt man erst viel später hin, erläutert Lehmann.

Sein Konzept gibt ihm mit Blick auf die positive Nachwuchssituation in der Karate-Abteilung recht. „Sieben bis neun Anmeldungen gab es in jüngster Zeit“, erklärt Lehmann. Zehn seiner Schützlinge bereiten sich außerdem mit Freude auf die Vereinsmeisterschaft am 14. März vor. Antreten werden dann neben den Neuseser Kids auch junge Karate-Kämpfer aus Weilersbach und von der Sportvereinigung Reuth.

Viele Mädchen

Zu sehen gibt es dann auch eine Disziplin, bei der Karate-Waffen zum Einsatz kommen. Auch Lehmanns Sportler trainieren damit. Besonders schwarz-rote Fächer, die beim Öffnen wie laute Ratschen klingen, sind beliebt – gerade bei den Mädchen, die etwa ein Drittel im Kindertraining ausmachen.

Zum Schluss verrät Lehmann noch, was ihm beim Karate ebenfalls wichtig ist: Dass die Sportart nicht nur den Körper trainiert, sondern auch auf den Geist wirkt. „Das Selbstbewusstsein der Kinder wird sehr gestärkt. Außerdem hat Karate sehr viel mit Charakterbildung zu tun.“ Was der Trainer meint, war kurz zuvor sichtbar geworden, als die Kinder Lehmann und Eltern präsentierten, wie sie sich vor einem Kampfrichter verhalten müssen. Dazu stellten sich die Kleinen gerade auf, riefen mit lauter, fester Stimme ihren Namen sowie ihren Kampfstil, ehe sie loslegten. Ein Mädchen, dass das besonders selbstsicher tat, erntete dafür die Bewunderung ihrer Mutter: „Mensch, sie hat ja mehr Selbstbewusstsein als die Mama“, sagte sie leise vor sich hin.

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