Kapitän Wenning reißt das Ruder rum

13.5.2012, 19:00 Uhr
Kapitän Wenning reißt das Ruder rum

© Kögler

Definitiv entschieden ist eine ganz andere Schlacht: Wilhelm Wenning, 36 Jahre jung, übernimmt den Vorsitz der Fürther CSU. Die Amtszeit seines Vorgängers Rudi Richter hatte 14 Jahre gedauert. 14 Jahre, in denen der Landtagsabgeordnete nach eigenen Worten „über viele Gemeinheiten in der Partei den Mantel der Nächstenliebe gebreitet“ hat. Doch damit ist jetzt Schluss.

Rudi Richter ist mit der Art und Weise, wie die Partei ihn ablöst, offenbar nicht einverstanden. Vielmehr zeigt er sich „frustriert und irgendwie auch angewidert von dem, was passiert ist“.

Längst aufgegeben hat sich die SpVgg. Nach vier Jahren in der Bayernliga steht der Abstieg in die Landesliga bereits seit längerem fest. Zum letzten Saisonspiel kommen dennoch 1055 Zuschauer in den Ronhof und erleben ein 0:1 gegen die SpVgg Weiden. Die Fürther stellen nun endgültig von Proficlub auf Amateurverein um: Die Geschäftsstellenleiterin und die Masseurin müssen entlassen werden. Beide Frauen erscheinen zum letzten Spiel ganz in Schwarz.

Der Visionsbeauftragte der Fürther Nachrichten, zugleich Sportredakteur, blickt schon mal in die Zukunft. Unter der Überschrift „Fusion als Lösung?“ fordert er, die SpVgg müsse neue Wege gehen. Den TSV Vestenbergsgreuth hat er allerdings — wie auch? — noch nicht im Sinn. Stattdessen empfiehlt er, den Zusammenschluss mit irgendeinem anderen Verein in Fürth. Allerdings hört niemand auf ihn. Schade, vermutlich wäre die SpVgg Poppenreuther Fürth längst Deutscher Meister.

Während im City-Kino dieser Tage „Over the Top“ mit Stallone sowie Oliver Stones „Platoon“ laufen – das Kronprinz zeigt Emmanuelle 5 — entpuppt sich ausgerechnet das Villenviertel Westvorstadt als Konfliktherd. Die Bewohner wehren sich gegen die Anbindung von Linden- und Hardenbergstraße an die im Ausbau befindliche Breslauer Straße. Wegen des befürchteten Durchgangsverkehrs könnte das ruhige Wohngebiet an Wert verlieren, schildern die FN die Ängste.

Was echter Durchgangsverkehr ist, können die Westvorstädter in der Nürnberger Straße lernen. Die wird mit Auftakt der neun Millionen DM schweren Sanierung für alle Ewigkeit zur Einbahnstraße. Wer vom Zentrum stadtauswärts fährt, muss an der Gustav-Schickedanz-Straße plötzlich rechts abbiegen. In den ersten Tagen herrscht Chaos, das durch eine Baustelle in der Breitscheidstraße und einen undurchsichtigen Schilderwald komplettiert wird. Es hagelt Beschwerdebriefe an die Verkehrsplaner, von denen kein einziger mit „Dein Schatz“ signiert ist.

Derweil fällt der Startschuss für die Volkszählung 1987. In Fürth schwärmen rund 1200 Helfer aus — überwiegend aus dem öffentlichen Dienst —, um Daten der Haushalte zu erfassen. Wirtschaftsreferent Peter Iblher, der sich selbst zum Zähler hat schulen lassen, kann alle Schwerverbrecher und Steuerhinterzieher in Fürth beruhigen: „Es gibt bei uns keine Zähler aus sensiblen Bereichen wie Polizei, Finanzamt oder der Staatsanwaltschaft.“ Auch städtische Vollstreckungsbeamte gehören ihm zufolge nicht zum Kreis der Helfer. Da atmet Ede erst mal durch und füllt mit Begeisterung den Bogen aus.
 

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