120 Ideen für ein leichteres Leben mit Behinderung

19.1.2018, 21:00 Uhr
In der Altersgruppe 65plus lebt fast jeder Zweite mit Behinderung.

© colourbox.com In der Altersgruppe 65plus lebt fast jeder Zweite mit Behinderung.

Vor allem arbeiten diese Menschen daran, dass das Ganze keine Vision bleibt. Ein "Aktionsplan Inklusion" soll am Ende vorliegen: eine Sammlung von Vorschlägen, die nach und nach in Fürth umgesetzt werden könnten. 170 Frauen und Männer sind dem Aufruf der Lebenshilfe und des Rathauses gefolgt, sich in Arbeitsgruppen einzubringen. Eine beeindruckend große Zahl sei das, findet Nils Ortlieb, stellvertretender Geschäftsführer der Lebenshilfe. Dazu kommen rund 900 Menschen, die bei einer Befragung schilderten, wo es in Fürth hakt.

Oft wird unterschätzt, wie viele Menschen das Thema betrifft. Inzwischen haben 19 000 Fürtherinnen und Fürther einen Grad der Behinderung von 30 oder mehr, so Ortlieb. "Das ist jeder Sechste, Siebte in der Stadt." Die Zahl berücksichtigt Fürther, die einen Behindertenausweis haben, ebenso wie diejenigen, die die Eingliederungshilfe des Bezirks Mittelfranken in Anspruch nehmen.

Die demographische Entwicklung und das Bevölkerungswachstum lassen den Kreis der Betroffenen immer größer werden. "Seit 2000 ist die Zahl um 20 Prozent gestiegen und sie wird weiter wachsen", sagt Sozialreferentin Elisabeth Reichert. Sich zu überlegen, wie man die Rahmenbedingungen verbessern kann, sei nicht nur eine moralische Verpflichtung: Auch die UN-Behindertenrechtskonvention müsse umgesetzt werden. "Wir müssen die Barrieren erkennen und abbauen." Kommunen seien besonders gefordert, prägen sie doch das direkte Lebensumfeld.

Das Projekt "Fürth für alle" hat hier angesetzt. Die Stadt, die Lebenshilfe, die Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderung, der Behindertenrat und das Bamberger Basis-Institut steuerten die Initiative gemeinsam und suchten eine breite Beteiligung. Neben Bürgern mit Behinderung und Menschen, die sich in der Behindertenarbeit engagieren, waren Vereine, Verbände, Institutionen und Selbsthilfegruppen sowie die Stadtverwaltung involviert. Herzstück waren die sogenannten Vernetzungsforen, bei denen sich die Teilnehmer austauschten. Es ging um politische Teilhabe, Gesundheit, Bildung, Arbeit, Freizeit, Wohnen, das persönliche Budget und Barrierefreiheit.

120 Maßnahmen sind zusammengekommen. Bei einer Schlusskonferenz am 2. März sollen sie vorgestellt und nach Wichtigkeit sortiert werden. Der fertige Aktionsplan wird dann dem Stadtrat präsentiert. Er soll nicht nur Handlungsempfehlungen für die Stadtverwaltung enthalten, sondern auch für Ärzte, die Polizei, die Bahn, Gastwirte, Schulen, kulturelle Einrichtungen, Vereine. . .

So werden, wie Ortlieb sagt, beispielsweise zusätzliche barrierefreie Toiletten gewünscht, mehr barrierefreier Wohnraum, ein Notrufsystem, das auch über SMS funktioniert, Museumsführungen in leichter Sprache oder Rollstuhlplätze im Kino, die nicht ganz vorn sind. Reichert und Ortlieb hoffen, dass in den nächsten Jahren viele Vorschläge umgesetzt werden. Die Arbeitsgruppen sollen den Prozess begleiten.

Interessierte können an der Schlusskonferenz am Freitag, 2. März, ab 15 Uhr in der Martin-Segitz-Schule teilnehmen. Anmeldung: www.fuerth-fuer-alle.de

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