3D-Technologie am Fürther Klinikum

23.10.2014, 21:00 Uhr
3D-Technologie am Fürther Klinikum

© Foto: Ralf Rödel

Ein Mensch wird beim Pressetermin nicht operiert. Als Bauchhöhle dient eine Schuhschachtel, als Organe halten zwei Kastanien und ein Zierkürbis her – die Herbstdekoration aus dem Sitzungssaal im fünften Stock des Krankenhauses. Das genügt schon völlig, um zu zeigen, wie die Technik funktioniert.

Über eine kleine Öffnung führt Oberarzt Marius Ghidau eine Stabkamera ein, die Bilder aus dem Inneren des Patienten – in diesem Fall der Schuhschachtel – auf einen großen Bildschirm überträgt. Das ist nicht neu, doch jetzt bekommen die Mediziner am OP-Tisch die Aufnahmen in HD-Qualität und vor allem dreidimensional geliefert – sofern sie eine dieser Brillen tragen, wie man sie bislang nur aus dem Kino kennt.

Der Clou: Die räumlichen 3D-Bilder ermöglichen den Ärzten, auch in die Tiefe zu sehen. „Dadurch haben wir viel realistischere Darstellungen und können noch präziser arbeiten“, schwärmt Ghidau von dem nach seinen Worten „modernsten Gerät, das derzeit für die Schlüssellochchirurgie auf dem Markt ist“.

Schlüsselloch? Schon jetzt kann im Klinikum bei mehr als der Hälfte der Eingriffe darauf verzichtet werden, den Patienten mit einem langen Schnitt zu öffnen. Stattdessen operieren die Mediziner weitaus schonender durch mehrere kleine Schnitte. Kamera und Bildschirm helfen dabei. Der Patient werde schneller fit, die Liegezeit im Krankenhaus sei kürzer und das Blutungsrisiko während des Eingriffs geringer.

Chefarzt Professor Holger Rupprecht hat Beispiele parat: Bei einer Dickdarm-Operation mussten Patienten früher zehn Tage im Klinikum bleiben, heute genügen sechs. Wer an Magenreflux, also chronischem Sodbrennen, leidet, dem mussten die Ärzte laut Rupprecht den Bauch aufschneiden. Heute dauere die OP nur noch eine Stunde, der Patient könne schon am nächsten Tag wieder essen und nach fünf Tagen nach Hause. „Bessere Arbeit, geringeres Risiko“, fasst er zusammen.

Förderverein ackert

Wie berichtet, kamen schon vor zweieinhalb Jahren die Experten an der Fürther Urologie in den Genuss der revolutionären 3D-Technik, mit der sie beste Erfahrungen sammelten. Gerade bei einer Prostata-Entfernung sei höchste Präzision gefragt, damit der Patient nach dem Eingriff weiterhin sein Wasser halten sowie sexuell aktiv sein kann, schildert Klinik-Leiter Peter Krappmann. Jetzt hat das Krankenhaus zwei weitere dieser OP-Türme nachgekauft, damit auch die anderen operativen Bereiche im Haus – die Chirurgie und die Frauenklinik – darauf zugreifen können. In Deutschland, sagt Krappmann, sei man damit führend.

Sein Dank gilt der „Gesellschaft zur Förderung des Klinikums Fürth“, die 70.000 Euro beigesteuert und damit eines der beiden neuen Geräte komplett bezahlt hat. Damit hat der Förderverein mit seinen 150 Mitgliedern seit seiner Gründung 2002 bereits Gerätschaften im Wert von zirka 600.000 Euro für das Klinikum angeschafft. „Wir haben eben großzügige Spender“, sagt der Vorsitzende, Professor Ottmar Stadelmann. Auch geerbt habe der Verein bereits. Im Großen und Ganzen müsse man aber „ziemlich ackern, um an Geld zu kommen“ – mit Hilfe von Aktionen und Veranstaltungen zum Beispiel. Auch Stadelmann preist die neue „fortschrittliche Chirurgie“, die nur wenige Häuser in Deutschland für alle Abteilungen hätten. Und Klinikchef Krappmann freut sich: „Es ist schön, auch einmal Leuchtturm zu sein.“

Keine Kommentare