Aderlass unter den Fürther Fachgeschäften

29.12.2009, 00:00 Uhr
Aderlass unter den Fürther Fachgeschäften

© Mark Johnston

Der Jeansladen «Why not» in der Friedrichstraße und Buch-Fink in der Hallstraße haben sich zum Abschied aus der Geschäftswelt in Adressen für Schnäppchenjäger verwandelt. Doch der Andrang auf reduzierte Ware täuscht über die tatsächlich miserable Situation hinweg.

Bereits seit 2002 dauert die Hängepartie für Buchhändler Jürgen Fink. Mehrmals hat er seit seiner Geschäftseröffnung vor 25 Jahren im City Center den Standort gewechselt. Wegbrechende Einnahmen nach der Euro-Umstellung standen am Ende im krassen Gegensatz zur Ladenmiete.

Auch Marion und Walter Kaiser hatten es mit ihrer Boutique im Stil der 50er Jahre an verschiedenen Standorten probiert - immer in der Hoffnung auf eine Glückssträhne Doch die Kundschaft, darunter auch viele Geschäftsleute, muss selbst immer mehr aufs Geld achten und die spezielle Zielgruppe der Jugend wandert zum Einkauf immer mehr nach Erlangen und Nürnberg ab.

Bergab mit der U-Bahn

«Mit dem U-Bahn-Ausbau hat für uns die Talfahrt angefangen», erinnert sich Marion Kaiser. Früher habe immerhin noch das lebhafte Samstagsgeschäft die Rückstände unter der Woche ausgeglichen. Doch inzwischen sei der Samstag fast zum ruhigsten Tag geworden. Die Geschäftsfrau hat erkannt: «Es fehlt Fürth an einem Zentrum zum Bummeln»

Das weiß auch die Innenstadtbeauftrage des Wirtschaftsreferats, Karin Hackbarth-Herrmann. Saturn allein reiche als Frequenzbringer nicht aus. Die Kunden von heute bevorzugten konzentrierte Geschäftsansammlungen. Deshalb sei eine Verjüngungskur für das City Center dringend geboten. «Es genügt nicht, die schönen Fürther Fachgeschäfte nur zu loben. Man muss auch dort einkaufen», macht die Innenstadtbeauftragte auf ein spezielles Fürther Problem aufmerksam. «Jetzt brechen harte Zeiten für Fürth an», meint Buchhändler Fink und Hackbarth–Herrmann gibt ihm Recht. Wobei die wirtschaftliche Klimaverschlechterung natürlich nicht auf Fürth allein beschränkt ist.

Marion und Walter Kaiser haben sich auch in Erlangen umgeschaut. Aber auch dort sind die Mieten in Lauflagen nicht zu schultern. Abseits von Lauflagen fallen die Mieten zwar moderater aus, doch hier sind gute Umsätze Glückssache. Ihre Ware mussten die Kaisers ein halbes Jahr vorher bestellen - in großer Auswahl, versteht sich. Zahlen sollten sie aber schon nach vier bis sechs Wochen - Rückgabe ausgeschlossen.

Das nötige Finanzpolster will erst einmal erwirtschaftet sein. In der Moststraße hatte «Why not» zunächst kein Glück. In der Hallstraße liefen den Geschäftsleuten die Nebenkosten davon und in der zum Boulevard ausgebauten Friedrichstraße blieb der erhoffte Durchbruch schließlich aus. Bevor es in die Schulden führt, zogen Marion und Walter Kaiser lieber einen Schlussstrich. Der fiel auch Jürgen Fink nicht leicht. Von 1987 bis 1999 hatte er Zwischenstation in der Rosenstraße Ecke Hirschenstraße gemacht. Das Ladensterben in der Umgebung machte die Adresse zunehmend problematisch Seine Auszubildenden bezahlte Fink grundsätzlich nach Tarif, bis er sie sich schlichtweg nicht mehr leisten konnte. Die langen Samstage und die sonntäglichen Putzeinsätze wird er nach der Geschäftsaufgabe jedenfalls nicht vermissen.