All die farbtrunkenen Gesichter der Rockmusik

6.6.2014, 12:05 Uhr
All die farbtrunkenen Gesichter der Rockmusik

© Martin Bartm

Und da Musik - in diesem Fall die Rockmusik - viele Gesichter hat, finden wir hier eine Stilvielfalt, die wirkt, als hätte sich eine Künstlerkolonie zusammengetan. Da zwirbelt Stevie Ray Vaughan in einem Wirbelmeer aus grünen Spiralen an seiner Gitarre, als hätte sich Vincent van Gogh gleich nach der „Sternennacht“ LSD eingepfiffen und nochmal losgelegt. Auch Jim Morrison und Robby Krieger von den „Doors“ tauchen als Torsi aus einem Gewaber aus Gelb, Pink und floralen Mustern auf. Man fühlt sich an die psychedelisch farbtrunkenen Videoblubberbilder aus dem „Beatclub“ erinnert, bloß in Öl auf Leinwand übertragen.

Doch Bernd Beyer kann auch anders. In schön staubigem Realismus zeigt er in „Banjo Country“ zwei Arbeiter auf der Farm. Der eine schafft, der andere klimpert lässig auf dem Banjo herum. So stimmig ist die Szene, dass man glaubt, die Musik zu hören. Ja, und was ist das jetzt wieder? Schon wieder Reminiszenzen an die Flowerpowermusik, diesmal im Stil der naiven Hippiemalerei, wie sie in den 70er Jahren zahlreiche Enten, Käfer und VW-Kleinlaster zierte. Da sprießen Blumen, musizieren goldblonde Maiden, deren Haar durchs gesamte Bild wallt, öffnen sich Augen, taucht das Yellow Submarine ab, hockt Zappa auf dem Klo, geht der Papst in sich, und grüßt der „kleine Prinz“. In der Fülle der Bildideen erinnern die Panoramen „Blue Pills“ und „Prinz mit Telecaster“ an die Cover von Mati Klarwein selig, stilistisch im Gegensatz zu Klarweins halluzinärem Realismus aber geradezu rührend naiv. Natürlich kann Bernd Beyer „besser“, also realistischer malen. Aber genau die beabsichtigte Simplizität vermittelt die Lust am kindlich hoffnungsvollen Lebensentwurf der Aussteiger von damals wie heute.

Dabei ist Beyer kein akademischer Maler sondern Autodidakt, im Hauptberuf Feinmechaniker. Sein Wunsch zur Malerei wuchs in ihm, als bereits alles in trockenen Tüchern lag, sprich, als er verheiratet und Vater war. Da wuchs die Lust auf Ausbruch, Fürsichsein, kreatives Schaffen. Mit seiner Lockenmähne wirkt der 48-Jährige wie ein sehr sympathischer Nachgeborener der Hippiegeneration. Und dass die meisten seiner abgebildeten Idole wie Rory Gallagher längst das Zeitliche gesegnet haben? Hier zumindest werden sie und ihre Musik wieder lebendigg.

Bis 31. Juli in der Kofferfabrik

Keine Kommentare