Saisonauftakt im Ronhof: Fürth empfängt die Löwen

7.8.2016, 06:00 Uhr
Die Mannschaft auf einen Blick. Beim Fanfest präsentierten sich alle alten und auch neu gekommenen Spieler den Anhängern.

© Wolfgang Zink Die Mannschaft auf einen Blick. Beim Fanfest präsentierten sich alle alten und auch neu gekommenen Spieler den Anhängern.

Das Wort Erleichterung trifft es vielleicht ganz gut. Bevor Trainer Stefan Ruthenbeck nach der vergangenen Saison in den Urlaub ging, hatten sich die Funktionäre des Kleeblatt-Managements und er zusammengesetzt und über den Sommerfahrplan geredet. "Klare Absprachen" habe es laut dem Trainer da gegeben.

Ohne dabei gewesen zu sein, wusste jeder, was gemeint war: Bitte kein erneuter Ausverkauf, der Fußballlehrer wollte nach seinem Eingewöhnungsjahr in Fürth nicht wieder – wie Frank Kramer vor zwei Jahren – von vorne anfangen. Nun, Anfang August, darf Ruthenbeck erleichtert feststellen: Bis auf Marco Stiepermann und Benedikt Röcker sind tatsächlich noch alle da, auf die er zuletzt gesetzt hatte. Und im Fall des wechselwilligen Robert Zulj antworten er und Manager Ramazan Yildirim unisono: "Wir sind nicht abhängig von einem Spieler."

"Ich erwarte Kooperation"

Saisonauftakt im Ronhof: Fürth empfängt die Löwen

Das musste in den vergangenen Wochen auch Sebastian Mielitz spüren. Mittlerweile kristallisiert sich heraus, dass da ein Berater seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Der Verein pocht darauf, dem Fußballagenten bereits kurz nach Saisonende mitgeteilt zu haben, dass Mielitz nicht mehr die Nummer eins sein werde. Doch der krempelte zum Trainingsauftakt am 23. Juni erst recht die Ärmel hoch, als er offenbar zum ersten Mal wahrnahm, dass man ihm zwei gestandene Torhüter vor die Nase gesetzt hatte. Ein Szenario, das man ihm hätte ersparen können.

Der Forderung Yildirims, "ich erwarte Kooperation" bei der Suche nach einem neuen Verein, schlossen sich in den vergangenen Wochen vor allem Spieler aus der zweiten Reihe an – und das waren nicht wenige. Doch auch da blieb sich die aktuelle Führungsriege treu. Ruthenbeck und Yildirim begannen schon im Winter, die Quote an unzufriedenen Spielern im Kader zu senken. Geholt haben sie seither vor allem solche, die für jede Einsatzminute in der zweiten Liga dankbar sind.

Kein echter Umbruch

Ob der hohen Anzahl ist es nicht verwunderlich, dass in den vielen Analysen von Medien anderer Bundesligastandorte erneut von einem "Umbruch im Fürther Kader" gesprochen wird. Denn in Summe waren es in diesem Sommer doch wieder 17 Spieler, die den Verein für immer oder leihweise verließen. George Davies könnte mit einer Ausleihe nach Portugal Nummer 18 werden. Für Mielitz gibt es – wen wundert’s kurz vor Saisonstart – keinen Interessenten, ebenso wenig für Zulj.

 Ohnehin würde der technisch versierte Österreicher nur zu einem Verein wechseln, dessen Spielphilosophie zu ihm passt. Tim Bodenröder kehrt vorerst zur U 23 zurück, soll aber gehen. Noch ist Zeit, denn das Transferfenster schließt erst am 31. August.

Einen billigen Kader teuer machen

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Auf dem Papier hat das Kleeblatt bislang 13 neue Spieler verpflichtet, von denen einige lediglich ihre Verträge verlängert haben, Erhun Obanor kommt erst Ende diesen Monats. "Wir wollten einen relativ kleinen Kader", erklärt Ruthenbeck, "dafür haben wir jetzt Jungs dabei, die kratzen." Und zwar vorrangig ihren Gegenspieler und nicht den internen Konkurrenten.

Für das Personal, das man ihm bereitgestellt hat, verteilt der Trainer schon jetzt Komplimente: "Großes Lob an Ramazan und Herrn Hack. Entgegen aller Gerüchte, die es gab, haben wir uns entschieden, den Kader zusammenzuhalten." Und auch vom Vereinsoberhaupt selbst kommen nur warme Worte. Man weiß eben, was man aneinander hat. Nicht nur Hannover 96 hat seine Fühler schon nach dem 44-jährigen Fußballlehrer ausgestreckt, der nach Aalen auch in Fürth bewiesen hat, dass er einen billigen Kader teuer machen kann.

Teamgeist hilft

"Großes Lob an Stefan Ruthenbeck", sagte Helmut Hack vor dem Trainingslager, "es ist sensationell gut, wie intensiv er mit der Mannschaft arbeitet." Wie gut, wird man erstmals am Sonntag gegen 1860 München sehen. "Was auf uns an Gegnern zukommt, das können wir nur mit Teamgeist lösen", schlägt Hack vor.

Saisonauftakt im Ronhof: Fürth empfängt die Löwen

Klar ist: Nachdem seine Bedingungen erfüllt wurden, hat der Trainer in diesem Jahr mehr Druck als noch vor zwölf Monaten, als es galt, einem völlig verunsicherten Verein nach einer Horror-Saison wieder Selbstvertrauen einzuhauchen. Auch das ist vielleicht der Grund, warum Ruthenbecks Vertrag, der nach dieser Saison ausläuft, noch nicht verlängert wurde. "Alles zu seiner Zeit", bittet der Präsident um Geduld, "ich weiß noch nicht, wie es sich sportlich entwickelt. Bei 60 München etwa wird richtig aufgerüstet." Er sei momentan einfach nur froh, "dass wir keine Störungen im Verein haben".

ABGÄNGE: Tom Weilandt (Vertragsende, aktueller Verein: VfL Bochum), Roberto Rodriguez (Leihende, FC Zürich, Schweiz), Leopold Zingerle (Vertragsende, 1. FC Magdeburg), Maurice Hirsch (Leihende, Hannover 96 II), Bastian Lerch (Vertragsende, SSV Jahn Regensburg), Alexandros Kartalis (Leihe an VfR Aalen verlängert), Benedikt Röcker (Ablöse 200 000 Euro, Bröndby IF, Dänemark), Marco Stiepermann und Johannes Wurtz (Ablöse zusammen: 850 000 Euro, VfL Bochum), Mark Flekken (Vertrag aufgelöst, MSV Duisburg), Stefan Maderer (Vertrag verlängert bis 2019, Leihe zum FSV Frankfurt), Zhi-Gin Lam (Vertrag aufgelöst, Kitchee FC, Hongkong), Ronny Marcos (Leihe an den SV Ried, Österreich), Stefan Thesker (Ablöse 50 000 Euro, FC Twente Enschede, Holland), Tom Trybull (Vertrag aufgelöst, ADO Den Haag, Holland), Dwayn Holter (Vertrag aufgelöst, FC Differdingen, Luxemburg), Stephan Schröck (Leihe verlängert an FC Ceres-La Salle, Philippinen).

ZUGÄNGE: Benedikt Kirsch (Vertrag bis 2019, aus der U 23), Ante Vukusic (Kaufoption gezogen, bis 2018), Sebastian Heidinger (neuer Vertrag bis 2017), Nicolai Rapp (Leihe von TSG Hoffenheim um ein Jahr verlängert), Lukas Gugganig (bis 2018, FSV Frankfurt), Sascha Burchert (bis 2018, Hertha BSC Berlin), Marius Funk (20 000 Euro, bis 2018, VfB Stuttgart II), Balazs Megyeri (bis 2018, FC Getafe), Mathis Bolly (bis 2018, Fortuna Düsseldorf), Khaled Narey (noch keine Ablöse fällig, bis 2019, Borussia Dortmund II), Sercan Sararer (bis 2018, Fortuna Düsseldorf), Serdar Dursun (bis 2018 plus Option auf weiteres Jahr). Ende August kommt der 20-jährige Innenverteidiger Erhun Obanor, Linksfuß (bis 2019 mit Option bis 2020, BG Foundation Akademie, Nigeria).

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