Altes Handwerk, frischer Schwung

12.11.2009, 00:00 Uhr
Altes Handwerk, frischer Schwung

© Schönfeld

Die Zeiten haben sich auch bei den Hutmachern gewandelt. «Vor 20 Jahren war die klassische Kundin über 60 Jahre alt, gut betucht, kam frisch von der Maßschneiderin zum Hutmacher, um sich passend zum neuen Kostüm einen Filzhut mit breiter Krempe anfertigen zu lassen», sagt Birgit Roßdeutscher. Heute indes lieben die Leute alltagstaugliche Kopfbedeckungen.

«Der Hutladen» heißt das kleine Ladengeschäft, das Roßdeutscher zusammen mit ihrem Mann seit vier Jahren in der Nürnberger Straße 43 betreibt. «Ich wusste schon früh, dass ich etwas Besonderes machen will», erzählt die bodenständige Schweinfurterin, deren Oma die Liebe zum Hut geweckt hat.

Vehement setzt sie ihren Berufswunsch durch und findet in Bad Kissingen mit Karin Zeisberger «eine strenge und wirklich gute Lehrmeisterin.» Nach nur zwei Jahren ist sie Gesellin, drei Jahre später Hutmachermeisterin und wird mit dem bayerischen Staatspreis ausgezeichnet. Es verschlägt sie nach Aachen «der Liebe wegen», schließlich nach Nürnberg in einen Hutladen. Dort entwirft sie selbst Schnitte für Stoffhüte und kümmert sich um die komplette Stoffkollektion.

Als der Laden 2005 schließt, ergreift sie die Chance und macht sich in Fürth selbstständig. Zuerst nach Terminabsprache und seit September dieses Jahres regelmäßig öffnet sie ihren «kleinen, aber feinen Laden». Ihre Kundschaft ist zwischen 20 und 80 Jahre alt und kauft sowohl für den festlichen Anlass als auch für den Alltag. Sie fertig ihre Modelle aus Stroh, Stoff sowie Filz und Kaninchenhaar.

«Wer zu mir kommt, sollte ein bisschen Zeit mitbringen und sich beraten lassen. Nicht jede Kappe, jeder Hut passt auf jeden Kopf», sagt sie. Der Kunde soll zufrieden rausgehen, lautet ihre Devise. Verschmitzt ergänzt sie: «Ich hab’ sogar schon mal einem Kunden verboten, etwas zu kaufen, weil es ihm nicht stand.» Kein Wunder, denn Roßdeutscher vertritt die Ansicht, dass jeder Kunde, der aus ihrem Laden mit einem Hut herausgeht, eine Werbung für sie sein soll.

Bei ihr kauft man keine Kreationen, darauf legt sie großen Wert. «Ich bin Handwerkerin und verkleide die Menschen nicht. Der Hut oder die Kappe hat schließlich eine Schutzfunktion», erklärt Roßdeutscher.

Das Telefon läutet. Wieder will emand wissen, was eine Kopfbedeckung kostet. «Es geht ab 39 Euro los. Je nach Stoff und Modell», antwortet die Hutmacherin, «das kann man sich schon mal leisten.»

Neben ihrem Ladengeschäft geht Roßdeutscher auf Handwerkermärkte und Gartenausstellungen in der Region. «Ich brauche den Kontakt zum Kunden», erklärt sie. Inzwischen ist die 38-Jährige in ihrer Geschäftsnische recht erfolgreich. Seit diesem Jahr können sie und ihr Mann von ihrem Beruf leben. Für die Zukunft wünscht sich Birgit Roßdeutscher, «das Hutmacherhandwerk weitergeben zu können, aber das steht noch in den Sternen».

GABRIELE SCHÖNFELD

Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag 10 bis 18 Uhr oder nach Vereinbarung, Telefon (01 75)7 42 34 68; www.der-hutladen-fuerth.de