Am Tuchenbacher Ortsrand wird gemeckert

13.4.2017, 13:00 Uhr
Am Tuchenbacher Ortsrand wird gemeckert

© Foto: Florian Burghardt

Vor den Toren Tuchenbachs gibt es seit längerem eine Attraktion, die die Menschen aus dem Landkreis Fürth magisch anzuziehen scheint. "Wanderer und Spaziergänger haben ihre Route kurzerhand über den Getreideacker verlegt, um einen Blick über den angrenzenden Zaun zu erhaschen und Familien mit Kindern haben sogar regelrechte Ausflüge hierher veranstaltet", berichtet Daniel Helm.

Als sich der 27-jährige Tuchenbacher vor drei Jahren zwei Zwergziegen als Freizeitbeschäftigung zulegte, ahnte er noch nicht, welche Ausmaße dieses Hobby einmal annehmen sollte. Heute sind es bereits 30 Tiere — zehn Zwerg- und 20 Milchziegen. "Natürlich konnte die Anzahl der Tiere nur so schnell wachsen, weil mein Vater im Nebenberuf Landwirt ist und wir deshalb über genügend Platz und die entsprechenden Geräte verfügen", erklärt Helm.

Anfangs war seine stetig wachsende Herde komplett in dem umzäunten Hof hinter der Scheune zuhause. Als er jedoch merkte, wie viele Leute sich für die Ziegen interessieren, wollte er den Besuchern, die sich dafür meist zwischen den Büschen vor dem Zaun drängten, den Zugang zu den Tieren erleichtern.

Vor knapp zwei Jahren hat er deshalb das improvisierte Gehege vor der Scheune aufgestellt. Es liegt direkt bei den Tennisplätzen in der Herzogenauracher Straße, kurz nach der Ortsausfahrt Richtung Herzogenaurach. Darin beheimatet sind Helms Zwergziegen, die seiner Einschätzung zufolge die meisten Menschen aufgrund ihrer geringen Größe noch etwas drolliger finden als ihre milchgebenden Verwandten.

Vor dem Gehege hat er einen Futterautomaten installiert. Zuviel trockenes Brot, das die zweibeinigen Gäste gern mitbringen, wäre schlecht für die Tiere. Deshalb gibt es am Automaten für 20 Cent eine Hand voll Futterpellets. "Um meine Futterkosten ein bisschen zu decken", begründet Helm.

Eintritt verlangt er nicht von den Besuchern. Der Weg zum Gehege ist jederzeit frei zugänglich. Allerdings nur bis zum Zaun. Einen begehbaren Streichelzoo wird es nicht geben. "Das ist einfach zu gefährlich, weil die Ziegen auch gerne mal ihre Hörner einsetzen. Es müsste quasi andauernd jemand vor Ort sein, um aufzupassen", so Helm.

Pflegeleichte Tiere

Er selbst könnte das zeitlich auf keinen Fall leisten. Helm züchtet die Ziegen neben seinem Vollzeitjob als Teamleiter bei einem großen Automobilzulieferer. Eine knappe Stunde investiert er täglich in die Betreuung seiner Herde: Füttern, Klauen schneiden, Gehege ausmisten und regelmäßige Untersuchungen vom Tierarzt organisieren. "Ziegen sind aber insgesamt recht pflegeleicht", merkt Helm an.

Dennoch ist laut der Landwirtschaftskammer Niedersachsen ein bundesweiter Rückgang bei der Anzahl sowohl der Ziegen als auch ihrer Halter festzustellen. Aus Sicht des Tuchenbacher Züchters liegt das an der im Vergleich zu Kühen deutlich geringeren Milchleistung. Aus seiner Sicht sind "Ziegen da noch etwas natürlicher und weniger hochgezüchtet".

Ausschließlich zum Spaß hält sich Helm die Tiere aber nicht mehr. Mittel- bis langfristig soll seine Herde verschiedene Ziegenmilchprodukte abwerfen. Und ab und zu muss auch mal ein Tier den Weg zum Schlachter antreten. Insgesamt soll die Helmsche Ziegenpopulation aber wachsen. Bis zu 90 Tiere sind geplant. Das nötige Fachwissen eignet sich der Tuchenbacher gerade über das "Bildungsprogramm Landwirt" des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an.

Unterkommen sollen die Ziegen dann alle zusammen in einem weiteren Gehege mit einem großen Stall neben der Scheune. Den Bau des Stalls hat Helm bereits im Januar 2016 beantragt. "Wenn es nur nach der Gemeinde ginge, hätte ich damals schon nach zwei Wochen loslegen können. Jetzt geht mein Antrag aber schon seit einem Jahr seinen Gang durch die verschiedenen Behörden", moniert der Tuchenbacher. Er sei aber trotzdem guter Dinge, dass der Stall noch im Frühjahr fertiggestellt werden kann.

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