Ammerndorf: 6 Stühle, 2 Tische und 2 Klagen

23.7.2015, 06:00 Uhr
Ammerndorf: 6 Stühle, 2 Tische und 2 Klagen

© Foto: Sabine Rempe

Elke Willuda versteht die Welt nicht mehr. „Wir machen doch keinen Krach, auf der Terrasse hier sitzen nur manchmal bei schönem Wetter Leute und trinken Tee, Apfelschorle oder Wasser.“ Die 50-Jährige wiegt einen Packen Papier in der Hand: „Aber wir sind vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth verklagt worden wegen ,Lärm- und Geruchsbelästigung‘.“ Eine Überraschung sei das für sie gewesen, denn: „Das kam für mich ohne Vorwarnung.“ Sie will sich wehren, hat eine Klageerwiderung eingereicht.

Boden aus Salzkristallen

Im Sommer 2013 eröffnete die 50-Jährige die „Ammerndorfer Meersalzgrotte & Teediele“. Ihr Konzept, sagt Elke Willuda, baut auf Entspannung und Wellness. „Unsere ,Salzgrotte‘ hat einen Boden aus Salzkristallen und ist mit roten Ur-Salzbrocken aus der Himalaya-Region dekoriert. Die Besucher machen es sich auf Liegen gemütlich.“ Bei den Sitzungen wird ein „Salz-Luftvernebler“ eingesetzt. Angeboten werden unter anderem auch „Traumreisen mit Entspannungsmusik“ oder Klangschalen-Erlebnisse.

Zweiter Schwerpunkt von Elke Willudas Geschäftsidee ist die angeschlossene Teediele. Hier kann man unter rund sechzig verschiedenen Mischungen wählen. Sorten wie Ingwer, Mandarine, „fränkisches Schöpple“ oder sogar Hanftee finden sich in den Regalen. Wer mag, kann gleich Platz nehmen und eine Tasse Tee oder auch Kaffee trinken. Und das an schönen Tagen eben auch auf der Terrasse, die sich dem Laden anschließt.

Zwei runde Tische von je knapp einem Meter Durchmesser und sechs leichte Gartenstühle stellt Elke Willuda bei diesen Gelegenheiten vor die Hintertür. Ein Stein des Anstoßes, wie sie feststellen musste.

„Uns wird vorgeworfen, dass es zu laut ist“, wundert sich die Geschäftsfrau. „Dabei haben wir noch nicht einmal eine ,Außenakustikanlage‘, das heißt, wir spielen hier draußen ganz sicher keine Musik ab, Alkohol schenken wir übrigens auch nicht aus.“ Wie eine „Geruchsbelästigung“ von Tee und Limo ausgehen soll, könne sie sich auch nicht erklären. Außerdem kehre am Abend zeitig Ruhe ein: „Unsere Kernöffnungszeit geht bis 18 Uhr.“

An Sonn- und Feiertagen ist ebenso geschlossen wie am Abend. Eine Ausnahme davon bilden manchmal Vorträge, die in unregelmäßigen Abständen in den Räumen der „Ammerndorfer Meersalzgrotte & Teediele“ angeboten werden. So bat der Seniorenbeirat Ammerndorf hier erst vor kurzem zum Expertengespräch zum Thema „Diagnose Demenz – was nun?“

Vom Landratsamt genehmigt

In dem Geschäftslokal gegenüber vom historischen Ammerndorfer Stationsgebäude war zuvor eine Filiale des Drogeriemarkts Schlecker untergebracht – bis zur Pleite des Unternehmens. Elke Willuda erinnert sich: „Als ich dann vor zwei Jahren den Laden anmietete, gab es natürlich eine Gewerbeanmeldung und eine Nutzungsänderung, die vom Landratsamt genehmigt wurde – inklusive Außenbestuhlung. Eine weitere Klage liegt aus diesem Grund nun beim Verwaltungsgericht in Ansbach vor.“

Der vorläufige Streitwert der Lärmklage vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth wurde auf 10 000 Euro festgelegt. Die Chefin von Meersalz-Wellness und Teediele weiß, dass sie derzeit nur eines tun kann: „Abwarten. Und hoffen, dass der Fall bald geklärt wird“.

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