Ammerndorfer: Von der Bibert in die Rockys

2.5.2015, 15:00 Uhr
Zwei Schwestern, die etwas vom Brauen verstehen: Claudia (links) und Christine Murmann führen im Kreis Fürth eine kleine Brauerei, die auf regionale Erzeugnisse setzt.  Jetzt exportieren sie einen Sudkessel in die Rocky Mountains.

© Armin Leberzammer Zwei Schwestern, die etwas vom Brauen verstehen: Claudia (links) und Christine Murmann führen im Kreis Fürth eine kleine Brauerei, die auf regionale Erzeugnisse setzt. Jetzt exportieren sie einen Sudkessel in die Rocky Mountains.

„Jetzt habe ich einen guten Grund, um einmal in die Rocky Mountains zu fliegen“, sagt Brauereichef Helmut Murmann. Nach Denver im US-Staat Colorado hat das Familienunternehmen die 1932 in Betrieb genommene Sudpfanne verkauft. In der „Bierstadt Lager“ wird sie nicht nur Gerstensaft nach fränkischer Art zum Kochen bringen, sondern soll auch als Teil des gastronomischen Konzepts im Mittelpunkt stehen.

„Für die Amerikaner ist das deutsche Bier eben etwas ganz Besonderes“, sagt Murmanns Tochter Claudia (29), die sich mit ihrer ein Jahr älteren Schwester Christine – ebenfalls Braumeisterin – und dem 63-jährigen Vater die Aufgaben der Geschäftsleitung teilt. Was das neue Sudhaus gekostet und das alte erlöst hat, darüber will weder die neunte noch die zehnte Generation bei Dorn-Bräu etwas erzählen. Billig dürfte allerdings beides nicht gewesen sein, wie Helmut Murmann durchblicken lässt: „Die Amis können sich dank des deutlich höheren Bierpreises den Kauf und den Transport leisten.“

Edelstahl statt Kupfer

Die Hoffnung, dass der alte Sudkessel — „deutsche Wertarbeit aus zehn Millimeter starkem Kupfer“ — erst nach seinem Schritt in den Ruhestand ersetzt werden muss, erfüllte sich für Murmann indes nicht. „Nach 83 Jahren war es einfach an der Zeit.“ Statt aus Kupfer bestehen Sudpfanne und Maischebottich nun aus Edelstahl, elektronisch gesteuert und leichter zu reinigen. „In die alte Pfanne musste man zum Saubermachen noch selbst hineinklettern“, erklärt Christine Murmann. „Das erledigen jetzt Reinigungsdüsen automatisch.“

Die Kapazität hat sich zwar nicht verändert, schließlich wird weiter mit den vorhandenen Gär- und Lagertanks gearbeitet. Bis zu acht Sude mit jeweils 4500 Litern werden pro Woche in der Regel angesetzt. Deren Steuerung ist jedoch hochmodern. In den Brauprozess können die Murmanns und ihre Mitarbeiter nun via Internet eingreifen.

„Wenn nicht gerade etwas ausläuft oder defekt ist, können wir die Einstellungen von zu Hause aus über PC oder Smartphone ändern“, erläutert die Braumeisterin. Dieser Komfort war aber nicht ausschlaggebend für die Neuanschaffung. Dank effizienter Dampfschlangen verbraucht die Anlage nur noch halb so viel Energie wie ihre Vorgängerin. Bis auf ein paar Kinderkrankheiten lief der Betrieb des neuen Sudhauses in den ersten Wochen ohne größere Probleme. „Wenn ihnen die Steuerung erst einmal in Fleisch und Blut übergegangen ist, werden die Mädels sicher etwas Neues kreieren“, glaubt Helmut Murmann.

Doch auch jetzt schon wächst die Ammerndorfer Produktpalette: In wenigen Wochen soll mit einem leichten Weizen die elfte Biersorte auf den Markt kommen. Trotz des im Vergleich zu den USA deutlich geringeren Bierpreises hierzulande ist man in der letzten Privatbrauerei im Landkreis Fürth mit dem Geschäft zufrieden. „Beim Gesamtumsatz können wir weiter ein leichtes Plus verzeichnen“, so Helmut Murmann — eine Entwicklung, die schon lange vor der großen Reise des alten Sudkessels nach Übersee einsetzte.

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