An der Schicksalsprüfung gewachsen

21.11.2011, 22:00 Uhr
An der Schicksalsprüfung gewachsen

© Leberzammer

„Anita Kinle ist an ihrem Schicksal nicht verzweifelt, sondern daran gewachsen“, würdigte Laudator Roland Hanke ihr „überdurchschnittliches bürgerschaftliches Engagement“. Als sportbegeisterte Mutter eines 1999 geborenen Sohns mit Down-Syndrom hat Kinle 2007 den Laufclub 21 initiiert. Dort sind mittlerweile bundesweit 150 Sportler aktiv, darunter viele mit der genetischen Besonderheit Trisomie 21, die für den Vereinsnamen Pate stand.

Ziel des Vereins ist nicht nur, die sportliche Aktivität zu fördern, sondern in erster Linie Menschen mit Down-Syndrom am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen. Dies sei der 47-jährigen Fürtherin vorbildlich gelungen, betonte Roland Hanke.

Vor allem auf die Betroffenen selbst wirke sich dies überaus positiv aus: Sie seien in der Öffentlichkeit stabiler und präsenter, selbst ihr Gesichtsausdruck spiegele eigene Erfolge und Misserfolge wider, so der Laudator. „Sie überschreiten wie selbstverständlich die bislang vermuteten Grenzen ihrer Belastbarkeit.“

Neue Lebensfreude

So ungewöhnlich ein Ausdauersportverein für Menschen mit Down-Syndrom 2007 noch anmutete, heute ist er etabliert und findet Nachahmer. Der Preis ging daher an Anita Kinle, weil es ihr zu verdanken sei, dass besonders die sportlichen Potenziale erkannt und öffentlich gemacht wurden. „Und dies strahlt weit über Fürth hinaus“, unterstrich Hanke. Im vergangenen Jahr etwa wurde der Laufclub 21 mit dem internationalen „World Down Syndrom Award“ ausgezeichnet.

„Abbau kollektiver einschränkender Gedanken durch Einmischen und Vorleben“, so beschreibt die Preisträgerin selbst ihre Vision des Miteinanders. „Das ist verbunden mit der Hoffnung, darin neue Kompetenzen und Lebensfreude aller Menschen zu finden“, erklärte Anita Kinle in ihrer Dankesrede. Dass Sprache Einstellungen, Verhalten und Vorurteile darstellen, aber auch überwinden könne, werde daran deutlich, dass der Begriff „genetischer Defekt“ ganz andere Assoziationen weckt als beispielsweise „Vielfalt der Natur“.

Als preiswürdig erachtete die Freimaurerloge außerdem, dass Anita Kinle nicht nur den Laufclub 21 ins Leben gerufen hat, sondern auch die Beratungsstelle in der Erlanger Straße rund um das Down-Syndrom. Beiden Initiativen stehen Ärzte, Trainer und Therapeuten mit Rat und Tat zur Seite, in der Fürther Beratungsstelle außerdem noch Ausbildungs-, Berufs- und Sexualberater sowie eine Rechtsanwältin.

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