Angst vor Giftködern für Hunde

6.12.2015, 16:00 Uhr
Angst vor Giftködern für Hunde

© Foto: Florian Schuh/dpa

Auch diesmal hat sich die Nachricht von den Giftködern herumgesprochen. „Wie ein Lauffeuer“, sagt Manuela Wüchner. „Wir sind verängstigt.“ Auf ihre Hundedame, einen Flat coated Retriever, passt sie seitdem noch besser auf, „sie frisst leider alles“.

Vor zwei Jahren hat die 51-Jährige erstmals davon gehört, dass in Burgfarrnbach Hundehasser unterwegs sein sollen. Von Hähnchenteilen mit Rattengift in der Nähe der Geißäckerstraße war die Rede, später dann wiederholt von Giftködern nahe der Gaststätte „Zur Tulpe“.

Vor ein paar Wochen hörte sie vom nächsten Fall – diesmal aus ihrer Nachbarschaft, aus der Hiltmannsdorfer Straße: Eine Frau musste ihren sechs Monate alten Hund in eine Tierklinik bringen, erzählt Wüchner, auch die Ärzte hätten auf Giftköder getippt. Hackbällchen mit Rattengift sollen die Ursache gewesen sein, „manche wurden sogar in den Garten der Frau geworfen“. Dabei blieb es aber nicht, vor kurzem fanden andere in der Gegend Hundekaustreifen, „die mit flüssigem Rattengift getränkt waren“.

In Facebookgruppen und auf Internetseiten wie „Giftköderradar“ geben Hundebesitzer solche Meldungen rasch weiter, um andere zu warnen. Wüchner und einige entsetzte Mitstreiter haben vor kurzem auch noch Hinweiszettel an Bäumen aufgehängt. Ob Betroffene Anzeige erstattet haben, weiß sie nicht.

Das würde man sich im Fürther Ordnungsamt wünschen. „Leider erfahren wir meist erst spät von diesen Vorfällen und dann auch nur das, was einer vom Hörensagen weiß“, bedauert Ordnungsamtsleiter Hans-Peter Kürzdörfer. Er appelliert an die Halter, sich gleich bei der Stadt oder der Polizei zu melden, wenn sie etwas Verdächtiges gefunden haben oder vermuten, dass ihr Hund gefährliche Happen gefressen hat: „Dem wird nachgegangen“, versichert er, „es handelt sich doch um eine Straftat, kein Kavaliersdelikt!“

Auch aus Burgfarrnbach hätten sich noch keine unmittelbar Betroffenen gemeldet. „Von einem konkreten Fall, wo ein Hund geschädigt wurde, wissen wir nichts.“ Bei der Polizei sei ebenfalls nichts bekannt.

Immerhin der Finder der Kaustreifen meldete sich im Ordnungsamt und brachte drei Exemplare vorbei. Der Amtstierarzt habe sie sich angesehen, daran gerochen und keine Spuren von Rattengift erkannt, sagt Kürzdörfer. Die Stadt habe die Streifen nun eingefroren. Sollte sich der Verdacht erhärten, könnte man sie untersuchen.

Eine solche – nicht ganz günstige – Untersuchung hatte die Stadt Anfang August in Auftrag gegeben: Das Tierheim Nürnberg hatte damals auf seiner Facebookseite vor Giftködern rund um das Fürther Carrera-Areal gewarnt. Ein Hund habe „gerade noch so überlebt“. Die Polizei war auch damals nicht informiert worden. Da das Erbrochene des Hundes eingefroren worden war, konnte es das Ordnungsamt vom Rechtsmedizinischen Institut der Universität Erlangen untersuchen lassen – und Entwarnung geben: Es fanden sich keine chemischen oder giftigen Substanzen darin, sagte Kürzdörfer.

In anderen Fällen haben Hundehalter weniger Glück. Wüchner würde sich einen Dialog mit jenen wünschen, die solche Köder auslegen – möchte sie wachrütteln. Gleichzeitig ruft sie Hundehalter zu mehr Disziplin beim Wegräumen der Hundehaufen auf: Sie selbst rege sich – „wie die meisten Besitzer, die ich kenne“ – auch auf über „verantwortungslose Halter auf, die offensichtlich die Verordnung der Stadt nicht gelesen haben“. Danach ist jeder verpflichtet, eine Tüte mitzunehmen und Kot zu entfernen.

Sie bedauert aber auch, dass die Kommune keine Tütenspender bereitstellt und im Gebiet Schmalholz weit und breit nur ein einziger Mülleimer zur Verfügung steht, der regelmäßig überquillt. Auch Kürzdörfer machen die „Bomben“ am Straßenrand oder auf Kinderspielplätzen zornig: Es sei ganz klar die Verantwortung der Hundehalter, sie wegzuräumen. „Was geht in deren Köpfen vor?“, fragt er sich.

Er habe ohnehin vorgehabt, zusammen mit den Kollegen aus dem Tiefbauamt und Grünflächenamt noch einmal zu prüfen, was die Stadt tun könne, um die Situation zu verbessern. Man werde dabei auch über die Mülleimer und Tüten nachdenken. Wer weitere Vorschläge hat, soll es die Stadt wissen lassen.

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