Anwandens Aufzüge sind kurz vor dem Start

14.7.2015, 16:00 Uhr
Anwandens Aufzüge sind kurz vor dem Start

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Am Dienstag werden die Lifte am S-Bahn-Halt im Zirndorfer Ortsteil betriebsintern geprüft, teilte ein Bahnsprecher auf Nachfrage mit. Selbst wenn sich bei der Abnahme, die das Eisenbahnbundesamt als Prüfbehörde aller Bahnanlagen vornimmt, noch Nachbesserungsbedarf ergibt: Der Aufzug soll anschließend zeitnah, spätestens innerhalb einer Woche, zur Verfügung stehen.

Damit endet eine jahrelange Hängepartie um den barrierefreien Ausbau des S-Bahn-Haltepunkts. Der Anwandener Wolfgang Kunert, selbst ehemals Bahnmitarbeiter, hatte immer wieder nachgehakt und mit seiner Gattin auch schon eine Unterschriftensammlung für den zügigen Einbau der Lifte organisiert. Jetzt hat er den Ordner mit dem Schriftverkehr mit der Bahn, deren diversen Töchtern und Behörden vom Schreibtisch geräumt. Seit Anfang März die elf Meter hohen Aufzugschächte gesetzt wurden, war für Kunert klar: Die Unsicherheit, ob die Lifte überhaupt noch kommen, hat ein Ende.

Dass sich die Bahn damals mit dem 30. Juni einen großzügigen Zeitrahmen bis zur endgültigen Installation eingeräumt hatte und selbst die nun überschritt, nimmt Kunert gelassen. „Wir haben so lange gewartet“, meint er im Blick auf die einst schon zum Start der S-Bahn vor fast fünf Jahren in Aussicht gestellten Fahrstühle, die zuletzt für Ende 2014 angekündigt waren. „Da kommt es auf zwei Wochen hin oder her nicht an.“

Die neuerliche Verspätung begründet der Bahnsprecher damit, „dass wir bei solchen Projekten absolut fremdbestimmt sind“. Wie üblich, habe die DB Station & Service AG die Maßnahmen an einen Generalunternehmer vergeben. Und dem gehe es nicht anders als jedem privaten Häuslebauer: „Wenn die Firmen nicht nahtlos ineinandergreifen, gerät man schnell in Verzug.“ Doch angesichts voller Auftragsbücher im Handwerk sei es mit der Termintreue derzeit nicht weit her.

DB Station & Service betreut fast 1000 Haltepunkte in Bayern, an 200 davon werde aktuell gebaut. Der barrierefreie Ausbau in Anwanden, so der Bahnsprecher, dürfte das teuerste Projekt darunter sein — setzte man die Kosten in Relation zu den Fahrgastzahlen. Der Bahndamm liegt sieben Meter über dem Niveau des Ortes, das trieb auch die Kosten in die Höhe. Insgesamt wurden 4,7 Millionen Euro in den Ausbau gesteckt.

Normalerweise fördere der Bund den barrierefereien Ausbau eines Bahnhaltes erst ab 1000 Ein- und Ausstiegen am Tag. In Anwanden sind es im Schnitt nicht einmal 400. Dass der Ort trotzdem in den Genuss der ungehinderten Zugangswege kommt, liege daran, dass der Haltepunkt nicht allein, sondern im Kontext des gesamten Netzausbaus der S-Bahn betrachtet wurde. Diese Investition wurde bekanntlich als volkswirtschaftlich gerechtfertigt eingestuft.

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